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Sport: Schumacher nimmt Revanche

Der Rekordweltmeister blockt alle Angriffe des Weltmeisters ab und siegt vor Alonso in Imola

Der Präsident ließ sich per Blaulichteskorte an die Strecke bringen. Luca di Montezemolo hatte den Großen Preis von San Marino wie jedes Jahr zu Hause vor dem Fernseher verfolgt, doch als der große Moment gekommen war, eilte der Ferrari-Chef nach Imola, um seinem Team und vor allem Michael Schumacher zu gratulieren. Wenn man das unwürdige Spektakel des Erfolgs in Indianapolis 2005, als nur sechs Autos an den Start gegangen waren, ausklammert, war es Schumachers erster echter Sieg seit eineinhalb Jahren. „Michael ist ein perfektes Rennen gefahren, er hat allen gezeigt, dass er immer noch der Beste ist”, sagte di Montezemolo, „und wir haben insgesamt gezeigt, dass wir zurück sind. Aber die Aufregung war Gift für mein Herz.“

In einem atemberaubenden Zweikampf hatte sich Schumacher gegen Weltmeister Fernando Alonso durchgesetzt und zum siebten Mal in Imola gewonnen. „Es war ein fantastisches Wochenende“, sagte der Ferrari-Pilot, der sich zuvor mit seiner 66. Poleposition auch den letzten wichtigen Rekord in der Formel 1 gesichert hatte. Die Genugtuung, die aus seinen Worten und Gesten sprach, war auch ein Resultat der verspäteten Revanche, die er am Sonntag genommen hatte. „Das war heute die Umkehrung der Verhältnisse von 2005“, sagte Schumacher lächelnd. Vor genau einem Jahr hatte der Rekordweltmeister trotz intensiver Bemühungen nicht seinen kommenden Thronfolger Fernando Alonso überholen können. Diesmal hielt der Deutsche den Spanier auf Abstand. In einem sichtbar unterlegenen Auto blockte er die Angriffe des Weltmeisters mehr als 30 Runden lang gekonnt ab.

„Letztes Jahr hat man schon gesehen, dass man hier kaum überholen kann, wenn der andere keinen Fehler macht“, sagte Schumacher. Auch Alonso musste anerkennen, dass für ihn kein Weg an Schumacher vorbeigeführt hätte. „Ich habe immer auf meine Chance gewartet, aber Michael hat keinen Fehler gemacht“, sagte der Spanier. „Ich habe alles versucht, aber als ich gesehen habe, es geht nicht, bin ich kein Risiko mehr eingegangen.“

Eines soll nun allerdings anders sein als im letzten Jahr, als die gute Leistung von Imola für Ferrari letztlich ein Ausrutscher blieb. „Ich glaube, dass wir ab jetzt auf allen Strecken konkurrenzfähig sein werden und dass wir noch eine sehr spannende WM erleben werden“, sagte Schumacher. In der WM-Wertung hat er nach dem 85. Sieg seiner Karriere als Zweiter nun noch 15 Punkte Rückstand auf den Weltmeister. Schumacher zog damit an McLaren-Pilot Kimi Räikkönen vorbei, der in Imola nur Fünfter wurde. Auch für das deutsche Trio Ralf Schumacher, Nico Rosberg und Nick Heidfeld endete der vierte Saisonlauf enttäuschend. Toyota- Pilot Ralf Schumacher wurde Neunter, Rosberg im Williams lediglich Elfter und Heidfeld (BMW) kam nur auf Rang 13. Aber dies waren nur Nebenaspekte an einem Tag, der ganz im Zeichen des großen Duells stand.

Dabei hatte es zu Beginn überhaupt nicht danach ausgesehen. Michael Schumacher nutzte seine Poleposition optimal und fuhr bis zu seinem ersten Boxenstopp einen beachtlichen Vorsprung heraus. Entgegen der Vermutung vieler Experten war der Ferrari-Pilot nicht mit einer Drei-, sondern mit einer Zwei- Stopp-Strategie unterwegs – genau wie Alonso. Nach dem ersten Halt allerdings kam der Spanier auf und fuhr pro Runde teilweise zwei Sekunden schneller. „Ich hatte im zweiten Abschnitt Probleme mit den Reifen“, sagte Schumacher. „Ich musste wirklich vorsichtig fahren, um sie nicht völlig zu ruinieren.“

In der 41. Runde setzte der Spanier zum ersten Mal zum Überholmanöver an, doch Schumacher hielt wie auch in der Folge dagegen. Wenig später fiel die Vorentscheidung. Alonso kam zuerst zu seinem zweiten Stopp an die Box, doch Ferrari reagierte sofort und holte Schumacher eine Runde später hinein. So ging er wieder vor dem Renault-Piloten auf die Strecke und konnte seinen knappen Vorsprung verteidigen. Immer wieder versuchte Alonso anzugreifen, bis er schließlich zwei Runden vor Schluss aufgab und sich mit dem zweiten Platz begnügte.

Wie wichtig der Erfolg beim Heimrennen für Ferrari war, dokumentierte das Beispiel Ross Brawn. Der Technikchef war noch eine Stunde nach Rennende kaum ansprechbar. „Ich bin absolut fertig“, sagte er. „Ich habe sogar noch Probleme, mich richtig zu freuen.“

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