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Sport: Schwan fliegt ein - und auch raus?

Präsident Walter Müller bringt Rupert Scholz ins SpielKlaus Rocca Man muss es dem alten Herrn aus Kitzbühel lassen: Langeweile kommt bei ihm nicht auf. Ausgerechnet Robert Schwan, für den Satzungen Schall und Rauch sind, schwingt sich nun als Wahrer von Recht und Ordnung auf.

Präsident Walter Müller bringt Rupert Scholz ins SpielKlaus Rocca

Man muss es dem alten Herrn aus Kitzbühel lassen: Langeweile kommt bei ihm nicht auf. Ausgerechnet Robert Schwan, für den Satzungen Schall und Rauch sind, schwingt sich nun als Wahrer von Recht und Ordnung auf. "Der Rücktritt des Herrn Fehrmann ist nicht rechtsgültig, da er per Fax mitgeteilt wurde", so Schwan. Zur Erinnerung: In der vorigen Woche hatte Schwan selbst seinen Rücktritt als Vorsitzender des Aufsichtsrats von Hertha BSC den übrigen Mitgliedern des einflussreichen Gremiums per Fax mitgeteilt. Später gab er auf demselben Weg bekannt, er wolle lediglich als Vorsitzender zurücktreten, sein Mandat aber behalten. Einen Tag später faxte er, er wolle doch nicht zurücktreten.

Schwan wäre nicht Schwan, würde er die Provinzposse nicht noch um eine weitere Kapriole bereichern. "Ich werde", so Schwan gestern auf Anfrage, "es vom Verlauf der Sitzung abhängig machen, ob ich weiter zur Verfügung stehen werde." Soll wohl heißen: Bitten ihn die Herren Rupert Scholz, Günter Troppmann und Co. heute bei der Sitzung in einem Grunewalder Hotel, nun doch weiterzumachen, wird er es wohl tun. Obwohl er in seinem ersten Fax als Grund für den Rücktritt seine angegriffene Gesundheit genannt hatte.

Und Klaus Fehrmann? "Ich habe ihn aufgefordert, zu der Sitzung zu erscheinen. Für mich ist er weiterhin Mitglied des Aufsichtsrats", erklärte Schwan. Das sieht Fehrmann, bislang sein Stellvertreter, ganz anders. Nach der Kritik an der Vorgehensweise beim Transfer des Brasilianers Alves wie die anderen drei Aufmüpfigen von Schwan als "Kotzbrocken" und "Mischpoke" bezeichnet, hatte Fehrmann die Konsequenzen gezogen und seinen Rücktritt erklärt. Auch zermürbt von anonymen Morddrohungen. Im Allgäu versucht der frühere Vizepräsident und Schatzmeister des Vereins, Abstand zu gewinnen. Dem Mann, im Gegensatz zu Schwan einer der Stillen im Lande, haben die Angriffe auf seine Person zugesetzt.

Herthas Verantwortlichen ist der ganze Wirrwarr höchst unangenehm. Bei allen Verdiensten Schwans um den Verein: Die Negativ-Schlagzeilen der letzten Tage haben Wirkung hinterlassen. Auch bei Präsident Walter Müller. Der brachte gerade Rupert Scholz, den früheren Minister und Senator, als Nachfolger ins Gespräch. Scholz habe einen "tollen Ruf und besitzt eine hohe Persönlichkeit", erklärte Müller und fügte mit drohendem Unterton hinzu: "Robert Schwan soll sich zum richtigen Zeitpunkt entscheiden, den Vorsitz abzugeben." Schwan selbst hatte im ersten, später zurückgezogenen Fax den Mitgliedern des Aufsichtsrates Scholz als seinen Nachfolger empfohlen.

Dabei stehen heute gar keine Neuwahlen auf dem Programm. Die finden erst im Mai statt, wenn die Vereinsmitglieder das Wort haben. Zuletzt war das neunköpfige Gremium auf Druck der Ufa en bloc gewählt worden, was viele Klubmitglieder verdross. Einige sprachen gar von "Erpressung."

Pikanterweise übten neben Fehrmann und Heinz Warneke auch zwei Mitglieder des Vermarkters Ufa Kritik an der Vorgehensweise bei der Verpflichtung von Alves: Norbert Sauer und Carl A. Claussen. Beide werden ebenso wie der frühere Vorsitzende Rolf Schmidt-Holtz dem nächsten Aufsichtsrat nicht mehr angehören. Und Robert Schwan?

Klaus Rocca

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