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Sport: Schuld sind die anderen

Die Dopingverdächtigen Kenteris und Thanou haben die Klinik verlassen und geben sich kämpferisch

Selbstbewusst schaute er direkt in die zahlreichen Kameras. Konstantinos Kenteris sah nicht gerade verletzt aus, die Spuren eines angeblichen Motorradunfalls waren zumindest äußerlich nicht erkennbar, die Halskrause, die er noch in den letzten Tagen im Krankenhaus getragen haben soll, war weg. Mit hellblauer Baseballmütze und dunkelblauem Shirt stand Kenteris erhobenen Hauptes vor dem KatKrankenhaus in der Sonne von Athen und zögerte nicht, alle Welt wissen zu lassen, dass er sich für unschuldig halte. Einen Tag, bevor die Disziplinarkommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) über das Schicksal der unter Doping-Verdacht geratenen griechischen Sprinter Konstantinos Kenteris und Katerina Thanou beraten, sagte der Verdächtigte: „Ich habe nie verbotene Substanzen genommen.“

Andere in Griechenland sind da skeptisch, zum Beispiel der Staatspräsident. Kostis Stefanopoulos findet, dass das Versteckspiel der beiden Sportler eine „Beleidigung für die Intelligenz der Welt“ sei. eine „griechische Tragödie“, klagte die Zeitung „To Vima“. Die Liste der unbeantworteten Fragen blieb auch gestern sehr lang: Warum gibt es keine Zeugen für den angeblichen Unfall? Wer brachte die beiden vermeintlichen Opfer ins Krankenhaus? Warum fand die Polizei am Unfallort keine Spuren des Sturzes – und das Unglücksmotorrad anderntags im Keller von Trainer Tzekos?

Der 40-jährige Trainer rückt immer mehr ins Zentrum der Affäre. Auf seiner Internetseite www.christzekos.gr bot der Coach bis vor wenigen Tagen leistungssteigernde Präparate an. Er ist Chef der „Chris Tsekos Group“, zu der unter anderem die Unternehmen „Strengh Systems USA“ und das „Institute of Sports Performance“ gehören. In griechischen Sportlerkreisen wird Tzekos mit seinem Motto zitiert: „Gedopt ist, wer erwischt wird.“ Seit dem vergangenen Wochenende ist christzekos.gr offline.

Sollten Kenteris und Thanou heute nicht erklären können, warum sie am Donnerstag einen Doping-Test versäumt haben, droht ihnen der Olympia-Ausschluss. Auch die 29-jährige Sprint-Europameisterin verließ rund 40 Minuten nach ihrem Trainingspartner die Klinik, in der beide nach dem ominösen nächtlichen Motorradunfall behandelt worden waren. Auch von Thanou kam kein Zeichen von Schuldeingeständnis, stattdessen: „Ich bin sehr verbittert über all das, was ich in den vergangenen Tagen gehört habe, doch ich werde meinen Kampf fortsetzen.“

Konstantinos Kenteris jedenfalls glaubt: „Nach der Kreuzigung kommt die Wiederauferstehung.“

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