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Gut aufgeschlagen. Der 19-jährige Spieth hat in Muirfield den Cut geschafft. Foto: AFP

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Sport: Schmutzige Hose, gute Schläge Golf-Teenager wie Spieth prägen die British Open

Muirfield - „Spaß“ ist kein Wort, das häufig fällt bei dieser British Open. Zu kompliziert ist das Spiel auf dem von der Sonne gebackenen Golfplatz mit seinen handtuchschmalen Fairways.

Muirfield - „Spaß“ ist kein Wort, das häufig fällt bei dieser British Open. Zu kompliziert ist das Spiel auf dem von der Sonne gebackenen Golfplatz mit seinen handtuchschmalen Fairways. Insofern überrascht die Freude, die Jordan Spieth in Muirfield hat. „Großartig ist es hier“, sagte Spieth am Samstag, „das ist die Woche meines Lebens.“ Der 19-Jährige ist gerade mal seit sieben Monaten Profi und hat noch vor zehn Tagen nichts von seinem Ausflug zu den British Open geahnt. Mit seinem Sieg bei der John Deere Classic in Illinois in den USA am vergangenen Sonntag hatte er sich als letzter Spieler einen Platz im Feld gesichert. Er brach schnell nach Schottland auf und schaffte nur mit knapper Mühe eine komplette Trainingsrunde in Muirfield – in der schmutzigen Hose vom Sonntag. Zum Waschen blieb nach seinem Sieg keine Zeit. Genauso wenig wie für Telefonate mit Freunden. Spieths Mobiltelefon streikt in Schottland. „Mein Tarif funktioniert hier nicht,“ sagt er und lacht. „Dann kann ich mich auf mein Golf konzentrieren.“

Den Cut überstand der Teenager aus den USA problemlos. „Jetzt versuche ich eben um den Sieg mitzuspielen“, sagte er vor der dritten Runde. Zu unüberlegter Aggressivität auf dem Platz neigt Spieth nicht. „Das Wichtigste, was ich dieses Jahr gelernt habe, ist Geduld und Selbstvertrauen rund um die Grüns.“

Wer den schnellen Aufstieg des Texaners mit besonderer Begabung erklären will, ihn womöglich gar als Wunderkind klassifiziert, verkennt eines: Die Golfszene ist jünger denn je, Spieth steht für einen Generationswechsel, der in vollem Gange ist. Beim US Masters erschreckte der 14-jährige Chinese Guanlang Tian die Szene. In Muirfield ist eine ganze Reihe Teenager im Feld. Den 18-jährigen Matthew Fitzpatrick aus Sheffield ließ das Ordnungspersonal aufgrund seines jugendlichen Aussehens am Dienstag nicht auf die Driving Range, anschließend hielt ihn ein Sicherheitsbeamter für den Balljungen von Tiger Woods. Seinen britischen Kollegen Jimmy Mullen und Rhys Pugh, beide 19 Jahre alt, erging es nicht viel anders.

Dabei hat so mancher der älteren Kollegen das Potenzial der Jugend längst erkannt. „Ich mag sein Spiel. Es geht ihm nicht darum, dass er schön spielt“, erklärt Phil Mickelson die Vorzüge von Jordan Spieth. „Ihm ist es nicht wichtig, den perfekten Schwung, sondern die richtigen Schläge zu machen.“ Der junge Amerikaner, der mit seinem Sieg in Illinois zum jüngsten PGA-Tour-Sieger in 82 Jahren wurde, weckt in Muirfield so manche Erinnerung an die British Open 1998, als der 17-jährige Justin Rose mit seinem vierten Platz überraschte.

Golfprofis im Teenageralter sind inzwischen Normalität. Zum einen, weil Spitzenamateure etwa ab dem 14. Lebensjahr ohnehin Woche für Woche von einem Turnier zum nächsten reisen und Kontakt zu Vermarktungsagenturen haben, die mit attraktiven Verträgen locken. Zum anderen aber sind die Spielmöglichkeiten für Nachwuchsprofis gewachsen. Drittklassige Minitouren wie die deutsche Pro Golf Tour, auf der auch Martin Kaymer seine Karriere begann, bieten den Einstieg in den Profisport. Jordan Spieth hat sein Stipendium an der University of Texas sausen lassen und setzt auf seine Karriere als Profi.

Reibungslos verläuft es für die Jugend aber nicht immer. „Der Anfang ist extrem hart. Man spielt plötzlich auf viel schwereren Plätzen und gegen viel stärkere Gegner“, sagt der Italiener Matteo Manassero, der in Muirfield den Cut verpasste. Was sich anhört wie die Weisheiten eines gesetzten Erwachsenen, kommt aus dem Mund eines 20-Jährigen. Als der Italiener 2010 ins Profilager wechselte, war er 17 Jahre alt, inzwischen steht er auf Platz 25 der Weltrangliste. Ein Erfolg, an dem sich auch Spieth orientiert. „Natürlich ist es mein Ziel, irgendwann einmal die Nummer eins der Welt zu sein“, sagt er. Die Woche in Muirfield hat ihn ein gutes Stück nach vorn gebracht. Petra Himmel

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