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Schiedsrichter-Gipfel: Respekt statt härterer Strafen

„Was pfeifst du denn da wieder zusammen, du ...“ Uli Hoeneß überlegte. Es fiel ihm nicht sofort eine angemessene, eine erlaubte Beschimpfung ein. So etwas dürfe man jedenfalls schon einmal sagen zu einem Schiedsrichter, als Spieler oder Trainer oder Manager. Was man nicht sagen darf, dazu hatte der Manager des FC Bayern München ein paar mehr Beispiele parat.

München - Gerade war der zweite runde Tisch im Haus des Fußballs des Bayerischen Fußball-Verbandes in München zu Ende gegangen. Das Haus des Fußballs hat einen direkten Durchgang zum Münchner Volkstheater – bezeichnenderweise. Das Treffen stand seit drei Monaten fest, doch natürlich wurde viel über das dramatische vorletzte Wochenende gesprochen, das mit der 12 000-Euro-Strafe für die Schiedsrichterschelte des Dortmunder Trainers Jürgen Klopp als Höhepunkt den Eindruck erweckt hatte, als ob das Verhältnis zwischen Klubs und Schiedsrichtern einem Tiefpunkt zustrebe.

Die als „Schiedsrichter-Gipfel“ titulierte Runde in München versuchte vehement, diesen zu zerstreuen. Gerade was den Respekt untereinander angehe, habe man seit dem ersten runden Tisch im März dieses Jahres große Fortschritte gemacht. Darin waren sich alle einig, von Uli Hoeneß über Klaus Allofs (Bremen), Rudi Völler (Leverkusen), Felix Magath (Wolfsburg), Andreas Müller (Schalke), Heribert Bruchhagen (Frankfurt) bis hin zu den Schiedsrichter-Vertretern Herbert Fandel und Lutz Michael Fröhlich und dem DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus. Zwei Stunden lang diskutierten sie über strittige Spielszenen und Regelauslegungen und zollten sich gegenseitig oft und ziemlich viel Respekt.

Uli Hoeneß machte die Medien für die Aufregung mitverantwortlich: „Alles Quatsch, alles aufgebauscht, alles Einzelfälle.“ Als er noch gespielt habe, hätten Sepp Maier und Franz Beckenbauer den Schiedsrichtern ganz andere Sachen in die Kabine hinterhergerufen. Lutz Michael Fröhlich mahnte ebenfalls zur Gelassenheit: „Vor zwei Wochen, das war ein Ausnahmewochenende, aber grundsätzlich ist das Verhältnis zwischen Klubs und Schiedsrichtern im letzten halben Jahr sehr viel besser geworden.“

Konkrete neue Beschlüsse fasste die Runde nicht. Es gebe keinen Anlass. Strafen zu verschärfen mache keinen Sinn. „Viel wertvoller ist doch die Einsicht, die Jürgen Klopp gezeigt hat“, sagte der Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes, Rainer Koch. Uli Hoeneß nickte und tippte nebenbei ins Handy, wie um zu unterstreichen: „Zu viel Aufregung – um viel zu wenig.“ Sebastian Gierke

Sebastian Gierke

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