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Sport: Schweigende Rivalen

Schumacher und Montoya gehen sich aus dem Weg – oder prallen aufeinander

Am liebsten wäre Michael Schumacher sofort in seinen Geburtsort nach Kerpen-Sindorf gefahren, nicht erst zum Nürburgring. Er wusste schließlich, welche Fragen ihn dort bei der Pressekonferenz vor dem Großen Preis von Europa erwarten, der am Sonntag auf dem Nürburgring stattfindet. Ihn und Juan Pablo Montoya, mit dem Schumacher beim Grand Prix in Monaco vor vier Tagen wieder einmal aneinander geraten war. Montoya war dort mit seinem BMW auf den Ferrari aufgefahren, weil der Deutsche plötzlich gebremst hatte. Bevor also Schumacher mit dem gesamten Ferrari-Team in seinem heimischen Kartcenter den „Heidenspaß mit meiner zweiten Familie“ genießen konnte, musste er sich dem unangenehmen Thema stellen. Auf Versöhnung war auch eine knappe Woche nach dem Crash keiner von beiden aus. Schumacher sagte deshalb über Montoya: „Ich wüsste nicht, was ich mit ihm zu besprechen habe.“ Der Frust vom ersten Ausfall in dieser Saison saß beim WM-Führenden immer noch tief.

Wenigstens die Fia, der Motorsport- Weltverband, hatte ein Einsehen und platzierte Michael Schumacher neben seinen Bruder Ralf und nicht neben seinen Konkurrenten aus Kolumbien. Auf der Rennstrecke hat es zwischen beiden Fahrern bereits sechs Mal gekracht – auch auf dem Nürburgring, erst vor einem Jahr. Doch in Abwesenheit seines Rivalen wehrte Schumacher sämtliche Fragen zum bevorstehenden Duell ab: „Der Vorfall in Monaco ist für mich Geschichte.“ Heute werden sich beide beim Training wiederbegegnen.

Als Schumacher gegangen war und Montoya gemeinsam mit dem Spanier Fernando Alonso zur Befragung erschien, gab es ebenfalls einen schnellen Themenwechsel, weg vom Dauerstreit mit Schumacher. Schließlich hielt sich in den letzten Tagen nicht nur das Gerücht, dass der finnische Ex-Weltmeister Mika Häkkinen ein Comeback bei BMW anstreben würde, sondern auch jenes, dass Montoyas Wechsel nach der Saison zu McLaren-Mercedes wieder in Frage stehe. BMW wollte das nicht kommentieren, Mercedes auch nicht, nur Montoyas Manager Julien Jakobi reagierte darauf in der kolumbianischen „El Tiempo“ mit den Worten: „Da ist nichts dran. Juan hält seinen Vertrag ein.“

Dass der Krach zwischen Schumacher und Montoya, der mögliche Nicht-Wechsel des Kolumbianers zu McLaren-Mercedes und das Comeback-Gerücht um Häkkinen vor dem siebten Grand Prix der Saison in Deutschland mehr Aufmerksamkeit erregen als etwa der Sieg von Jarno Trulli in Monaco, wirft ein eher schlechtes Licht auf den derzeitigen Zustand der Formel 1. Die fünf Siege von Michael Schumacher in den ersten Rennen der Saison haben dazu geführt, dass etwas Langeweile aufgekommen ist und nun nach Unterhaltung aller Art Ausschau gehalten wird. Selbst eine Personalie wie die Entmachtung des Technischen Direktors von BMW Patrick Head, der Sam Michael Platz machen musste, erregt in diesen Tagen Aufsehen.

Die Frage, was die vermeintlichen Hauptrivalen von Ferrari noch leisten können, ist leicht zu beantworten. Weder BMW-Williams noch McLaren-Mercedes sind in der Lage, die Roten aus Maranello ernsthaft zu bedrängen. „Wir werden am Nürburgring wieder um den Sieg fahren“, kündigte Michael Schumacher an, bevor er sich auf den Weg nach Kerpen machte. Es war eine Kampfansage vor allem an Montoya. Beide sehen sich heute wieder – auf der Rennstrecke.

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