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Sport: Schnellfahrer, Tiefstapler

Formel 1: Alonso weist die Favoritenrolle von sich.

Ein bisschen wirkte es am Freitag, als sei die große Saisonpause in der Formel 1 noch gar nicht vorbei. Vor dem Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps blieben die Piloten im Training wegen des heftigen Regens die meiste Zeit in der Box. Dafür tobte neben der Strecke bereits der WM-Kampf – in Form von Worten.

Als erstes sprach Fernando Alonso. Der gewiefte Spanier stapelt bewusst tief und will trotz 40 Punkten Vorsprung an der WM-Spitze kein Favorit sein. Immer wieder betont Alonso, der als Einziger in dieser Saison schon dreimal gewonnen hat, dass sein Ferrari nicht das schnellste Auto im Feld ist. „Wir haben einen Punktevorsprung, aber einen Leistungsrückstand. Ich denke also nicht, dass wir die Favoriten sind.“

In Weltmeister Sebastian Vettel – mit 42 Punkten Rückstand derzeit zwei Zähler hinter seinem Red-Bull-Teamkollegen Mark Webber WM-Dritter – scheint der Ferrari-Pilot seinen schärfsten Konkurrenten zu sehen. „Er zeigt sehr gute Leistungen“, lobt Alonso. „Ohne den Ausfall von Valencia wäre er noch viel näher dran.“

Vettel gibt die Respektsbezeugungen zurück, schätzt Alonsos Ferrari aber doch etwas schneller ein. Alonso führe die WM „sehr verdient“ an, aber eben auch, weil Ferrari „bisher unter den verschiedensten Umständen schnell war“, so Vettel. Der amtierende Champion versucht, seinen Rückstand auf den Ferrari-Piloten mit Humor zu nehmen. „Wenn ich 43 Punkte hinter ihm wäre, wäre es schlimmer. Wenn ich 41 Punkte hinter ihm wäre, wäre es besser“, scherzte der Red-Bull-Pilot. Was den Heppenheimer optimistisch stimmt: 2010 musste er ständig einem Rückstand hinterherfahren, ehe er dann im letzten Grand Prix in Abu Dhabi doch noch den Titel holte: „Entscheidend ist, wer nach dem letzten Rennen in der WM vorne ist.“

Lewis Hamilton, derzeit WM-Vierter, sagt dagegen deutlich, dass er Alonsos Tiefstapelei für einen reinen Psychotrick hält. „Keine Ahnung, warum er behauptet, dass er das langsamste Auto hat“, sagt der McLaren-Fahrer. „Er fährt konstant Punkte ein und gewann sogar einige Rennen. Damit ist klar, dass er nicht im langsamsten Auto sitzt.“ Sich selbst traut der Brite aber trotzdem durchaus noch den Titel zu: „Im Qualifying waren wir zuletzt sehr schnell, aber im Rennen müssen wir uns noch steigern.“ Sollte das gelingen, sei weiterhin alles drin.

Vettels Teamkollege Mark Webber versucht gar, Alonso mit der Favoritenbürde zu Fehlern zu verleiten. „Es ist noch ein langer Weg für Fernando“, sagt der Australier. „Wenn nur noch drei Rennen zu fahren wären, sähe es natürlich anders aus, aber so wartet noch viel Arbeit auf ihn.“ Alonso habe zwar bisher kaum Fehler gemacht, ein paar Mal habe der Ferrari-Fahrer allerdings auch einfach Glück gehabt: „Fernando wäre sicher der Erste, der zugeben würde, dass ihm die Bedingungen hier und da in die Hände gespielt haben.“ Zu sicher solle sich der Spanier trotz des scheinbar beruhigenden Vorsprungs also nicht fühlen, findet Webber: „Schlagbar ist er auf jeden Fall.“

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