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Und den Schläger zum Himmel. Eisbär Stefan Ustorf ruft sich nach seinem Treffer zum 4:2 zum Sieger des ersten Finales aus. Foto: dpa

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Sport: Schrei, wenn du kannst

Wolfsburgs Eishockeyprofis erwecken die Stadt, Berlins Eisbären sich selbst: Sie siegen 4:2 im ersten Finale

Von Katrin Schulze

Es krachte und lärmte und hallte. Wenn ein so wichtiger Anlass auf dem Programm steht, ist eine gewisse Geräuschkulisse gewiss der Normalfall, doch was sich am Freitagabend in der Eisarena des EHC Wolfsburg zutrug, durfte schon beinahe als gesundheitlich bedenklich gewertet werden, so ungeheuerlich kam die Kulisse daher. Das mag an der Architektur des Gebäudes liegen, das nicht nur etwa der Anmutung, sondern auch der Akustik einer Lagerhalle entspricht. Und an der Veranstaltung an sich, beherbergte das Stadion ja das erste Mal überhaupt ein Finale um die deutsche Eishockeymeisterschaft. Zum Auftakt des im Modus best of five ausgetragenen Saisonhöhepunkts ist zu attestieren, dass die Eisbären aus Berlin mit dem Wolfsburger Krach besser zurechtkamen als ihr Kontrahent. 4:2 (1:1, 1:1, 2:0) schlugen sie die Niedersachsen und reisen somit mit einer Führung im Rücken zum zweiten Spiel am Sonntag nach Berlin zurück.

Mit der Rasanz auf den Rängen konnte die Vorstellung des Abends dabei durchaus mithalten. Vor allem die Wolfsburger wollten offenbar keine Zeit verschwenden, nachdem sie zuvor eine Eishockeypause von beinahe einer Woche eingelegt hatten, weil sie auf schnellst möglichem Weg ins Endspiel gerast waren. Und daraus nahmen sie wohl so viel schöpferische Energie, dass sie es am Freitag bevorzugten, sozusagen auf der Direktlinie zum gegnerischen Tor vorzustoßen: ganz schnell – und ganz erfolgreich. Keine vier Minuten hatten sie gewirbelt, da landete der Puck erstmals hinter dem Berliner Torwart Rob Zepp im Netz. Christopher Fischer brachte Wolfsburgs Anhänger mit seinem Treffer dazu, aufzuspringen und ihre Freude ungehemmt herauszubrüllen.

Überhaupt scheint es ein wenig, als hätte Wolfsburg über Nacht eine neue Sportart für sich entdeckt, so enthusiastisch wie dieses Play-off-Finale in der Stadt zelebriert wird. Überall hängen Banner mit dem Hinweis auf das Duell mit den Eisbären und an den Autos der Einwohner wedelt das Klublogo des EHC am Fähnchen. „Mein Team hat hier etwas erweckt“, sagte auch Manager Karl-Heinz Fliegauf. Dass dieses Auftaktspiel der Finalserie so viele einheimische Fans wie noch nie in dieser Saison anlockte, verwunderte da kaum noch. Verirrten sich sonst meist nicht mehr als 3000 Zuschauer in die Halle, so waren die Tickets für die Finalpartien binnen kürzester Zeit vergriffen. Was die Fans der Gastgeber sahen, sollte sie sie zunächst überaus zufrieden gestimmt haben.

Hinten ließ ihr Team nicht viel zu und nach vorne lief’s sowieso. Bis sich die Gäste des gestrigen Abends darauf einstellten, dauerte es eine Weile – beinahe eine Viertelstunde, genauer gesagt. Und wie schon so oft in der Meisterschaftsendrunde des Jahres 2011 war es André Rankel, der den wichtigen Treffer für die Eisbären erzielte. 1:1 lautete das Ergebnis nun, und dementsprechend stellte sich nach und nach auch das Geschehen auf dem Eis dar. Hin und her bewegten sich die Köpfe der Zuschauer auf den Plätzen, auf und ab liefen die Akteure unter ihnen. Die erneute Führung der Niedersachsen durch Tyler Haskins konterte Travis Mulock erfolgreich mit einem verhängten Penalty, und dann erfreuten die Eisbären ihre etwa 1000 mitgereisten Fans auch noch mit dem 3:2. Wer traf? Was für eine Frage: André Rankel natürlich.

Irgendwie jedoch schien sich die aufgeheizte Stimmung der Zuschauer auf die Spieler zu übertragen. Immer wieder ließen sich sie nun zu verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen verleiten, und erst Stefan Ustorf schaffte es kurz vor Schluss, für ein bisschen Beruhigung zu sorgen. Nach dem er das 4:2 erzielt hatte, lärmten nur noch die Anhänger der Gastmannschaft durch die Halle in Wolfsburg.

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