zum Hauptinhalt

Sport: Schöne Niederlagen

Die Eishockey-Nationalmannschaft redet sich stark

Es war ein Eishockey-Abend in der Kölnarena, der überwiegend gute Unterhaltung geboten hatte. Dessen waren sich auch die gedachten Hauptdarsteller bewusst, die schließlich nur eine Nebenrolle gespielt hatten. Dass die Fans die deutsche Nationalmannschaft nach der Schlusssirene feierte, tröstete die Spieler aber zunächst wenig. Sie schlichen sie frustriert in die Kabine: 0:3 hatten sie ihr Heimspiel gegen Finnland verloren, also auch ihren zweiten Auftritt im Rahmen des World Cups vom Ergebnis her nicht positiv gestalten können. Da nützte auch nicht der Verweis von Stefan Ustorf, dass seine Mannschaft ein gleichwertiger Gegner gewesen sei. „Natürlich sind wir mit der Niederlage nicht zufrieden, aber auf dem Spiel können wir aufbauen“, sagte der Stürmer von den Berliner Eisbären.

Das hört sich schön an, doch die Realität am Donnerstag war eine andere: Auf den schludrigen Umgang mit allerbesten Torchancen sollten die Deutschen besser nicht aufbauen. Gegen die Finnen war für Deutschland mehr möglich als ein 0:3, das gab auch deren Trainer zu. „Beim Spiel fünf gegen fünf habe ich keinen Unterschied zwischen beiden Mannschaften erkennen können“, sagte Raimo Summanen. „Gerade die jungen deutschen Spieler haben mich beeindruckt. Aber der Unterschied lag wohl vor allem darin, dass unsere Überzahl- und Unterzahlformationen besser waren.“

Das war in der Tat so: Als die vier Schiedsrichter aus der nordamerikanischen Profiliga NHL, die mit ihren übertriebenen Gesten auch aussichtsreiche Bewerber für den Beruf eines Fluglotsen sein könnten, Deutschland eine 5:3-Überzahl gestatteten, konnte sich Finnlands Torhüter Mikka Kiprusoff ausruhen. Was die Deutschen um sein Tor veranstalteten, sah zwar gut aus, doch einen zwingenden Torschuss zog es nicht nach sich. „Sind wir doch erstmal froh, dass wir so viele Chancen gehabt haben“, sagte Ustorf. „Wir rücken dichter ran an Nationen wie Finnland. Wenn wir zehn Spiele gegen die machen könnten, würden wir mindestens zwei gewinnen.“ So viel Chancen wird es im World Cup nicht geben: Gestern sollten die Deutschen in Prag gegen Tschechien ihr letztes Vorrunden-Spiel absolvieren (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet). Am Montag könnte der momentane Gruppenerste Finnland im Viertelfinale wieder Gegner der Deutschen sein.

Zumindest bis dahin darf Bundestrainer Franz Reindl noch vom großen Coup träumen. „Wir müssen nur ein Spiel gewinnen“, sagt Reindl. Und bisher sei alles nicht so schlecht gewesen. „Für mich als Trainer ist das ein Riesenspaß, mit einer Mannschaft zu arbeiten, die so willig ist.“ Ob aller Wille angesichts der übermächtig erscheinenden Gegnerschaft den Deutschen doch noch etwas nützt? Nationaltorwart Olaf Kölzig ist davon überzeugt. „Unser Selbstvertrauen wird größer“, sagt er. „Wir schaffen bald eine Überraschung.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false