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Neue Richtung. Bei Gordon Herbert werfen die Frankfurter mehr aus der Distanz.Foto: p-a

© picture-alliance / Tatjana Serva

Sport: Schweigen und siegen

Ein neuer Coach macht Alba-Gegner Frankfurt stark

Fast einen Monat ist es her. Am 13. April musste Murat Didin bei den Skyliners Frankfurt sein Büro räumen. Der Basketball-Bundesligist hatte den Trainer einen Tag nach dem verlorenen Pokalfinale beurlaubt. Der Schritt von Geschäftsführer Gunnar Wöbke, der wegen atmosphärischer Störungen auch mit Blick auf die nächste Saison reagierte, wirkte riskant. Doch der Erfolg gibt Wöbke recht. Didins Nachfolger Gordon Herbert brachte die launisch agierende Mannschaft auf Kurs. Vier Siege aus fünf Spielen holte der Kanadier, darunter ist auch der Erfolg im ersten Spiel der Play-off-Viertelfinalserie bei Alba Berlin. Herbert will das 76:71 nicht überbewerten. „Wir haben noch nichts gewonnen“, sagt er vor dem zweiten Spiel am Donnerstag in Frankfurt.

Der Kanadier hat wenig geändert. Er profitiert von einem funktionierenden Kollektiv, dem er neue Impulse gegeben hat. Spieler wie Pascal Roller sprechen von Kleinigkeiten, die sich geändert haben. Sein Feintuning forcierte der 51-Jährige im Trainingslager vor einer Woche auf Mallorca: Herbert hat die Mannschaft auf Albas oft praktiziertes Pick’n’Roll vorbereitet. Am Sonntag profitierten die Gäste davon. Mit intelligentem Abwehrverhalten machten die Hessen die eigene Zone dicht. Albas Power Forwards Dragan Dojcin und Jurica Golemac kamen nicht zurecht, dass sie bei 17 Würfen nur dreimal trafen, war ein Grund für Albas Niederlage.

Kann dies die Blaupause für einen Frankfurter Erfolg in der Best-of-Five-Serie sein? Herbert hält sich bedeckt. „Wir haben einen guten Job gegen die Großen von Alba gemacht. Auch gegen Center Blagota Sekulic“, sagt er und grinst kurz. Viel mehr will er nicht verraten. In einer Situation wie den Playoffs „redet man so wenig wie möglich.“ Es passt zu Herberts Wesen. Der ruhige, mit einer Finnin verheiratete Mann gibt, ganz im Gegensatz zum Dampfplauderer Didin, nur wenig von sich preis. Von Kampfansagen hält er nicht viel. „Wir müssen besser spielen“, fordert Herbert. Gemeint ist das eigene Offensivspiel. Kleinigkeiten veränderte er auch hier. Vor allem Geduld hat er der Mannschaft verordnet. „Wir lassen den Ball länger laufen und warten ab, bis sich Lücken ergeben“, sagt Kapitän Roller. In der Konsequenz profitieren gerade die Distanzschützen: Seitdem Herbert an der Seitenlinie steht, werfen die Skyliners im Schnitt pro Spiel mehr als 26 Mal aus der Distanz auf den Korb. Unter Didin waren es im Schnitt sechs Dreierversuche weniger. In Berlin erzielten die Frankfurter zehn Dreier, drei mehr als Alba.

Herbert hat zudem klare Rollen verteilt. Er spielt – anders als Didin – mit einer festen Startformationen. Spieler aus der zweiten Reihe, wie die Distanzschützen Jimmy McKinney und Dominik Bahiense de Mello sowie Center Greg Jenkins sind trotzdem unter ihm aufgeblüht, weil sie wissen, dass auch sie ihre Chance bekommen. McKinney beschreibt Herbert als einen „players coach“. Gemeint ist dabei auch das Bild eines kommunikativen Trainers, der sich vor seine Spieler stellt und sie bestärkt. Viel größer kann ein Lob aus Spielersicht nicht sein.

Jan Szyszka[Frankfurt am Main]

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