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Sport: Schwierige Verständigung

Im Eisschnelllauf-Lager reden die Verantwortlichen aneinander vorbei

Berlin - Mit Sabine Völker hat Helmut Kraus schon geredet, immerhin. Ein gutes Gespräch, sagt Kraus. Aber wohl auch ein seltsames Gespräch. Die Eisschnellläuferin Völker hatte zuvor in einem Interview erklärt, dass der Chef-Bundestrainer Kraus jetzt zu viel Macht besitze. Kraus ist seit kurzem auch zuständig für die Besetzung beim neu eingeführten Team-Wettbewerb. „Sinnlos“ sei dieser Wechsel, hatte Sabine Völker gesagt. Die bisher verantwortlichen Trainer Markus Eicher und Joachim Franke arbeiteten doch viel enger mit den Athleten. Hat Völker diese Kritik zurückgenommen in diesem Gespräch am Freitagmorgen. Oder hat sie den Vorwurf bestätigt? „Darüber haben wir nicht geredet“, sagt Kraus. Stattdessen vor allem über ein geplantes Trainingslager in Erfurt.

Mit Claudia Pechstein dagegen hat Kraus seit Tagen nicht geredet. Die viermalige Olympiasiegerin hatte Kraus öffentlich Eitelkeit und Unfähigkeit zur Kommunikation vorgeworfen. Der Chef-Trainer würde sich zu Unrecht mit ihren, Pechsteins Erfolgen rühmen. Er möge doch bitte schnell in Rente gehen.

„Ein Kasperletheater“, sagt Kraus, „irrationale Aussagen.“ Es ist ein Streit mit unklarer Rollenverteilung. Wer ist Täter, wer Opfer? Der Konflikt schwelt schon lange. Und hinter Claudia Pechsteins Vorwürfen steckt letztlich ein einziger Punkt: Kraus, seit 1994 Chef-Bundestrainer, trainiert seit Jahren keinen eigenen Athleten. Pechstein nimmt ihn deshalb seit langem nicht richtig ernst. „Als Chef-Bundestrainer muss ich keine Athleten trainieren“, sagt Kraus. Er organisiere Lehrgänge, er habe die Entwicklung des Klappschuhs forciert und er rede permanent mit den Heimtrainern, „das sind meine Aufgaben“.

Eitelkeit? „Sie werden nie hören, dass ich mich mit den Erfolgen einzelner Sportler rühme. Das wäre Blödsinn.“ Damit ist Kraus wirklich noch nie aufgefallen. Und ist unfähig zum Dialog, wie Pechstein sagt? „Das ist er gewiss nicht“, sagt Joachim Franke, Pechsteins Trainer. „Wir haben regelmäßig Trainertagungen, da gibt es bei grundsätzlichen Dingen keine Defizite.“

So liegt es wohl an der mangelhaften Kommunikation, dass die Eisschnellläufer in der Öffentlichkeit ein so zerstrittens Bild bieten. Franke etwa sagt, er wisse bis heute nichts davon, dass Kraus jetzt auch aktiv für die Teams zuständig ist. „Wenn das so ist, dann wäre es schön, wenn man mir das sagen würde.“ Kraus hält dagegen: Das sei in einer Sitzung beim Weltcup in Heerenveen so besprochen worden. Nein, sagt Franke, in eben jener Sitzung sei das keineswegs so festgelegt worden. Offenbar reden sie mitunter nicht klar genug miteinander. Das eher seltsame Gespräch zwischen Kraus und Völker passte in dieses Bild.

Und eine andere Episode passt auch dazu. Die deutschen Topläuferinnen wurden in Hamar als Team nur Fünfte. Anschließend habe keine Fehleranalyse stattgefunden, beklagten sie sich. „Mit dieser Kritik haben sie Recht“, sagt Kraus. „Aber dafür hätten Eicher und Franke sorgen müssen, die verantwortlichen Trainer.“ Mag sein, aber hätte nicht Kraus als Chef-Bundestrainer auf diese Sitzung drängen müssen, als er sah, dass sie nicht geplant war? Warum griff er nicht ein? Weil „der Tag nur 24 Stunden hat“, sagt Kraus. „Das sind professionelle Leute. Man muss sich doch darauf verlassen können, dass die richtig arbeiten.“

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