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Sport: Schwerfällig in Schanghai

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielt zum Auftakt ihrer Asienreise nur 1:1 gegen China

Es war ein kollektives Schulterzucken, bei dem Joachim Löw den Vorarbeiter spielte. Der Bundestrainer und die deutschen Fußball-Nationalspieler wollten damit sagen: Eine solche Vorstellung muss doch jedem einmal gestattet sein. Die Vorstellung war das 1:1 (1:1) des deutschen Rumpfteams gegen China auf der ersten Station der als Werbung geplanten Asientour. China ist auf Platz 97 der Weltrangliste platziert, ein 1:1 damit ziemlich mager, aber das schien keinen im Team des Vize-Europameisters zu stören. „Unser Spiel war etwas langsam und nicht dynamisch genug. In der Defensive und in der Offensive war das nicht das allerhöchste Niveau“, räumte Löw ein.

Lange hatte er bestritten, dass es sich um eine Reise handeln würde, die keiner ernst nimmt. Doch gestern bestätigte der Weltranglisten-Zweite Befürchtungen, dass die Termine aus sportlicher Sicht verzichtbar waren. Zhao Xuri und Lukas Podolski schossen die Treffer, und die Deutschen verwiesen später auf die Reisebelastungen. „Die Ziele wurden nach der langen Reise nicht ganz optimal umgesetzt“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff. „Die Mannschaft wollte hervorragend spielen. Nur klappt nicht immer alles optimal.“

Philipp Lahm, der die Mannschaft erstmals als Kapitän auf das Spielfeld führte, fand die Erklärung, dass die Chinesen schlicht und einfach besser waren. „Sie haben sehr gut gespielt. Manchmal sind es nicht die großen Sachen, die ein Spiel entscheiden“, erklärte Lahm. Er spielte schwach. Zwei Neulinge standen auch auf dem Platz: Christian Genter (Wolfsburg) und der gebürtige Brasilianer Cacau (Stuttgart).

Die enttäuschende Resonanz passte zum faden Auftritt des dreimaligen Weltmeisters, der in China großen Eindruck hinterlassen wollte. Etwa 25 000 Zuschauer füllten das Shanghai-Stadium nur zu einem Drittel. Heute reist das Team nach Dubai, wo am Dienstag (20 Uhr MESZ) gegen die Emirate die zweite Partie stattfindet.

Mit einer Systemumstellung, die eigentlich nicht zur Offensiv-Philosophie passt, machte Löw seinem Stürmer Mario Gomez das Leben schwer. Im 4-2-3-1-System, das Löw zur Abwehrfestigung seines müden Personals gewählt hatte, agierte der künftige Münchner Torjäger als einzige Spitze – erfolglos wie in allen Spielen seit März 2007. „Das habe ich mir anders vorgestellt. Es war wahnsinnig schwer für mich da vorne alleine“, sagte Gomez. Mit seinen Experimenten überforderte Löw einfach sein Personal. Der zusammen mit Lahm auf die rechte Seite verfrachtete Piotr Trochowski enttäuschte ebenso wie Bastian Schweinsteiger. Bester Spieler war Podolski.

International ungenügend agierte auch Robert Huth bei seiner Rückkehr ins Nationalteam nach drei Jahren. Huth gab gegen die wendigen Chinesen keine Empfehlung für einen Wechsel nach Hoffenheim ab. Arne Friedrich von Hertha BSC war für Huth allerdings auch keine stabilisierende Hilfe. In der Schlussphase musste sich das deutsche Team bei Robert Enke bedanken. Der Torhüter aus Hannover entschärfte zwei schwierig zu parierende Schüsse. Er verhinderte damit eine handfeste Blamage.

Gregor Derichs[Schanghai]

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