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Grüß Gott. Niki Lauda (l.) kennt die wichtigen Leute der Formel 1 noch besser als Mercedes-Motorsportchef Haug. Reicht das, um den Silberpfeil schneller zu machen? Foto: dpa

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Sport: Schneller durch Reden

Plauderer hinter den Kulissen: Niki Lauda soll das Formel-1-Team von Mercedes zum Erfolg führen.

Eigentlich hatte er kurz nach der Übernahme seiner neuen Aufgabe bei Mercedes gesagt, er wolle erst einmal arbeiten und dann reden. Aber inzwischen tut Niki Lauda letzteres dann doch schon wieder recht ausgiebig. Schließlich war das in den letzten Jahren als Fernseh-Experte bei Formel-1-Übertragungen auch seine Hauptaufgabe. Und er wird auch weiterhin im Fernsehen seine Weisheiten von sich geben, das hat er vor dem Großen Preis von Abu Dhabi am Wochenende angekündigt. Er habe bei seinen Arbeitgebern Mercedes und RTL nachgefragt, keiner habe damit Probleme. Und er selbst sei „intelligent genug“, die beiden Aufgaben nicht miteinander zu vermischen.

Niki Lauda ist einer der engagiertesten Wortakrobaten der Formel 1, der sich gern auch innerhalb weniger Minuten selbst widerspricht. Bei Mercedes war man dennoch offenbar so beeindruckt von seinen Expertisen, dass man ihn vor Kurzem offiziell zum Aufsichtsratsvorsitzenden des Mercedes-Formel-1-Teams ernannte. Was sich Mercedes von Lauda verspricht? Der 63-jährige Österreicher hat als dreimaliger Weltmeister ein sehr hohes Ansehen im Fahrerlager und geht überall problemlos ein und aus. Auch zu Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hat Lauda einen anderen Draht als etwa der Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Das zeigte Lauda, als er Mercedes-Finanzvorstand Bodo Uebber – seither sein größter Fürsprecher – bei den Verhandlungen mit Ecclestone zum Grundlagenvertrag half. Außerdem war er maßgeblich an der Verpflichtung von Lewis Hamilton und dem Aus für Michael Schumacher bei Mercedes beteiligt.

Zuletzt hatte Lauda 2002 in verantwortlicher Position in der Formel 1 gearbeitet. Damals versuchte er sich als Teamchef, beim Jaguar-Rennstall des Ford-Konzerns. Allerdings ohne größeren Erfolg; in 34 Rennen unter seiner Regie fuhr Jaguar lediglich 17 Punkte ein. Am Ende wurde er entlassen, war sich aber keiner Schuld bewusst. „In England arbeiten die Mühlen eben anders“, sagte er. „Da wird so lange am Sessel gesägt, bis es durchgesetzt ist.“

Ähnlich endete seine letzte Zusammenarbeit mit dem heutigen Mercedes-Teamchef Ross Brawn. Als Lauda Mitte der Neunziger einen Beratervertrag bei Ferrari hatte, waren es nicht zuletzt Brawn und Schumacher, die ihn in Zusammenarbeit mit Teamchef Jean Todt absägten.

Als Chef seiner eigenen Fluglinie zeigte Lauda aber auch, dass er in einer Haifischbranche erfolgreich arbeiten kann. Und über seine Politik im Hintergrund der Formel 1 kann Lauda für Mercedes sicher einiges erreichen. Doch nur geschickte Politik macht ein Auto nicht schneller – und mehr Speed braucht Mercedes im nächsten Jahr dringend. „Der erste Teil dieser Aufgabe ist eine Bestandsaufnahme“, sagt Lauda selbst und gibt zu, sich derzeit noch in einer Lernphase zu befinden. „Deshalb bin ich schon einige Mal in der Fabrik in Brackley gewesen und werde das auch weiterhin regelmäßig tun.“ Für ihn sei es wichtig, von Teamchef Brawn in alle Details des Teams, des Autos und der Werkzeuge in der Fabrik eingeführt zu werden.

Zu seiner ersten Amtshandlung brauchte Lauda diese Detailkenntnis offenbar noch nicht. Er forderte die Verbesserung der Kommunikation zwischen dem Werk in Brackley und der Mercedes- Zentrale in Stuttgart. Niki Lauda will also, dass bei Mercedes mehr geredet wird. Das dürfte niemanden überraschen.

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