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Sport: Schlechte Erinnerungen und Hoffen auf ein friedliches Finale vor dem heutigen Duell

Sebastian schmunzelt. Panik ist nicht zu erkennen.

Sebastian schmunzelt. Panik ist nicht zu erkennen. Nicht einmal Angstschweiß tropft ihm von der Stirn. Nein, Sebastian schmunzelt. Und das als TeBe-Fan. "Wäre doch schön, im DFB-Pokal zu spielen", sagt der 19-Jährige. "Aber natürlich soll das nicht so laufen wie vor einem Jahr." Da wurden Spieler des Kreuzberger Klubs Türkspor beim Berliner Pokalfinale von Anhängern des BFC Dynamo mit Naziparolen beschimpft und dann sogar auf dem Rasen angegriffen. Heute (18 Uhr, Jahn-Sportpark) kickt wieder der BFC Dynamo im Endspiel um den Paul-Rusch-Pokal. Gegner sind die Amateure von Tennis Borussia - und deren Fans rechnen mit einem friedlichen Saisonabschluss. Dem Gewinner des Endspiels winkt ein Startplatz im DFB-Pokal. Nebenbei gibt es 50.000 Mark Startgeld.

Sebastian hat eine bittere Saison hinter sich. Seine "Lieblinge", die Profis von Tennis Borussia, konnten in der Zweiten Liga gerade so den Abstieg vermeiden. "Es ist wirklich eine angenehme Abwechslung zu den Profis", sagt Sebastian. Und überhaupt, was soll schon heute Abend schief gehen? Das Hinspiel in der Regionalliga gewannen die Charlottenburger gegen den Ex-Stasi-Klub 2:1, das Rückspiel vor knapp zwei Wochen gar locker 7:3. Genützt hat es nichts. Beide steigen ab und kicken nun in der viertklassigen Oberliga. Und dennoch: "Die Amateure geben 90 Minuten 110 Prozent Einsatz", sagt Sebastian. So wie auch im Viertelfinale. Da warfen sie den Erzfeind 1. FC Union in der Alten Försterei aus dem Pokal. Spieler Talevic grüßte nach dem entscheidenden Elfmeter die Union-Fans mit dem Mittelfinger. So etwas kommt bei den Fans an.

"Der BFC ist eigentlich der einzige Verein im Osten, zu dem ich noch ein bisschen Sympathien entwickeln kann", sagt Sebastian. Schließlich sind nicht alle Fans des BFC Dynamo Gewalttäter oder gar Rechtsradikale. Und die älteren BFC-Fans freuen sich auch nicht gerade über den Besuch der Rechten. "Wenn hundert organisierte Nazis in unserem Fanblock stehen und Sprüche gegen Juden und Türken machen, kriege ich Pickel", sagte beispielsweise BFC-Fan Titus nach der Randale im vergangenen Jahr. Angefangen hatte der Ärger, als in der BFC-Fankurve ein Transparent flatterte. "Freiheit für Öcalan", stand auf dem Stofffetzen. Klar, dass die Türken nicht begeistert waren. "Die BFCer verkörpern die absolute Provokation", sagt Sebastian - und die gehört nun einmal dazu, solange sie nicht fremdenfeindlich ist. "Die scheißen auf political correctness - und ecken darum manchmal an." Natürlich ist es "scheiße, was passiert ist. Aber der BFV und Polizei haben im Endeffekt versagt. Das Zauntor zum Rasen war offen." Als Minuten vor Abpfiff hunderte von Fans auf den Zäunen hockten, stand immer noch das kleine Häufchen von Ordnern vor der Kurve. Die Polizei wartete vor dem Stadion. Angegriffen wurden er und seine Leute von den BFC-Hools auch noch nicht. Heute Abend "kommen vielleicht knapp 200 TeBe-Fans", sagt Sebastian. Scharf auf Gewalt sind sie nicht.

Er und seine Leute sind schon zwei Stunden früher vor Ort. Sie bolzen auf einem Nebenplatz gegen die Fans des BFC Dynamo.

AndrÉ Görke

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