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Sport: Schnelle Jugend

Die 21-jährige Äthiopierin Tirunesh Dibaba läuft bei der Golden League in Brüssel allen davon und will auch beim Istaf siegen

„Du bist gut“ – das ist die Übersetzung ihres Vornamens aus dem Amharischen. Gemessen an den Leistungen, die Tirunesh Dibaba zeigt, ist das stark untertrieben. Erst 21 Jahre alt, hat die Langstreckenläuferin aus Äthiopien bereits ein halbes Dutzend Weltmeistertitel gewonnen. Kaum ist sie im Ziel, wirkt sie jedoch fast unsichtbar. Sie ist sehr zurückhaltend und sagt: „Ich will mich nicht mit meinen Leistungen brüsten. Ich möchte gut laufen und dann können die Leute über meine Leistungen reden.“ In diesem Sommer standen keine globalen Titelkämpfe auf dem Programm. Deswegen konzentriert sie sich auf den Jackpot der Golden League.

Seit ihrem Sieg über 5000 Meter am Freitagabend in Brüssel weiß Dibaba, dass ein Teil des Jackpots ihr gehört. Nur wie viel sie gewinnt, das steht noch nicht fest. Der Modus ist nämlich etwas verändert worden. Er ist wie in den vergangenen Jahren mit einer Million Dollar gefüllt. Bisher partizipierten jene Athleten an der Million, die bei allen sechs Golden-League-Meetings jeweils ihre Disziplin gewannen. Um auch Athleten mit fünf Siegen zu beteiligen und die Gefahr zu verringern, dass am Ende gar kein Athlet den Jackpot knackt, wird die Million nun anders verteilt. Wer fünfmal gewinnt, wird an der Hälfte des Jackpots beteiligt. Alle, die sechsmal siegen, erhalten zudem einen Anteil der zweiten Jackpot-Hälfte.

Beim letzten Golden-League-Meeting der Saison, dem Istaf im Berliner Olympiastadion am nächsten Sonntag, werden so viele Athleten im Jackpot-Rennen sein wie seit Jahren nicht. Neben Dibaba haben auch der 100-Meter-Sprinter Asafa Powell aus Jamaika sowie die 400-Meter-Läufer Jeremy Wariner und Sanya Richards aus den USA in Brüssel zum fünften Mal gewonnen. Ihren Mitstreitern hat Dibaba jedoch etwas voraus: Gewinnt sie, wäre die jüngste Jackpot-Siegerin in der Geschichte der Golden League, die 1998 begann. Vor drei Jahren hatte sie auch schon einen Altersrekord gebrochen. Als sie in Paris bei den Weltmeisterschaften überraschend die 5000 Meter gewann, wurde sie mit damals 18 Jahren und 90 Tagen zur jüngsten Siegerin der WM-Geschichte.

Ein Jahr später gewann sie bei Olympia Bronze über diese Distanz, und 2005 schrieb sie in Helsinki ein weiteres Stück WM-Geschichte. Als erste Frau gewann sie sowohl über 5000 Meter als auch über 10 000 Meter die Goldmedaille. Im Frühjahr 2005 hatte Dibaba auch bei der Cross-WM beide Distanzen gewonnen.

Tirunesh Dibaba lebt in Addis Abeba. Dort wird sie vom äthiopischen Nationalcoach Woldemeskel Kostre betreut, der früher auch Haile Gebrselassie trainierte. Vom Land in die äthiopische Hauptstadt zog Dibaba bereits als 14-Jährige. Sie begleitete ihre drei Jahre ältere Schwester Ejegayehu, die später bei Olympia in Athen 2004 über 10 000 Meter die Silbermedaille gewann. Beide hatten ihre Kusine als Vorbild: Derartu Tulu ist die Olympiasiegerin über 10 000 Meter von Barcelona 1992 und Sydney 2000.

Tirunesh Dibaba will ihre Kusine, die inzwischen hauptsächlich Marathon läuft, noch übertrumpfen. „Erst möchte ich alles auf der Bahn gewinnen, was möglich ist. Danach kommt der Marathon. Ich möchte Äthiopiens erfolgreichste Olympionikin werden“, sagt sie.

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