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Sport: Scharlatane und Windbeutel

Warum die Post als Sponsor aus der Formel 1 aussteigt

Düsseldorf. Für Gert Schukies war der dreijährige Ausflug in den Motorsport eine aufregende Fahrt durch eine fremde und emotionale Welt. „Die Formel 1", sagte der Kommunikationsdirektor der Deutschen Post, „ist der Ort, wo gestandene Manager zu kleinen Kindern werden." Und das, obwohl Boxengasse und -luder auch enorme Anziehungskraft auf halb- bis gar nicht seriöse Zeitgenossen haben. Schukies weiß das. „Ich habe noch nie so viele Scharlatane und Windbeutel gesehen wie in der Formel 1", lautete eine weitere seiner PS-Erkenntnisse.

Nun, der studierte Kunsthistoriker wird in Zukunft seltener zum Kind werden und auch seltener mit der Vollgas-Halbwelt zu tun haben. Die Poststrategen bestätigten gestern, dass das Engagement beim britischen Jordan-Rennstall nicht verlängert wird. In einer Pressemitteilung wurde das zu Papier gebracht, was immer publiziert wird, wenn eine solche PR-Maßnahme ausläuft: „Unsere Kommunikationsziele sind voll erfüllt. Dies ist ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören." Schukies sprach gestern gegenüber dem „Handelsblatt“ allerdings davon, dass man auch die „gesamtwirtschaftliche Entwicklung" sehen müsse. In der Tat wäre es gerade gegenüber den Aktionären schwer vermittelbar gewesen, an dem jährlich mehr als zehn Millionen Euro teuren Formel-1-Abenteuer festzuhalten. Schukies ist da Realist genug, und doch fällt dem Post-Mann der Abschied schwer. Herzblut war im Spiel, und auch die Überzeugung, dass „die Formel 1 als globale Kommunikationsplattform unschlagbar" sei.

Für das Bonner Unternehmen ging dennoch das Experiment „Deutscher Sponsor trifft deutschen Fahrer" daneben. Heinz-Harald Frentzen war als rasender Postbote schnell entlassen. Das Jordan-Team belegte mit Unterstützung der Post die WM-Ränge vier, fünf und sechs. Mehr Rück- denn Fortschritt, das konnte nicht nach dem Geschmack des Sponsors sein. „Wenn man Weltmeister werden will, muss man in die andere, in die rote Abteilung einsteigen", sagt Schukies nicht ohne Neid in Bezug auf das Duo Ferrari/Michael Schumacher. Sponsoring dort aber sei auch alles: „Bei unseren Kundenevents waren die Jordan-Fahrer immer dabei.“ Die Kollegen von Vodafone kriegen Michael Schumacher hingegen nur selten zu sehen, und nur gegen Extrahonorar."

Wo die Post ihre in der Formel 1 eingesparten Millionen künftig einsetzt, ist offenbar klar. Es werden Gespräche geführt mit dem Weltfußballverband Fifa und dem Organisationskomitee für die WM 2006. Praktisch ist, dass OK-Chef Franz Beckenbauer ohnehin Vertragspartner der Postbank ist. Im Klubfußball will man sich laut Schukies nicht engagieren, auch nicht bei der einst umworbenen Dortmunder Borussia. Grund: Zu national, trotz Champions League. Der große, möglichst internationale Sport soll das Thema der Post bleiben. „Und nicht die ostfriesische Boßelmeisterschaft“, sagt Schukies. HB

Erich Ahlers

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