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Das große Stolpern. Erst musste Michael Ballack auf der Bank Platz nehmen – als er dann endlich spielen durfte, bekam Leverkusen in Dresden vier Gegentore.

© dapd

Schock zum Start: Leverkusen fehlt die Balance

Das Pokal-Aus zeigt bei Bayer Leverkusen einige Probelme auf. Auch Ex-Nationalspieler Michael Ballack kann keine Stabilität bringen - im Gegenteil.

Am Morgen danach war von den Leverkusener Profis nicht viel zu sehen. Die Spieler hatten sich nach der sensationellen 3:4-Niederlage und dem Ausscheiden aus dem DFB-Pokal in der ersten Runde bei Zweitligist Dynamo Dresden aber nicht versteckt, sondern sie betrieben ihre Regenerationseinheit in den Räumlichkeiten innerhalb des Bayer-Stadions. Trainer Robin Dutt konnte sich dem öffentlichen Interesse an dieser Niederlage aber nicht entziehen und ließ Einblicke in seine Gefühlswelt zu. Sauer und noch anhaltend geschockt sei er und es würde sicher eine Zeit dauern, bis er und die Mannschaft diese Niederlage verarbeitet haben werden, gab er zu.

67 Minuten lang hatte Bayer geführt, zu diesem Zeitpunkt mit 3:0. Bis dahin spielten die Leverkusener beinahe ohne Fehl und Tadel, ehe der Untergang begann. Der Bayer-Trainer wirkte gestern nach Außen betont ruhig und sachlich, wohl auch, weil er die kaum vermeidlichen Diskussionen um sein Team nicht weiter mit emotionalen Aussagen befeuern wollte. „Der Trainer sollte als Erster zur Sachlichkeit zurückkehren“, sagte Dutt, der vor Saisonbeginn die mutige Zielvorgabe herausgegeben hatte, den Gewinn der Deutschen Meisterschaft anzustreben. Nach dem ersten Pflichtspiel treten aber bereits einige Ungereimtheiten auf, die die Mannschaft längerfristig behindern könnten. Zum einen wäre da Michael Ballack, der beim Stand von 3:0 in der 63. Minute für Leverkusen für Simon Rolfes eingewechselt wurde und der wenig dazugetan hatte, das Einbrechen des Teams zu verhindern. „Die Niederlage wird an Ballack festgemacht. Aber wir sollten die öffentliche Wahrnehmung intern nicht als Alibi nehmen“, sagte Dutt. Davon, dass Ballack gut gespielt hätte, war bei ihm aber nicht die Rede. Dass der 35-Jährige trotz des Abgangs seines Mittelfeldkonkurrenten Arturo Vidal weiterhin auf der Ersatzbank begann, davon waren wenige Beobachter ausgegangen – und wohl vor allem er selbst nicht. Diese neuerliche Erfahrung dürfte weiter am Selbstvertrauen Ballacks genagt haben. „Ob du 60 oder 16 Jahre alt bist. Wenn es dir nicht gut geht, sind ein paar offene Worte immer hilfreich“, sagte Dutt, der offenbar um die nachhaltige Wirkung dieses Spiels weiß. Die Diskussionen um den ehemaligen Nationalspieler sorgen seit Monaten für Unruhe rund um den Klub und dürften nun weitergehen.

Doch auch Torhüter David Yelldell, der für den längerfristig verletzten René Adler im Tor steht, strahlte wenig Souveränität aus. „Da sind vorher aber noch einige andere Leute abzuarbeiten“, sagte der Trainer und wollte zumindest diese früh aufkeimende Diskussion verhindern. Während die Offensive weiterhin über überdurchschnittliche Fähigkeiten verfügt, scheint die Balance im Team (noch) nicht zu stimmen. Vor allem die Innenverteidigung um die 22-jährigen Stefan Reinartz und Ömer Toprak wirkt nach dem Karriereende von Routinier Sami Hyypiä zu wenig souverän und noch weniger robust.

Und so stellt sich die Frage nach Verstärkungen vor Ende der Transferfrist Ende August, die Dutt ausweichend beantwortet. „Es gehört sich für einen Trainer nicht, nach solch einem Spiel Forderungen zu stellen. Vor allem wenn man so einen Kader hingestellt bekommt.“ Dutt nahm dieses Spiel trotz aller Enttäuschung dann auch als gutes Omen. „Dortmund und Hannover haben im vergangenen Jahr nach dem Ausscheiden in der ersten Pokalrunde die Saison ihres Lebens gespielt“, sagte Dutt. „Warum sollte uns das nicht auch gelingen?“

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