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Sport: Schlagende Verbindung

Der streitbare Georg Grozer kehrt zurück in die Volleyball-Bundesliga und trainiert seinen Sohn

Natürlich hat es zu Beginn der zweiten Volleyballkarriere des Georg Grozer beim Moerser SC erst einmal Ärger gegeben. Der streitbare Mann veranlasste die Entlassung von Kotrainer Freddy Gies, kurze Zeit später gingen dessen Sohn Oliver und sein Mitspieler Jaromir Zach. Mit der Begründung lieferte Grozer einen Einblick in seine Philosophie gleich mit: Er hatte eine „zu weiche Einstellung“ ausgemacht.

Der ehemalige Weltklasse-Athlet, der heute seinen 42. Geburtstag feiert, ist ein harter Trainer. „Wenn du dich im bezahlten Sport bewegst, musst du es richtig durchziehen.“ Grozer hat es Zeit seines Lebens auch so gehalten. Als er in den Neunzigerjahren nach der Flucht aus seiner ungarischen Heimat die sonst so brave deutsche Volleyballszene aufmischte, erwarb er sich schnell den Ruf als Enfant terrible. Keiner sprang so hoch, keiner schlug so hart und keiner legte sich so regelmäßig mit Trainern, Managern oder Präsidenten an wie der Mann mit dem Karl-Lagerfeld-Zöpfchen. In seiner Glanzzeit bekam Grozer die Beinamen „Magic Schorsch“ und „Hammer Schorsch“. Legendär geworden sind nicht nur seine Auftritte, in denen er Spiele im Alleingang entschied, sondern auch seine Wutanfälle. Während der EM 1991 in Deutschland knallte er dem damaligen Bundestrainer Igor Prielozny die Sportschuhe vor die Füße, weil der es gewagt hatte, ihn vom Feld zu nehmen.

Nun hat Grozer die Seiten gewechselt und ist in die Bundesliga zurückgekehrt. Am Samstag gibt er zum Saisonauftakt beim Heimspiel gegen den SC Charlottenburg sein Debüt auf der Bank des einstmals ruhmreichen Moerser SC. Mit ihm soll die Rückkehr zu alten Glanzzeiten gelingen, als der MSC zum ersten Europapokalsieger aus der Männer-Bundesliga wurde. Dass der Trainernovize bei seinem ersten Engagement auch als sportlicher Vorgesetzter seines Sohnes agiert, ist eine zusätzliche pikante Note.

Grozers Sohn hört ebenfalls auf den Vornamen Georg und gilt als hoch veranlagter Volleyballer. Nun sollen „Hammer Schorsch“ und „Hammer Schorsch junior“ zu einer schlagenden Verbindung werden, die eine Rückkehr in die nationale Spitze ermöglicht. Einen Interessenkonflikt sieht Grozer senior nicht: „Bevor ich den Job angenommen habe, haben wir beide geklärt, dass er vier Stunden am Tag nicht mein Sohn, sondern mein Spieler ist.“ Schonung wird es nicht geben. Die Erwartungshaltung an seinen Sohn, so Grozer senior, sei höher. „Wenn die anderen 100 Prozent geben, verlange ich von ihm 110 Prozent.“ Wobei das Rollenverhältnis gewöhnungsbedürftig war. „Anfangs habe ich noch zu sehr den Vater in ihm gesehen“, sagt Grozer junior. „Mittlerweile nehme ich ihn in der Halle als Trainer wahr. Aber alle Vater-Sohn-Gefühle kannst du niemals wegstecken.“ Derzeit arbeitet das Duo daran, dass der Spieler, der seine Vorzüge bislang als Angreifer ausspielte, auch noch die Annahme erlernt. Dann würde Grozer junior, der vor zwei Monaten die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hat, auch für die Nationalmannschaft eine wertvolle Verstärkung.

Der Vater stuft den Sohn als gelehrigen Schüler ein. Mit dem großen Unterschied, dass der Filius weit weniger aufbrausend ist. Die Zurückhaltung des Sohnes hat immerhin den Vorteil, dass der Vater nicht Gefahr läuft, Schuhe vor die Füße geworfen zu bekommen.

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