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Sport: Schalkes Revier

Dortmund verliert erst Spielmacher Rosicky durch Platzverweis und dann 0:1 gegen den Erzrivalen

Dortmund. Wütend streifte sich Tomas Rosicky die Kapitänsbinde ab und warf sie auf den Rasen. Kurz zuvor war er wie ferngesteuert hinter dem Mittelkreis in Richtung Außenlinie gerannt und hatte Schalkes Kobiaschwili wenige Minuten vor der Pause brutal von den Beinen geholt. Schiedsrichter Fandel hatte Gelb-Rot gezückt und den Hoffnungsträger der Dortmunder Borussia vom Feld geschickt. Versteinert stand Trainer Sammer am Rand, er hatte bereits einen verschossenen Elfmeter seines Teams ertragen, er wusste nicht, dass in Halbzeit zwei ein weiterer Fehlschuss vom Elfmeterpunkt hinzukommen würde. Aber er ahnte wohl, dass es an diesem Tag nicht mehr gut laufen würde für sein Team. Am Ende, in der 89. Minute, traf dann fast folgerichtig der eingewechselte Ebbe Sand zum 1:0-Sieg für die Schalker gegen frustrierte Dortmunder.

Die tragische Geschichte des Tomas Rosicky begann schon einige Minuten vor dem Platzverweis. Er – den die Dortmunder wenigstens noch bis zum Saisonende halten konnten, trotz Angebote vom FC Chelsea und aus Barcelona – war in den Schalker Strafraum gestürmt, dort hatte ihn Poulsen touchiert und auch regelwidrig berührt. Der Tscheche fiel, aber Fandels Pfiff galt seiner angeblichen Schwalbe. Der Schiedsrichter zeigte Rosicky die Gelbe Karte und provozierte damit wohl jene Wut, die wenig später bei Rosickys Foul an Kobiaschwili zum Ausbruch kam.

Dabei hatte Dortmund die große Chance, um selbstbewusst und mutig das Spiel zu gestalten: Ewerthons genialer Pass (8.) kommt ansatzlos und öffnet die Schalker Abwehr wie von Zauberhand. Frings läuft plötzlich frei auf Schalkes Tor zu. Torwart Rost sprintet heraus, hechtet, verfehlt Ball und Bein – aber Frings fällt. Eine Schwalbe, wie die Fernsehbilder zeigen, trotzdem entscheidet Schiedsrichter Fandel hier auf Strafstoß und eröffnet damit den Reigen folgenschwerer Entscheidungen. Koller aber schießt den Ball so unkonzentriert und schlecht direkt in die Mitte, so dass Rost abwehren kann.

Die Gelegenheit zur schnellen Führung war für Dortmund dahin, das Unglück nahm seinen Lauf, obwohl der Verein doch unbedingt noch in die Champions League will, um dem drohenden Finanzkollaps zu entgehen. Fortan waren es die Schalker, die das Spiel mehr und mehr bestimmten. Schnell wurde aus der Abwehr heraus das Mittelfeld durchquert, Altintop und Oude Kamphuis trieben den Ball in den Dortmunder Strafraum, und die Borussia konnte sich beim französischen Torhüter Warmuz bedanken, der das Vertrauen von Trainer Sammer vollauf rechtfertigte und ein ums andere Mal gut reagierte. Ob bei Weitschüssen von Altintop (5.) oder bei Freistößen von Altintop und Vermant.

Nach der Pause hatte der harte Einsatz der ersten Halbzeit das teilweise schöne Spiel endgültig zerstört. Die dezimierte Dortmunder Mannschaft konnte sich nur noch selten befreien, die Schalker dagegen schafften es zunächst nicht, die Freiräume entscheidend zu nutzen. Die beste Chance hatte der agile Asamoah, der nach einer Flanke von Hanke den Ball nicht mehr ins leere Tor drücken konnte, sondern darüber hinwegköpfte (61.).

15 Minuten vor Schluss wusste sich Schalkes Kläsener im Strafraum nicht anders zu helfen und spielte den Ball ungeschickt mit der Hand. Wieder pfiff Fandel Elfmeter, doch Frings, vielleicht die Strafe für seine Schwalbe, versagte wie Koller – Rost hielt. Es war das eindrucksvolle Symbol für den Zustand eines angeschlagenen Vereins.

Piotr Musiol

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