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Hand drauf.

© dpa

Sport: Schon jetzt Champions

Frankreich hat Deutschland mit einer langen Siegstrecke und großem Selbstbewusstsein die Favoritenrolle abgenommen

Über ihre Verwandlung sind sie selbst ein bisschen überrascht. „Es ist erstaunlich, dass mein Team vom Außenseiter zu einem der vier Favoriten geworden ist“, sagt Frankreichs Nationaltrainer Bruno Bini. Doch es sind nicht nur die beiden souveränen Erfolge bei dieser WM (1:0 gegen Nigeria und 4:0 gegen Kanada), die die Französinnen in diese Rolle gebracht haben. Diese Geschichte hat einen Vorlauf.

In der Gruppenphase der WM-Qualifikation lautete die Statistik der Französinnen: 10 Spiele, 10 Siege, 50 Tore, kein Gegentreffer. Danach setzten sie sich noch gegen Italien durch. Jetzt spielen sie gegen Deutschland um den Gruppensieg. Selbstvertrauen bringen sie auch aus dem Klubfußball mit. Olympique Lyon, das zehn Spielerinnen des WM-Kaders stellt, gewann kürzlich zum ersten Mal die Champions League, und das auch noch gegen einen deutschen Verein, Turbine Potsdam.

Lyon ist das einzige professionelle französische Frauenfußballteam, es profitiert von der Männerabteilung. Nationaltorhüterin Bérangère Sapowicz sagt: „In Lyon haben sie um 10 Uhr Training, um 14 Uhr Physiotherapie und manchmal haben sie nachmittags noch einmal Training. Fußball ist ihr Beruf. Bei uns ist das nicht so. Alle Spielerinnen arbeiten, studieren oder gehen noch zur Schule und erst abends um 19 Uhr 30 wird trainiert.“ Die Torfrau steht bei Paris Saint-Germain unter Vertrag. Trainer Bini sieht es als Vorteil, dass fast die Hälfte seiner Spielerinnen an der Rhône spielen: „Die Trainings- und Erholungsbedingungen sowie die finanziellen Möglichkeiten in Lyon findet man sonst nirgendwo auf dieser Welt.“

Die Erfolgsserie der Französinnen drängt daher vor dem heutigen Spiel andere Zahlen in den Hintergrund: Dass gerade einmal 65 000 Mädchen und Frauen beim französischen Verband gemeldet sind, beim Deutschen Fußball-Bund dagegen mehr als eine Million.

Um Aufmerksamkeit müssen die Französinnen trotzdem kämpfen, und sie tun das mit teilweise sehr ungewöhnlichen Mitteln. Vor zwei Jahren entschied sich der französische Fußballverband für eine gewagte Plakatkampagne. Unter dem Titel „Faut-il en arriver là pour que vous veniez nous voir jouer?“, was soviel heißt wie „Müssen wir so weit gehen, damit ihr uns beim Spielen zuseht?“, waren vier Nationalspielerinnen unbekleidet abgebildet. Drei von ihnen sind bei der WM 2011 dabei. David Spier

David Spier

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