zum Hauptinhalt

Sport: Schneepilz verdrängt Kiraly

Hertha hofft auf den Ungarn – und spielt auf neuem Rasen

Berlin. Vielleicht war Gabor Kiraly froh, bei dem gestrigen Sauwetter nicht zwischen den Pfosten des Trainingsgeländes auf dem Schenkendorffplatz stehen zu müssen. Kiraly, durch eine Entzündung an der Schulter gehandicapt, trabte ein wenig abseits mit einem der Physiotherapeuten einige Runden. Sorgenvoll schaute er nicht drein. Heute soll er wieder mit seinen Mannschaftskameraden trainieren und am Sonnabend – so alles nach Wunsch verläuft – im Tor stehen, wenn Hertha BSC beim VfB Stuttgart antritt.

Kiraly war gestern beim Berliner Fußball-Bundesligisten ohnehin nicht das große Thema. Alle sprachen wieder mal vom Rasen. Vor Jahren waren es die Regenwürmer, die sich ungewöhnlich stark vermehrten, an die Oberfläche drängten und den Rasen des Olympiastadions gefährlich glitschig machten. Noch früher hatte man die Spielfläche vor Schnee und Regen mit einer Riesenplane schützen wollen – und als die Plane vor einem Spiel abgenommen wurde, war der Rasen darunter vom Schimmel befallen und nicht bespielbar. Jetzt ist es der Schnee- Schimmelpilz, der für Aufregung sorgt. „Normalerweise ist diese Rasenerkrankung nicht schlimm. Wenn sich aber die Pilze bei Erwärmung, beispielsweise durch die Rasenheizung, stark vermehren, werden die oberirdischen Triebe zerstört“, sagte Rainer Ernst, Landschaftsarchitekt und auch für das Olympiastadion verantwortlich.

Nach der Jahrespremiere gegen Dortmund hatte Manager Dieter Hoeneß den Rasen als „katastrophal“ bezeichnet. Der Ball war wiederholt unkontrolliert gesprungen, an technisch guten Fußball war gar nicht zu denken. Es wurde schnell gehandelt: Bereits gestern früh wurde der beanstandete Rasen abgeschält, nachmittags begann man, den neuen in 2,20 Meter breiten Bahnen zu verlegen. „Am Sonntag ist alles verlegt“, sagte Hans-Wolf Zopfy, Sprecher der Walter Bau AG. Am 8. Februar spielt Hertha im Olympiastadion gegen Schalke 04.

Mit der Verlegung des neuen Rasens könnte alles zur Zufriedenheit geklärt sein. Ist es aber nicht. Offen bleibt die Frage, wer die Rechnung über 100 000 bis 150 000 Euro begleichen soll. „Wir sehen bei uns keine Schuld“, sagt Zopfy. Ein Gutachter soll klären, wen die Schuld wirklich trifft. Vorerst übernimmt der Senat die Kosten. Das sind freilich Peanuts gegenüber jener Summe, um die der Stadionumbau teurer werden soll. Von zehn Millionen Euro ist die Rede, erforderlich durch neue Kriterien des Weltverbandes Fifa für die WM-Stadien 2006.

Einen ließ der Ärger um den Rasen kalt: Huub Stevens. „Wir haben gegen Dortmund gewonnen – warum soll ich da klagen“, sagte Herthas Trainer. Stevens hatte sogar Vorteile gesehen: Auch der Schenkendorffplatz ist vom Schnee-Schimmelpilz befallen, die Verhältnisse beim Training und Spiel waren also ähnlich.

Klaus Rocca

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false