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Weich gefallen. Arjen Robben (rechts) und die Bayern kamen gegen den FC Arsenal (im Bild Mikel Arteta) mit dem Schrecken davon. Nach der Niederlage redeten die Verantwortlichen dann aber Klartext. Foto: Reuters

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Sport: Schöner Dreck

Bayern-Präsident Uli Hoeneß reagiert auf die 0:2-Niederlage gegen Arsenal mit einem Wutausbruch.

Allein der entschlossene Schritt von Uli Hoeneß ließ erahnen, dass gleich etwas passieren würde. Als der Präsident des FC Bayern München am Mittwochabend aus der Kabine kam, wollte er etwas loswerden und schlenderte deshalb nicht wie sonst so oft mit einem freundlichen Gruß vorbei an den Kameras und Mikrofonen, sondern marschierte direkt auf sie zu. Er hatte sich offenbar in den Minuten zuvor schon in Rage geredet. Vielleicht in der Kabine oder auch in einem ersten Fernsehinterview, in dem er aber noch verglichen mit dem, was nun folgte, beherrscht geklungen hatte.

Er sprach von der 0:2-Niederlage gegen den FC Arsenal im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League als „letztem Warnschuss“ und blickte dabei, als ob er den in der Kabine höchstpersönlich abgefeuert hätte. Auf die so unvermeidlich wie unnötige Frage nach dem Wunschgegner für die nächste Runde antwortete er schroff. Sein Puls schien bereits in besorgniserregende Höhen geschnellt zu sein. „Wenn wir gut spielen, können wir jeden schlagen. Wenn wir so wie heute spielen, gewinnen wir gegen keinen“, blaffte er. Seinen Vortrag schloss er schließlich mit der Feststellung ab: „Wir spielen seit drei Wochen einen schönen Dreck.“ Dass er ein bisschen die Zeit durcheinander brachte, war seinem Eifer zuzuschreiben. Denn vor drei Wochen hatten die Bayern im Hinspiel bei den Engländern noch locker 3:1 gewonnen. Acht Tage später folgte der Sieg im DFB-Pokal gegen Dortmund. Erst dann begann, wenn Hoeneß so will, die kleine Talfahrt der Münchner.

Tatsächlich traten die Bayern gegen Hoffenheim und Düsseldorf nicht mehr mit der Leichtigkeit der Wochen davor auf, aber immerhin war noch die Giftigkeit zu spüren, die Spiele für sich zu entscheiden. Die fehlte nun am Mittwoch, geschuldet womöglich dem komfortablen Vorsprung aus dem Hinspiel. Auch nach dem 1:0 des FC Arsenal durch Olivier Giroud gab es offenbar keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Zumal die Bayern die Partie beherrschten, allerdings ohne jene Entschlossenheit vor dem Tor, die sie in dieser Saison meist ausgezeichnet hatte.

Erst das 2:0 durch Laurent Koscielny vier Minuten vor dem Ende brachte Unruhe auf den Platz – und weckte Erinnerungen an das Achtelfinale vor zwei Jahren. Damals hatten die Münchner nach einem 1:0 im Hinspiel bereits 2:0 im eigenen Stadion geführt, ehe Inter Mailand das Spiel noch drehte und die Bayern aus dem Wettbewerb warf. Das blieb ihnen dieses Mal erspart. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, sagte Trainer Jupp Heynckes. Zum einen, weil die Engländer nach der frühen Führung nicht nachsetzten, zum anderen, weil die Mannschaft wohl etwas gefestigter ist als 2011.

Es ist also nichts passiert, denn die Bayern sind noch immer in drei Wettbewerben dabei. Deshalb kann die dritte Saisonniederlage auch heilende Wirkung haben. Die Mannschaft spielt seit dem vergangenen August auf fast gleichbleibend hohem Niveau, mit höchstens minimalen Formdellen wie im Frühherbst, als sie gegen Borissow verlor – oder im Moment. Hoeneß hat wohl auch deshalb mit einer Eruption reagiert, um einem Schlendrian in dieser entscheidenden Phase entgegenzuwirken. Nicht ganz so drastisch, aber in der Sache ähnlich formulierte es der Vorstandsvorsitzende. Karl-Heinz Rummenigge mahnte an, „mit mehr Demut“ in die Spiele zu gehen. In der Champions League dürfe man nicht glauben, man komme von selbst weiter.

Der Schock, einer Blamage nur knapp entkommen zu sein, zeigte auch bei den Spielern vor dem nächsten Ligaspiel am Samstag bei Bayer Leverkusen Wirkung. Arjen Robben sprach von einem „Wake-up-Call“. Und Thomas Müller riet: „Wir müssen uns viele Gedanken machen in unserer heilen Bayern-Welt.“ Sonst ist die bald nicht mehr ganz so heil.

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