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Sport: Schwere Entscheidung der IOC-Gerontokratie: gesucht wird ein nettes Plätzchen für die Organisation

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) ist zuversichtlich, dass die von Sport und Politik massiv geforderte Anti-Doping-Weltagentur ihre Arbeit zum 1. Januar 2000 aufnehmen kann.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) ist zuversichtlich, dass die von Sport und Politik massiv geforderte Anti-Doping-Weltagentur ihre Arbeit zum 1. Januar 2000 aufnehmen kann. Nach dem Ende von Beratungen einer im Februar gegründeten Arbeitsgruppe sagte IOC-Generaldirektor Francois Carrard: "Wir haben das Format, die Statuten und mögliche Zeitabläufe festgelegt. Ich bin optimistisch, dass die Agentur noch vor dem 1. Januar Bestand haben wird."

Wie Carrard am IOC-Sitz in Lausanne weiter ausführte, haben bereits mehrere Weltstädte Interesse bekundet, Sitz der Anti-Doping-Agentur zu werden. Lausanne selbst, Wien, Madrid, Lissabon und Stockholm gehören offenkundig zu den Bewerbern. "Aber da ist noch alles offen. Das Gründungs-Gremium wird eine Bewerbungs- oder Vergabeprozedur ins Leben rufen und danach den Sitz der Agentur auswählen", sagte Carrard. Auf ähnlichen Wegen soll ein Generaldirektor gewonnen werden.

Carrard versicherte, dass die neue Anti-Doping-Einheit schon vor und während der Olympischen Spiele 2000 in Sydney arbeiten werde, "aber sie wird nicht unmittelbar in die Testverfahren während der Spiele in Australien involviert sein". Hauptaufgaben sind die Koordination der weltweiten Jahres-Testprogramme und speziell der Trainingskontrollen. Die Basisdokumente zur Gründung der neuen "Behörde" im Kampf gegen Doping sollen in Kürze fertig gestellt sein. Danach sollen sie den maßgeblichen politischen und sportlichen Gremien vorgelegt werden. In der Arbeitsgruppe saßen Vertreter aus der Olympischen Bewegung und nationalen Regierungen sowie aus weiteren Institutionen wie etwa der Welt-Gesundheitsorganisation WHO.

Schon bei der Anti-Doping-Weltkonferenz Anfang Februar in Lausanne waren die Grundlagen des neuen Projekts geschaffen worden. Über eine weltweit einheitliche und abgestimmte Vorgehensweise bei den Trainingskontrollen hinaus sollen einheitliche Richtlinien bei den Analyseverfahren angewendet werden, die Zusammenarbeit bei der Erprobung neuer Nachweisverfahren soll intensiviert werden. Das IOC hat für die Agentur 25 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt. Die Leitung der Agentur soll in unabhängigen Händen liegen.

Darauf hatten die Berater auch gedrängt, obwohl das IOC wiederholt eine führende Rolle bei dem Projekt beanspruchte und darauf auch nicht verzichten will. Kritiker hatten sich auch gegen Lausanne als Agentursitz ausgesprochen.

Walther Tröger, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK) und seit 1989 IOC-Mitglied, hatte schon bei der Anti-Doping-Weltkonferenz im Februar geäußert, "dass der Sport die Signale der Politik verstanden hat." Nun müsse der Sport der Politik zeigen, dass er in der Lage sei, "selbstständig zu handeln und im Kampf gegen Doping zu bestehen".

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