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Theatralischer Abgang. Jermaine Jones (l.) gibt nach Gelb-Rot noch das Opfer.

© dapd

Schalke-Profi Jones: Direkt auf die Verletzung getreten

Mit gezielter Entschlossenheit trat der Schalke-Profi Jones dem Gladbacher Reus auf den verletzten Fuß. Jetzt ermittelt der DFB.

Jermaine Jones besitzt als Fußballer nicht unbedingt den besten Ruf. Der Mittelfeldspieler des FC Schalke 04 gilt als Haudrauf, dem die Feinheiten des Spiels eher fremd sind. Doch vielleicht tut man ihm mit dieser Einschätzung ein wenig unrecht. Offensichtlich pflegt Jones ein sehr professionelles Verhältnis zu seinem Beruf, er bereitet sich akribisch vor, analysiert den anstehenden Gegner en detail, kennt sowohl seine Stärken als auch seine Schwächen. Das jedenfalls legt eine Szene aus dem DFB-Pokal-Achtelfinale der Schalker am Mittwochabend in Mönchengladbach nahe.

Gerade fünf Minuten waren vorüber, als sich rund um Schiedsrichter Wolfgang Stark ein kleines Rudel bildete. Marco Reus, der Stürmer von Borussia Mönchengladbach, gehörte zu den Diskutanten, und auch Jones trollte sich hinzu. Der Schalker nahm jedoch einen ungewöhnlichen Laufweg. Von rechts schlich er einmal um Marco Reus herum, und als Jones endlich die passende Position gefunden hatte, trat er dem Gladbacher mit gezielter Entschlossenheit, und doch vom Schiedsrichter unbemerkt, auf den linken Fuß – auf jenen Fuß also, dessen kleiner Zeh gebrochen ist. Als defensiver Mittelfeldspieler gehört es zu Jones’ Aufgaben, das Spiel des Gegners lahmzulegen. Und gegen die Gladbacher tut man das eben am besten, indem man ihren besten Offensivspieler stoppt.

Doch diese Aktion hat bereits zu offiziellen Konsequenzen geführt. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes hat ein Ermittlungsverfahren gegen Jones eingeleitet. Und weil Schiedsrichter Wolfgang Stark diese Szene nicht gesehen und deshalb nicht geahndet hatte, kann der Kontrollausschuss nachträglich ermitteln. Jones wurde zu einer Stellungnahme aufgefordert.

Reus wurde bereits kurz nach dem Spiel explizit gefragt, ob er schon einmal etwas Hinterhältigeres erlebt habe als Jones’ gezielten Tritt auf seinen lädierten Fuß. „Das zeigt den Respekt, den die Schalker vor uns hatten“, antwortete er eher kryptisch. Und überhaupt wolle er zu der Aktion eigentlich nicht zu viel sagen. Zum einen sprach sie für sich, zum anderen verfügt der Nationalspieler über wirksame Sanktionsmöglichkeiten. Wie schon in Berlin, wo Reus nach einer gemeingefährlichen Attacke von Herthas Verteidiger Maik Franz den Siegtreffer erzielte, bestrafte er die Schalker mit zwei Toren zum 3:1-Endstand.

Vor allem sein zweiter Treffer kurz vor Schluss kam einer Demütigung gleich. Nachdem Schalkes Torhüter Lars Unnerstall am Ball vorbeigerauscht war, lief Reus allein auf das leere Tor zu. Unmittelbar vor der Torlinie chippte er den Ball mit der Sohle seines rechten Fußes gegen den Spann seines linken, von dort flog er ins Netz. Ein solches Kunststück entspricht nicht unbedingt den Werten des Fairplays und brachte Reus noch auf dem Platz eine energische Maßregelung durch den Schalker Christian Fuchs ein. „Das war blöd von mir“, sagte Borussias Stürmer später. „Aber es waren viele Emotionen im Spiel.“

Die Emotionen waren vor allem von Schalker Seite geschürt worden. „Sie haben viel gemeckert und sich nicht ganz auf ihr Spiel konzentriert“, sagte Borussias Stürmer Mike Hanke. „Das war ihr Fehler.“ Unmittelbar nach der Pause wurde Klaas-Jan Huntelaar wegen Meckerns des Feldes verwiesen wurde, und in der Nachspielzeit sah auch Jermaine Jones noch Gelb-Rot. Der Schalker wurde das Opfer einer eher läppischen Schauspieleinlage des Gladbachers Igor de Camargo. Mitleid hatte mit ihm niemand.

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