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Fußball - Borussia Dortmund - FC Bayern München

© dpa

Schwacher Start: Die Bayern in der Kuschelzone

Aus der Chefetage kommt kein Donnergrollen, kein Lamento. Nur moderate Töne - beim FC Bayern München bricht trotz des holprigen Bundesliga-Starts mit zwei Unentschieden keine Panik aus

Selbst der Polterer Uli Hoeneß, der sich sonst nach ausbleibenden Erfolgen laut über Schiedsrichter, Spieler oder über Gott und die Welt beschwert, lächelte nach dem mageren 1:1 (0:1) bei Borussia Dortmund und verkündete gut gelaunt, er habe doch schon vor Wochen gesagt, er erwarte einen holprigen Start des FC Bayern München – „und den haben wir jetzt.“ Oder Franz Beckenbauer, Präsident und Überfigur beim Branchenführer: Wie oft hat der Grantler im feinen Zwirn kein gutes Haar an der Mannschaft gelassen, jetzt sagt er salbungsvoll: „Nach dem Spielverlauf kann man wirklich zufrieden sein.“

Klinsmann hat anscheinend eine lange Schonfrist

Dabei ist das, was der Deutsche Meister in den 180 Minuten dieser Spielzeit abgeliefert hat, wirklich noch nicht berauschend gewesen. Eben holprig, wie der Manager treffend analysiert hat. Doch kein böses Wort. Die Säbener Straße als Kuschelzone? Offenbar haben sie sich in München darauf verständigt, dem neuen Trainer Jürgen Klinsmann jene hundert Tage Schonfrist einzuräumen, die Politikern in neuen Ämtern zugestanden werden. Der Trainer selbst will so lange nicht warten: „Es wird Zeit, dass wir nächste Woche mit einem Dreier mal richtig loslegen.“ Die Bayern empfangen am nächsten Sonntag Hertha BSC.

Dass die Münchner vor 80 552 Zuschauern in Dortmund eine Halbzeit lang eine indiskutable Leistung abgeliefert hatten, wurde nicht thematisiert, umso mehr aber der Umstand, in Unterzahl den frühen Rückstand durch den herrlichen Treffer von Jakub Blaszczykowski aufgeholt und sich nach dem Seitenwechsel zurückgekämpft zu haben.

Van Bommel konnte sich wieder mal nich beherrschen

Dass sie so lange mit einem Mann weniger auskommen mussten, hatten sie ihrem Kapitän zu verdanken. Mark van Bommel war bereits in der 23. Minute vom Platz geflogen, weil er erst Sebastian Kehl rüde von den Beinen geholt, und sich dann auch noch eine Tätlichkeit an Tamas Hajnal leistete. Drei Platzverweise hat sich van Bommel in den letzten zehn Spielen eingehandelt, doch ein Lerneffekt scheint in weiter Ferne. Vielmehr ist es so, als befände sich der Nationalspieler in einem Paralleluniversum, in dem eine realistische Selbsteinschätzung nicht vorkommt.

Van Bommel seinerseits fühlt sich von den Schiedsrichtern verfolgt. „Wenn ein anderer Spieler so etwas macht, passiert gar nichts“, sagte er zum Erstaunen seiner Zuhörer. „Da wird weitergespielt.“ Klinsmann glaubt nicht, einen Problemfall in seiner Mannschaft zu haben. „Für Mark ist es schwer, weil er immer unter besonderer Beobachtung steht“, sagt der Trainer: „Aber emotional bin ich auf der Seite des Spielers, das ist doch ganz klar.“ Felix Meininghaus

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