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Sport: Schöne Gesten, keine Punkte Trapattoni steht beim VfB stark unter Druck

Am Ende ging die nette Geste etwas unter. Thomas Doll, der Trainer des Hamburger SV, sprach salbungsvoll von der Ehre, neben einem Mann wie Giovanni Trapattoni zu sitzen, der so viel erreicht und erlebt habe.

Am Ende ging die nette Geste etwas unter. Thomas Doll, der Trainer des Hamburger SV, sprach salbungsvoll von der Ehre, neben einem Mann wie Giovanni Trapattoni zu sitzen, der so viel erreicht und erlebt habe. Dolls menschelndes Statement wirkte nach dem glücklichen 2:1 des Hamburger SV wie der letzte Appell, unbedingt weiter Geduld zu haben mit dem Trainer des VfB Stuttgart, der immer mehr unter Druck gerät. Vielleicht spürte der Sieger Doll, in welche Zwangslage sich der 66 Jahre alte Kollege in Stuttgart inzwischen manövriert hat. Trapattoni kann nach der bitteren Niederlage durch David Jarolims Tor in der 88. Minute darauf pochen, dass die Mannschaft sich gesteigert hat. Dennoch wachsen die Zweifel, ob der VfB seine hohen Ziele mit ihm überhaupt erreichen kann. Langsam steuert Trapattoni auf den Punkt zu, da ihm nur positive Ergebnisse helfen und sich keiner darum schert, wie viel Unterhaltungswert in den Darbietungen steckt.

Trapattonis Stimme drohte an diesem Abend zu kippen. Dünn wirkte sie, und viele seiner Gesten sahen so aus, als wolle er damit seine Umwelt beschwören. Vor ein paar Tagen erst hatte Aufsichtsratschef Dieter Hundt in einem Interview unrealistische Forderungen aufgestellt: Qualifikation für die Champions League, Halbfinale im Uefa-Cup, Trendwende. Hundt hätte kaum einen ungeschickteren Augenblick wählen können. Ratlosigkeit und Enttäuschung bestimmt die Szenerie. Wie so oft vermieden es die sichtlich angesäuerten VfB-Spieler, ihr Herz auszuschütten und sich über die ständig wechselnden Aufstellungen ihres Trainers auszulassen. Deutlich wurde lediglich die Distanz vieler Profis zu Trapattoni. „Gut, dass wir am Sonntag wieder spielen und gar keine Zeit haben, lange nachzudenken“, sagte Torwart Timo Hildebrand.

Die kämpferisch überwiegend ordentliche Vorstellung blieb ohne Belohnung, und Trapattoni braucht am Sonntag gegen Kaiserslautern unbedingt einen Sieg, sonst könnte seine Amtszeit schnell zu Ende gehen. Der „Kicker“ berichtet von ersten Kontakten zu dem gerade erst in Leverkusen entlassenen Klaus Augenthaler, was Stuttgarts Manager Jochen Schneider als „Schwachsinn“ abtat. Aber auch Trapattoni scheint den Ernst der Lage erkannt zu haben. „Ich weiß, dass nicht viel Geduld da ist“, sagte er. An finanziellen Umständen dürfte eine Trennung kaum scheitern. Der Italiener soll zwar rund zwei Millionen Euro pro Jahr verdienen, er würde aber bei einer vorzeitigen Trennung nur für drei weitere Monate bezahlt.

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