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Sport: Schneller Einstieg

Formel-1-Neuling Michael Ammermüller zeigt am ersten Trainingstag sein Talent

In einem kleinen Filmporträt, das sein Sponsor über ihn gedreht hat, geht Michael Ammermüller in seiner kleinen bayerischen Heimatgemeinde Pocking an einem Gasthausschild mit der Aufschrift „Der Stier von Pocking“ vorbei. Was einige in der Formel 1 dazu veranlasste, das gleich als neuen Spitznamen für den 20-Jährigen vorzuschlagen, der im Auftrag von Red Bull Racing als Freitagstester mitten zwischen die etablierten Formel-1-Stars fuhr. Neunter in der ersten, Achter in der zweiten Trainingsstunde vor dem Grand Prix von China in Schanghai. „Das ist schon ein besonderes Gefühl, sich auf der Zeitenliste wieder zu finden“, sagte Ammermüller nach dem ersten Tag.

Der Traum, nun wirklich zum Elitefeld der Formel 1 zu gehören, als achter Deutscher insgesamt im Formel-1-Jahrgang 2006, als Zweitjüngster hinter Sebastian Vettel, schien noch vor wenigen Monaten in sehr weiter Ferne zu liegen. Denn im Gegensatz zu Vettel, der ja schon seit Jahren von einer Nachwuchsformel zur nächsten in Richtung kommende Formel-1-Karriere programmiert schien, ist Ammermüller eher ein Quereinsteiger. Mit acht, neun Jahren tobte er auf dem Hof der Recycling-Firma seines Vaters mit dem Firmenwagen so heftig durch die Gegend, „dass sich die Angestellten nicht mehr rausgetraut haben. Daraufhin hat mein Vater beschlossen, mir ein Kart zu kaufen.“ Aber selbst als Ammermüller später Europameister im Kart-Team des Michael- Schumacher-Freundes Peter Kaiser wurde, war von der großen Karriere immer noch nicht die Rede. Das kam erst in den letzten zwei Jahren, nachdem er bei einem Formel-Renault-Test zufällig von Red Bull Motorsportberater Helmut Marko entdeckt wurde. Schließlich erhielt er als Vizemeister im Renault Europacup 2005 eine Chance in der GP2-Serie, in der er dann zum Saisonauftakt 2006 in Valencia gleich seinen ersten Sieg feierte.

Dass es dann im Laufe der Saison nicht mehr ganz so gut weiter lief, war nicht so schlimm, seine Förderer erkannten, dass die Probleme nicht am Fahrer lagen. Und nach der Trennung zwischen Red Bull und Christian Klien war es eben Ammermüller, der schon vor drei Wochen in Monza erfuhr, dass er wohl in China seine Formel-1-Premiere feiern würde. Davor lag noch sein erster echter Test in Jerez, auch um die für die Superlizenz nötigen Kilometer zu sammeln. „Da sind doch eine ganze Menge mehr Knöpfe am Lenkrad, viel mehr Dinge, die man einstellen kann und muss. Man hat weniger Zeit zum Nachdenken, und muss trotzdem auf mehr achten“, stellte er danach fest. „Und in den Briefings wird alles viel genauer analysiert, es stehen durch die umfangreiche Elektronik auch noch mehr Daten zur Verfügung. Das ist schon faszinierend, wie man da auf Dinge kommt, an die man vorher gar nicht gedacht hat. Aber das ist toll, diese analytische Arbeitsweise liegt mir, das macht mir auch Spaß.“

So wie auch jetzt beim Debüt, als die anfängliche Nervosität schnell vergessen war, als in der zweiten Session des Tages schon alles viel mehr zur Routine wurde, als die ersten langen Fahrten ohne Fehler absolviert und das Team mit der Leistung des Debütanten sehr zufrieden war. Da kam dann auch schon der Ehrgeiz durch, „dass es ja vielleicht am Schluss mit dem zweiten neuen Reifensatz noch ein bisschen schneller gegangen wäre, aber da war die Strecke halt schon ein bisschen feucht, und da hat mir das Vertrauen gefehlt, noch mal voll anzugreifen, weil ich das Auto unter solchen Bedingungen noch nie gefahren bin.“

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