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Sport: Schon wieder souverän

Durch das 3:0 über Costa Rica spielt Ekuador gegen Deutschland um Platz eins

Kurz vor Schluss wäre beinahe doch noch alles im deutschen Sinne verlaufen. Costa Rica bequemte sich zu einem letzten Angriff: Der eingewechselte Stürmer mit dem teutonisch anmutenden Namen Kurt Bernard, ausgerechnet, schlug den Ball in die Mitte zu seinem Kollegen Alvaro Saborio. Der schoss und jubelte schon, doch der Ball sprang von der Latte zurück ins Feld. Im Gegenzug schoss Ivan Kaviedes das Tor zum 3:0 (2:0)-Endstand für Ekuador und seine Mannschaft auf Platz eins der Vorrundengruppe A. Das hat eine interessante Konsequenz für das abschließende Duell der beiden vorzeitig für das Viertelfinale qualifizierten Mannschaften am Dienstag in Berlin. Dem Außenseiter aus Südamerika genügt schon ein Unentschieden für den Gruppensieg, die Deutschen müssen unbedingt gewinnen, wollen sie nicht als Zweitplatzierte schon im Achtelfinale womöglich auf England treffen. „Jede starke Mannschaft sollte sich hüten, diese Ekuadorianer zu unterschätzen“, warnte Costa Ricas Star Paulo Cesar Wanchope.

Gestern, vor 50 000 Zuschauern in Hamburg, wurde die Überraschungsmannschaft dieser WM nur selten gefordert. Beflügelt vom 2:0 über Polen spielten die Ekuadorianer keck-offensiv auf. So einiges wirkte wie die Wiederholung des überraschenden Auftaktsieges. Wie schon gegen Polen gelang Carlos Tenorio mit einem Kopfball das Führungstor, wieder kam der Ball von der rechten Seite, in die Mitte gezirkelt von Luis Valencia, der bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung überragend spielte. Beim Torjubel rutschte Tenorio so kraftvoll über den Rasen, dass dieser eine meterlange Bremsspur davontrug.

Agustin Delgado hatte das Tor mit feinem Dribbling und klugem Pass auf den Flügel eingeleitet. Wie schon gegen Polen bildete der schlaksige, elegante Techniker mit dem gleichermaßen schnellen und robusten Tenorio ein schwer auszurechnendes Angriffsduo, und wie schon am Freitag war es Delgado, der das zweite Tor nachlegte. Gestern drosch er den Ball Anfang der zweiten Halbzeit aus spitzem Winkel in die kurze Ecke.

Dieses Tor hatte den Ekuadorianern im Fernduell mit den Deutschen schon den entscheidenden Vorteil gebracht. Sie registrierten die Aussicht auf die unerwartet günstige Ausgangsposition so souverän, wie sie am Freitag den wütenden Sturmlauf der Polen abgewehrt hatten. „Jeder Gegner wird jetzt mit Respekt gegen uns antreten“, fand Agustin Delgado. „Platz eins oder zwei, das ist uns egal, wir gehen ohnehin in jedes Spiel, um es zu gewinnen“, sagte Trainer Luis Suarez. „Unser erstes großes Ziel haben wir jetzt erreicht. Ob wir jetzt im Achtelfinale in Stuttgart spielen oder in München, das ist doch nicht entscheidend.“

Schon wichtiger wird sein, welche Mannschaft Suarez aufbieten kann, erst im Vorrundenfinale und später in der K.o.-Runde. Carlos Tenorio hielt nicht bis zum Ende durch. Nach einem Tritt von Douglas Sequeira blieb er zur Pause in der Kabine und humpelte später zum Mannschaftsbus. Die Costa-Ricaner waren nicht gerade liebevoll mit ihren lateinamerikanischen Kollegen umgegangen. Auch Flügelspieler Valencia konnte nach einem Foul von Luis Marin nicht weitermachen, und der schmächtige Torhüter Cristian Mora musste nach einem Hüftcheck von Saborio ein paar Minuten auf dem Platz behandelt werden.

Wie viel Kraft es die Ekuadorianer gekostet hatte, dieses Spiel zu dominieren, ließ sich gestern erahnen. Die Qualifikation für das Achtelfinale ist der größte Erfolg in der Fußballgeschichte des Landes, aber die Spieler waren nach dem Schlusspfiff so erschöpft, dass sie kaum die Arme zum Jubel hochrissen.

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