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Sport: Schweigen am Teutoburger Wald

Nach dem 1:6 in Dortmund fällt selbst Bielefelds gesprächigem Trainer Middendorp nichts mehr ein

Als alles vorbei war, fiel selbst Ernst Middendorp nichts mehr ein. „Sie werden Verständnis dafür haben, dass ich heute nicht so viele Worte zu präsentieren habe“, sagte der Trainer von Arminia Bielefeld, sonst einer der gesprächigsten seiner Zunft. Am Freitagabend hatte das Spiel seiner Mannschaft für sich gesprochen. 1:6 hatte die Arminia in Dortmund verloren, bei der ebenfalls kriselnden Borussia, aber wer wollte den Dortmundern schon eine Krise anreden angesichts der desolaten Vorstellung, die ihr Gegner abgeliefert hatte. Middendorp rang sich immerhin die Einschätzung ab, das habe „mit Bundesliga nichts zu tun gehabt“. Und: „Bisher war ich bereit zu sagen, alle Laster auf meine Schultern. Aber jetzt habe ich einige Fragen.“

Es gibt einiges Aufzuarbeiten am Rande des Teutoburger Waldes. Hätten die Dortmunder, nachdem Federico in der 67. Minute das halbe Duzend voll gemacht hatte, konsequent weiter gestürmt, wäre es ein Debakel vom Ausmaß des 1:8 geworden, das die Bielefelder am achten Spieltag in Bremen hatten erleiden müssen. Mindestens. Radioreporter Manni Breuckmann hielt bei seiner Live-Reportage gar eine Wiederholung des legendären 1:11 für möglich, mit dem sich die Bielefelder im Herbst 1982 in Dortmund ihren Platz im Bundesliga-Geschichtsbuch gesichert hatten.

Ganz so schlimm ist es dieses Mal zwar nicht gekommen, dennoch ist schwer vorstellbar, dass Middendorp im neuen Jahr noch die sportlichen Geschicke des Rekord-Auf- und Absteigers lenken wird. Die dritte Amtszeit in Ostwestfalen könnte in der Winterpause beendet werden, wahrscheinlich noch davor. Einiges deutet darauf hin, als werde ein neuer Angestellter mit der Aufgabe betraut, die Fahrstuhlreise in Liga zwei zu stoppen. Bei den Fans, die ihn vor zwei Jahren noch zum Trainer des Jahrhunderts gewählt hatten, ist Middendorp schon lange nicht mehr wohlgelitten. Sie riefen auch in Dortmund: „Middendorp raus!“

Bislang hatte Bielefelds Führungstroika Hans-Hermann Schwick (Präsident), Roland Kentsch (Finanz-Geschäftsführer) und Reinhard Saftig (Sport-Geschäftsführer) ihre Treueschwüre gebetsmühlenartig wiederholt. In Dortmund aber bröckelte die Phalanx der Solidarität. „Ich bin schockiert“, sagte Saftig. „Wenn wir so weitermachen, steigen wir ab, da braucht man kein Prophet zu sein.“ Während sich Saftig unter den frischen Eindrücken des Debakels zur Trainerfrage nicht explizit äußern mochte, wurde Kentsch weitaus konkreter: „Wir werden uns nächste Woche zusammensetzen und beraten. Natürlich muss man auch den Trainer in die Diskussion mit einbeziehen.“

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