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Sport: SCHWIMM-WELTMEISTERSCHAFT IN PERTH: Nun geht der DSV vor Gericht

Per einstweiliger Verfügung soll Akkreditierung für den Teamchef zurückerkämpft werdenVON JÖRG ALLMEROTH PERTH.Nur einen einzigen Tag hat die Ankunft des umstrittenen chinesischen Teams die stürmisch angegriffenen Deutschen aus den Schlagzeilen bei der Schwimm-Weltmeisterschaft in Perth verdrängt: Pünktlich zur offiziellen Eröffnung des Championats meldete sich der DSV gestern zurück ins gewaltige Schlagzeilen-Gewitter, mit der Ankündigung, die vom Weltverband FINA entzogene Akkreditierung seines Teamchefs Winfried Leopold vor einem ordentlichen Gericht in der westaustralischen Metropole zurückerkämpfen zu wollen.

Per einstweiliger Verfügung soll Akkreditierung für den Teamchef zurückerkämpft werdenVON JÖRG ALLMEROTH PERTH.Nur einen einzigen Tag hat die Ankunft des umstrittenen chinesischen Teams die stürmisch angegriffenen Deutschen aus den Schlagzeilen bei der Schwimm-Weltmeisterschaft in Perth verdrängt: Pünktlich zur offiziellen Eröffnung des Championats meldete sich der DSV gestern zurück ins gewaltige Schlagzeilen-Gewitter, mit der Ankündigung, die vom Weltverband FINA entzogene Akkreditierung seines Teamchefs Winfried Leopold vor einem ordentlichen Gericht in der westaustralischen Metropole zurückerkämpfen zu wollen.Der wahrscheinlich teure Gang zur Justiz, um die uneingeschränkten Arbeitsmöglichkeiten von Leopold zu sichern, treibt den Streit zwischen der FINA und dem DSV am Rande dieser Weltmeisterschaft in eine neue Dimension: "Ich hoffe nur, daß dies die Beziehungen zur FINA nicht langfristig belastet", sagte DSV-Präsident Rüdiger Tretow am Mittwoch während einer internationalen Pressekonferenz. Die Rückgabe der Akkreditierung soll mit einer einstweiligen Verfügung vor dem Supreme Court erzwungen werden, dem höchsten Gericht des australischen Bundesstaates Westaustralien.Beklagt werden die FINA und namentlich ihr Generalsekretär Gunnar Werner (Schweden).Der zuständige Richter setzte die Verhandlung für heute vormittag, 9.30 Uhr australischer Zeit (2.30 Uhr MEZ), an.Der vom DSV mit der Wahrnehmung seiner Interessen beauftragte Anwalt Dirk Feinauer begründete das Vorgegen des Verbandes mit einem Formfehler der FINA.Nicht das FINA-Bureau, sondern nur der sogenannte Doping-Panel sei befugt, Maßnahmen wie den Entzug einer Akkreditierung zu treffen. Die FINA hat sich unterdessen nicht lange bitten lassen und ihrerseits juristischen Beistand für den Prozeß vor dem Supreme Court angefordert.Doch schon vor der gerichtlichen Auseinandersetzung ließ die FINA durch einen Sprecher erklären, ein Zivilgericht könne für diesen Fall nicht zuständig sein.Allenfalls der Internationale Sportgerichtshof in Lausanne habe die Affäre zu klären, hieß es.Der Einspruch des Deutschen Schwimm-Verbandes innerhalb der FINA-Sportgerichtsbarkeit, um Leopold die Akkreditierung wieder auszuhändigen, war zum Zeitpunkt des angekündigten Gerichtsgangs noch gar nicht entschieden: Doch das FINA-Bureau, auch für die Revision zuständig, hatte schon abwehrend durchblicken lassen, daß keine neuen Fakten auf dem Tisch lägen. Bei der hastig organisierten Pressekonferenz des DSV im "Challenge Stadium" von Perth mußte der Mann, den Australiens Medien bisher wie einen Staatsfeind behandeln, sinnfälligerweise draußen vor der Tür bleiben.Für Winfried Leopold blieben die Türen zum offiziellen Terrain nach wie vor verschlossen.Der Teamchef wollte aber unabhängig vom Ausgang der Verfahren in jedem Fall in der WM-Stadt Perth bleiben, nachdem ihm die 33köpfige Mannschaft noch einmal ihre uneingeschränkte Solidarität versichert hatte. Das Team hatte offenbar auch den unentschlossenen DSV-Präsidenten Tretow zu dem juristischen Duell animiert.Vor einem neuerlich aufmarschierten Großaufgebot internationaler Medien sagte Tretow: "Wir mußten einen anderen Weg gehen, weil die FINA erklärt hat, daß unser Einspruch erfolglos bleiben würde." Solche Aussagen seien eine "unfaire Vorwegnahme der Entscheidung" und könnten "absolut nicht hingenommen werden".Allerdings wird das Verfahren für den keineswegs begüterten Verband eine kostspielige Angelegenheit, vor allem für den nicht unwahrscheinlichen Fall, daß das Hohe Gericht sich sich erst gar nicht für zuständig erklärt.Auch einem solchen Fiasko schaut Tretow scheinbar furchtlos entgegen und sagt lakonisch: "Vielleicht springt ja noch ein Sponsor ein, der uns das Ganze finanziert." Beim Erlassen einer einstweiligen Verfügung müßte der Weltverband FINA dem Teamchef Leopold die Akkreditierung sofort zurückgeben.Er könnte dann ohne jede Restriktionen bei der Weltmeisterschaft arbeiten.Allerdings sind auch Einsprüche gegen ein erstes Verdikt ebenso möglich wie eine Vertagung des Gerichts auf einen späteren Termin.Wie auch immer: Die Affäre Winfried Leopold entwickelt sich für den DSV bei dieser WM zur unendlichen Geschichte, nun also vermutlich auch vor der australischen Gerichtsbarkeit.

JÖRG ALLMEROTH

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