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Sport: Schuh kaputt, Serie intakt - Womit Dreispringer Charles Friedek zu kämpfen hatte

"Jump for Children" - so heißt die Aktion, mit der Charles Friedek seit dem vergangenen Jahr Spenden zugunsten krebskranker Kinder sammelt. Doch am Sonntag trieb er ein anderes Projekt voran, das den Namen haben könnte: "Jump for Gold".

"Jump for Children" - so heißt die Aktion, mit der Charles Friedek seit dem vergangenen Jahr Spenden zugunsten krebskranker Kinder sammelt. Doch am Sonntag trieb er ein anderes Projekt voran, das den Namen haben könnte: "Jump for Gold". Mit der Jahresweltbestleistung von 17,28 m gewann der Dreispringer von Bayer Leverkusen den Titel bei den Hallen-Europameisterschaften der Leichtathleten in Gent. Damit setzte Friedek eine eindrucksvolle Siegesserie fort, die 1998 beim Weltcup begann und sich im vergangenen Jahr mit den Erfolgen bei den Weltmeisterschaften in der Halle und im Freien fortgesetzt hatte. "Ich fürchte, irgendwann wird diese Serie zu Ende gehen", sagt Friedek, dem in seiner Titelsammlung jetzt noch zwei Siege fehlen: bei Olympischen Spielen und bei Europameisterschaften im Freien.

"Aber Olympia und EM - das ist nicht gerade wenig, was mir da noch fehlt", sagt der 28-Jährige, der mit Blick in Richtung Sydney hinzufügt: "Ich kann nichts versprechen, ich kann es nur versuchen. So wie hier in Gent. Ich bin hierher gefahren, um das Beste zu geben. Aber man kann nicht vorher sagen, der Friedek gewinnt ja sowieso." Zumal er zu Anfang der Saison nicht richtig in Schwung gekommen war. 16,34 m sprang er beim Meeting in Sindelfingen am 22. Januar. "Ich habe mir Gedanken gemacht, woran es liegt, denn meine Trainingsleistungen waren gut", erzählt Friedek, der nach seinen Erfolgen 1999 jetzt viel gefragter ist. "Mittags klingelt ständig das Telefon, ich habe nicht mehr die Ruhe wie früher. Aber auch das war nicht der entscheidende Grund dafür, dass die Leistungen nicht stimmten. Ich glaube, das hing mit meinem eigenen Anspruchsdenken zusammen. Als Weltmeister wollte ich sofort große Leistungen zeigen, aber das ging nicht. Deswegen habe ich Fehler gemacht", erklärt der Sohn eines Amerikaners und einer Deutschen.

Geärgert hat er sich, als er bei den Deutschen Meisterschaften vor zwei Wochen mit einer deutlichen Steigerung auf 16,97 m gewann und anschließend lesen musste, er sei nicht in Form. "Da bin ich fast geplatzt, denn ich war Dritter in der Jahresweltbestenliste. Aber das hat mich auch angespornt für die EM", sagt der teilweise sehr emotional reagierende Dreispringer, der in Gent eine persönliche Hallen-Bestleistung sprang. Friedek ärgert sich aber auch über etwas anderes. Bei seinen Weltcup- und WM-Siegen hatte sich der 1,84 m große Athlet hohe fünfstellige Dollarsummen verdient. "Es heißt immer, der Friedek springt nur für Geld. Das ist Quatsch. Hier in Gent bin ich ja auch gesprungen, obwohl es nichts zu verdienen gab."

Geplatzt ist bei Friedek übrigens am Sonntag tatsächlich etwas: sein Schuh. Nach seinem einzigen Sprung über die 17-m-Marke war dieser kaputt. Der Europameister wurde zum Schuhmacher, allerdings hatte er nur Klebeband zur Verfügung. Das brachte nicht viel - drei ungültige Versuche folgten. "Wahrscheinlich ist dieser Schuh für Sprünge über 17 Meter nicht geeignet", beschrieb er humorvoll das Malheur.

Zumindest bis zur EM in München im Sommer 2002 will Charles Friedek noch springen. Olympia 2004 in Athen spielt in seinen Planungen zurzeit keine Rolle. Dazu gibt er nur einen emotionalen, für ihn typischen Kommentar: "Wer weiß, was bis dahin passiert. Vielleicht sterbe ich irgendwann an Altersschwäche."

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