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Sport: Schneeforscher (IV): Sylke oder Silke? Im Rodeln der Damen reduziert sich das Siegerfeld auf die Deutschen Otto und Kraushaar

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Wissen Sie, was der V-Stil ist? Kennen Sie Jaromir Jagr? Und wer sind die Favoriten beim Snowboard? Der Wintersport ist vielfältig und mitunter kompliziert. In dieser Serie stellen wir Ihnen die 13 olympischen Wintersportarten vor.

Wenn es in puncto Olympia-Gold so etwas wie einen sicheren Tipp gibt, gilt das für die rodelnden Damen. Das Feld der möglichen Siegerinnen ist in dieser Disziplin reduziert. Fast ausgemacht ist es, dass es in Salt Lake City nur eine deutsche Siegerin namens Sylke geben kann. Mit einer Einschränkung: Es ist möglich, dass sich die Glückliche mit "i" statt mit "y" schreibt. Die Frage lautet: Sylke Otto aus Oberwiesenthal im Erzgebirge oder Silke Kraushaar aus Oberhof im Thüringer Wald?

Bei den Weltcups dieses Winters steuerte Kraushaar viermal ihren Schlitten zum Sieg, zweimal war Otto vorn. Die deutsche Überlegenheit bei den Frauen macht mitunter den Rodelbetrieb zum Langweiler. Da tut es gut, wenn die beiden Frohnaturen durch ihre erfrischende Art den Spaß an der Schlittenfahrt mit 100 Kilometern pro Stunde demonstrieren. Und das nach mittlerweile fast 20 Rodeljahren, die Sylke (32) und Silke (31) schon hinter sich haben.

Bis vor wenigen Wochen galten sie fast als unzertrennlich, teilten auf Wettkampfreisen das Zimmer, gingen gemeinsam auf Shopping-Tour, beratschlagten übers Outfit und natürlich auch über manches Rodelproblem. Doch damit ist es vorbei. "Wir bewohnen jetzt nicht mehr das gleiche Zimmer", verriet Sylke Otto am Rande der EM im Januar in Altenberg. Streit habe es nicht gegeben, man verstehe sich nach wie vor prima, versicherte die Sächsin. Die Trainer hätten nur entschieden, es sei im Vorfeld der Winterspiele besser, nicht dauernd aufeinander zu hocken. Bei der EM präsentierte sich ausgerechnet Silke Kraushaar ungewohnt nachdenklich. Zwar hatte sie mit Silber hinter Otto keinewegs enttäuscht, doch der Rückstand hinterließ Wirkung: "Fast acht Zehntel, das ist sehr heftig. Und dabei sind Sylke im zweiten Lauf sogar noch Fehler unterlaufen."

Sylke Otto indes feierte vor heimischer Kulisse ausgelassen. Da kam auch der riesige Fanclub so richtig auf Touren, dem Sachsen, Hessen und Franken angehören. Franken deshalb, weil die Kleinstadt Zirndorf bei Nürnberg mittlerweile als Sylkes Heimatadresse gilt, obgleich sie die meiste Zeit auf Trainings- und Wettkampfreisen sowie in Oberwiesenthal verbringt.

Auch körperlich hat sich Sylke Otto verändert. Es ist gut vorstellbar, dass sie inzwischen sogar Mode auf dem Laufsteg vorführen könnte. Die Zeit, als ihr Körper noch einige Rundungen zu viel aufwies, ist vorbei. Die Ursache ist ein Besuch in Oberwiesenthal im Sommer 1999, vor ihrem ersten richtigen großen Sportjahr. Damals besuchte sie, wie auf ihrer Internetseite (www.sylkeotto.de) zu erfahren ist, einen Diätvortrag im Hotel von Jens Weißflog. Umstellung der Ernährung mit viel Wasser, Mixgetränken und Vitamindrinks, lautete das Rezept. Zwölf Kilo soll Sylke Otto dadurch abgenommen haben. Das Krafttraining fällt ihr nun leichter, und sogar den einst lästigen Ausdauerlauf empfindet sie nicht mehr als Strafe. Jedenfalls musste seinerzeit die den Körperformen angepasste Plast-Wanne des Schlittens neu hergestellt werden. Ein Pluspunkt in Sachen Aerodynamik, der mit verbesserten Athletikwerten einherging. Von der Konkurrenz ist die Aussage überliefert, dass die Otto ein unglaubliches Gefühl im Hintern habe.

Volkmar Russek

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