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Sport: Schreck der Schweden

Die Berliner Dumke und Riedle rahmen die Duelle

Berlin - Einen wie Otto Dumke müsste man jetzt haben. Groß, schnell, wuchtig. Es gab eine Zeit, da fürchteten die Schweden Otto Dumke so sehr wie heute die Mücken im Sommer. Das Problem ist, dass sich keiner mehr an diese Zeit erinnert, auch nicht in Schweden. Vor ziemlich genau 95 Jahren, am 18. Juni 1911, fand in Stockholm das erste Länderspiel zwischen Deutschland und Schweden statt. Es war auch das erste Länderspiel von Otto Dumke. Drei Tore schoss der Berliner von Viktoria 89 zum 4:2-Sieg.

So schön die Länderspiel-Historie gegen Schweden beginnt, aus deutscher Sicht ist sie negativ. Zwölf Siege, sechs Unentschieden, 13 Niederlagen, die berühmteste, nein: berüchtigtste gab es bei der WM 1958, im Halbfinale von Göteborg. 90 Minuten lang brüllten die schwedischen Zuschauer, „Heja, Sverige“ und anderes, was die Deutschen nicht verstanden. Es war fast so laut wie heutzutage im Dortmunder Westfalenstadion, aber 1958 war das nicht chic, sondern gemein und unfair. Dazu provozierte der Schwede Hamrin eine Tätlichkeit des Düsseldorfers Juskowiak und damit dessen Platzverweis, Parling trat den 37 Jahre alten Fritz Walter zusammen. Neun Deutsche verloren 1:3.

Fortan entwickelte sich, was man damals gesunden Volkszorn nannte. Schwedische Autofahrer erhielten von deutschen Tankwarten kein Benzin mehr, die Schwedenplatte wurde von deutschen Speisekarten getilgt, und der Leitartikler der „Saar-Zeitung“ formulierte: „Das offizielle Schweden hat hämisch genießend zugelassen, dass rund 40 000 Repräsentanten dieses mittelmäßigen Volkes, das sich nie über nationale und völkische Durchschnittsleistungen erhoben hat, den Hass über uns auskübelte, der nur aus Minderwertigkeitskomplexen kommen kann. Es ist der Hass eines Volkes, dem man das Schnapstrinken verbieten muss, weil es sonst zu einem Volk von maßlosen Säufern würde.“

Die Dinge beruhigten sich wieder, als Deutschland sich 1965 mit einem 2:1-Sieg in Stockholm für die WM in England qualifizierte. Es war das erste Länderspiel des 20-jährigen Franz Beckenbauer. Ein anderer Münchner überragte elf Jahre später beim 4:2-Sieg in Düsseldorf, im besten Spiel der Deutschen bei ihrer ersten Heim-WM. Uli Hoeneß verwandelte sogar einen Elfmeter, bei ihm keine Selbstverständlichkeit.

Das bisher letzte Duell liegt 14 Jahre zurück. 1992 siegte Deutschland im EM-Halbfinale von Stockholm 3:2. Zwei Tore gelangen dem Dortmunder Karlheinz Riedle, dessen Profikarriere übrigens vor zwanzig Jahren in Berlin begann. Bei Blau-Weiß 90, dem Mariendorfer Nachbarklub von Viktoria 89, wo der Schwedenschreck Otto Dumke einst gespielt hatte.

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