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UEFA-Pokal Ö Twente Enschede Ö FC Schalke :

© dpa

Schalke in der Krise: Schlecht verwalteter Mangel

So schlecht wie derzeit stand Schalke seit Jahren nicht da. Fünf der letzten sechs Spiele hat das Team, das am Sonnabend Hertha BSC empfängt, verloren. Das größte Problem: Sie wollen ihre Defizite nicht sehen.

Manuel Neuer taperte über den Platz wie ein psychopathischer Tiger im Zoo. Zwei Schritte vor, einen zurück, einen zur Seite – man konnte richtig sehen, wie es in ihm arbeitete. Neuer zauderte, er flehte, er suchte sein Rudel, aber sein Rudel, die Mitspieler vom FC Schalke 04, war längst verschwunden. Neuer wollte sich nach dem 1:2 bei Twente Enschede wenigstens anstandshalber von den eigenen Fans verabschieden. Dreißig Meter vor dem Schalker Block gab er auf. Neuer stülpte sich aus Scham sein Trikot über den Kopf, aber es war nicht klar, ob er sich für sich selbst schämte oder für den Rest der Mannschaft.

An Gründen zur Scham mangelt es nicht. Von den jüngsten sechs Spielen haben die Schalker fünf verloren. In der Bundesliga steckt die Mannschaft vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC am Samstag im dunklen Mittelfeld fest, in die Champions League hat sie es gar nicht erst geschafft, und in der Trostrunde Uefa-Cup wird sie in zwei Wochen aller Wahrscheinlichkeit nach das frühe Aus ereilen. Santander und Paris St. Germain können die am letzten Spieltag spielfreien Schalker noch vom dritten Platz verdrängen.

Die baldige Entlassung von Manager Müller gilt als wahrscheinlich

„Das ist sportlich die schwerste Krise, die wir in den letzten drei, vier Jahren durchgemacht haben“, sagte Andreas Müller. Es war ein seltsames Bild, das Schalkes Manager am späten Abend in Enschede abgab. Er stand in einer Ecke des Kabinengangs vor der Werbetafel der Uefa, eine Kamera war auf ihn gerichtet, dahinter lauerten die Journalisten. Müller blickte starr in die Linse, aber er sagte nichts. Müllers gesammeltes Schweigen. In Wirklichkeit musste Schalkes Manager auf die Live-Schalte der ARD warten, aber seine Sprachlosigkeit passte perfekt – vor allem zu seiner eigenen Situation: Vom Boulevard wird Müller nur noch als Wackel-Manager bezeichnet. Zu sagen hat er angeblich nichts mehr, seine Entlassung in der Winterpause gilt als wahrscheinlich.

Trainer Rutten verwaltet den Mangel schlecht

Mit Auftritten wie dem gegen Twente wird das Team Müllers Job nicht retten – weil bei allem Bemühen erneut große Defizite qualitativer Art deutlich wurden. Das größte Problem ist, dass sich die Schalker dieser Erkenntnis weiterhin verschließen. Sie hielten die Niederlage gegen den biederen holländischen Ehrendivisionär für hochgradig ungerecht. Aber den Schalkern fehlt es erkennbar an Qualität, und Trainer Rutten verwaltet den Mangel denkbar schlecht. Geradezu krampfhaft hält er an seinem 4-3-3-System fest, obwohl ihm dazu die passenden Spieler fehlen.

Wenigstens die Schalker Fans kamen am Ende noch auf ihre Kosten. Twentes Mannschaft blieb bei ihrer Ehrenrunde vor dem blau-weißen Block stehen und machte gemeinsam mit dem Schalker Anhang die Welle.

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