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Sport: Schnell gefahren, gut geschossen

Die deutschen Wintersportler zeigen viele starke Leistungen – Alois Vogl überrascht als Slalom-Dritter

Etwas Vorfreude auf die Winterspiele in vier Wochen dürfte seit gestern auch in der Alpin-Sparte des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) aufgekommen sein. Alois Vogl hat mit Platz drei im Weltcup-Slalom von Wengen Medaillenhoffnungen geweckt. „Dieser dritte Platz ist für mich genau wie ein Sieg“, sagte Vorjahressieger Vogl, der mit dem ersten Podestplatz für den DSV als erster Skirennläufer die Qualifikation für Turin schaffte. „Da sieht man erneut, was er für ein Klasseskifahrer ist, auch wenn er nicht 100-prozentig fit ist“, sagte Herren-Cheftrainer Werner Margreiter. Der 32-jährige Vogl hatte wegen einer jüngst entdeckten Lebensmittelallergie seine Ernährung komplett umstellen müssen. Am schnellsten im Ziel war im fünften Slalom der Saison zum fünften Mal der Italiener Giorgio Rocca. Felix Neureuther verpasste um vier Hundertstelsekunden als 31. das Finale und muss weiter um das Olympia-Ticket bangen. Er muss bei den zwei ausstehenden Slaloms in die Top 15 fahren.

Ein historischer Erfolg gelang an diesem Wochenende der Kroatin Janica Kostelic. Durch ihre ersten Weltcupsiege in Abfahrt und Super-G ist Kostelic nach Petra Kronberger (Österreich/1990) und Pernilla Wiberg (Schweden/1997) die dritte Läuferin, die in allen fünf olympischen Disziplinen (Abfahrt, Super-G, Riesenslalom, Slalom und Kombination) gewonnen hat. Dazu hat sie noch einen Erfolg in der neuen Super-Kombination vorzuweisen, die erst nach dem Karriereende der beiden anderen eingeführt wurde. Beste DSV-Sportlerin war Petra Haltmayr (Rettenberg) als jeweilige 20.

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Auf Eisschnellauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein war wieder einmal Verlass: Gestern ist sie zum zweiten Mal nach 1998 Mehrkampf-Europameisterin geworden. Die Berlinerin machte im norwegischen Hamar den siebten deutschen EM-Erfolg hintereinander durch einen zweiten Platz im abschließenden 5000-m-Rennen perfekt. Die 33-Jährige, die über 3000 m Platz zwei sowie über 500 und 1500 m jeweils Rang drei belegt hatte, verwies im Endklassement mit 163,159 Punkten die Niederländerinnen Ireen Wüst und Renate Groenewold auf die Plätze zwei und drei. Konkurrenz aus dem eigenen Land hatte Pechstein nicht: Die fünfmalige Europameisterin Anni Friesinger (Inzell) hatte ihre Teilnahme verletzt absagen müssen.

Überschattet wurden die Olympia-Generalprobe von Pannen an den Eis-Anlagen. Nachdem die 5000 m am Samstag wegen zugefrorener Rohre nicht wie geplant ausgetragen werden konnten, kam es bei den Herren zum Novum in der EM-Historie: Erstmals mussten die drei langen Strecken über 1500, 5000 und 10 000 Meter an einem Tag gelaufen werden. Für Claudia Pechstein blieb Hamar trotz aller Widrigkeiten ein Lieblingsort. „Seit meinem ersten Olympia-Sieg 1994 ist Hamar etwas ganz Besonderes für mich“, sagte die neue Europameisterin.

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Biathlon ist nicht nur deshalb so spannend, weil jederzeit beim nächsten Schießen noch alles danebengehen kann. Die Entscheidungen um den Sieg fallen häufig erst auf den letzten Metern, wenn sich die Führenden Ski an Ski ins Ziel kämpfen. Bei einem dieser knappen Zielsprints schaffte gestern Michael Rösch in Ruhpolding seinen ersten Weltcup-Sieg: Der 22 Jahre alte Sachse überholte vor 19 000 begeisterten Fans in Ruhpolding auf den letzten Metern des 12,5-km-Sprints noch den siebenmaligen Weltmeister Raphael Poiree. „Die letzten Meter waren der blanke Wille. Ich wollte unbedingt gewinnen, habe mich breit gemacht und alles mobilisiert, was ich habe“, sagte Rösch. Am Samstag hatte noch „ein kleiner Purzler beim Weglaufen vom Schießstand“, wie Rösch sagte, seinen ersten Sieg verhindert. In diesem Endspurt war Rösch mit 3,8 Sekunden Rückstand auf den Norweger Frode Andresen Zweiter geworden.

Zwei Stunden vor Röschs erstem Sieg hatte Weltcup-Spitzenreiterin Kati Wilhelm nach dem 10 Kilometer langen Verfolgungsrennen ebenfalls bis zur Ziellinie um den Sieg gekämpft, doch die Norwegerin Liv Grete Poiree war eine Zehntelsekunde schneller. Wilhelm war nach dem knappsten im Biathlon gemessenen Zeitrückstand nicht traurig. „Das waren die engsten, spannendsten, aber auch schönsten Rennen“, sagte Wilhelm. „Die Form stimmt. Ich freue mich auf Turin.“

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Rodler Georg Hackl muss wegen seiner schweren Grippe noch mindestens bis heute im Krankenhaus bleiben, doch die anderen deutschen Starter sammelten in Hackls Abwesenheit weiter Siege in Igls. Bei den Frauen machte Olympiasiegerin Silke Kraushaar mit ihrem vierten Saisonsieg bereits den vorzeitigen Gewinn des Gesamt-Weltcups perfekt. Sylke Otto, Tatjana Hüfner und Anke Wischnewski kamen auf die Plätze drei bis fünf. Die Doppel-Weltmeister André Florschütz und Torsten Wustlich schafften mit ihrem ersten Saisonsieg die Olympia-Qualifikation. David Möller belegte im Einzelwettbewerb den dritten Platz.

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Ebenfalls in guter Form zeigten sich die deutschen Langläufer beim Weltcup in Val di Fiemme. Einen Tag nach seinem Sieg über 30 Kilometer im freien Stil mit Massenstart führte Tobias Angerer am Sonntag die Männer-Staffel über 4 x 10 Kilometer auf Platz zwei. Dabei musste sich der überlegene Weltcup-Spitzenreiter im Endspurt lediglich dem Italiener Cristian Zorzi um 0,2 Sekunden geschlagen geben. Zuvor hatten der überraschend als Startläufer aufgebotene René Sommerfeldt (Oberwiesenthal), Axel Teichmann (Bad Lobenstein) und Jens Filbrich (Frankenhain) taktisch hervorragende Läufe gezeigt. Bei den Frauen reichtes es am Sonntag in der 4 x 5-km-Staffel nur zu Rang fünf.

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Im Eiskanal hat sich beim Bob-Weltcup in Königssee das deutsche Duell fortgesetzt: Matthias Höpfner schaffte im Kampf um das Olympia-Ticket im Zweierbob mit dem zweiten Platz den Durchbruch. „Das war unser Schlüsselrennen, ich gehe davon aus, dass wir nun in Turin dabei sind. Im Zweierbob kommt man an Matthias nicht mehr vorbei, da wir jetzt mit um die Olympia-Medaillen fahren“, sagte Höpfners Heimtrainer Gerd Leopold. Im großen Schlitten landete dagegen René Spies vorn. Im Viererbob am Sonntag setzte sich der Drittplatzierte Spies gegen den auf Platz acht gelandeten Höpfner durch. Der für Turin gesetzte Oberhofer André Lange verzichtete auf einen Start und bereitet sich speziell mit seiner Crew auf Olympia vor.

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Zu klären gibt es vor den Winterspielen noch einiges für die Medaillenhoffnung Ronny Ackermann. Der Doppel-Weltmeister in der Nordischen Kombination belegte nach seinem 16. Rang vom Samstag im Massenstart beim Weltcup in Val di Fiemme gestern im Sprint nur Platz 11. Bester Deutscher nach einem Sprung und dem Lauf über 7,5 Kilometer war Björn Kircheisen als Fünfter. Sieger an beiden Tagen wurde der Finne Hannu Manninen, der seine Führung im Gesamtweltcup ausbaute. Ackermann wird nun den Weltcup-Wettbewerb in Harrachov auslassen, um ein besonderes Sprungtraining zu absolvieren. „Ich bin noch weit davon entfernt, dass die Sprungtechnik automatisiert ist. Ich hoffe, dass ich das in den nächsten Wochen hinkriege“, sagte Ackermann. dpa/Tsp

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