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Sport: Schwimmen: Krisengespräch am Beckenrand

Lässig lehnt Dirk Lange am Startblock. Ernst blickt er aus dem feinen Anzug in die Kamera.

Lässig lehnt Dirk Lange am Startblock. Ernst blickt er aus dem feinen Anzug in die Kamera. Kompetenz und eine gewisse Eleganz strahlt das Bild schon aus, mit dem der Hamburger Schwimmtrainer seine Anzeige in "swim and more", dem offiziellen Organ des Deutschen Schwimm-Verbandes, versehen hat. Nur über den Text muss er sich wohl Gedanken machen. Mit den Namen seiner prominentesten Schwimmer, den Weltrekordlern Sandra Völker, Mark Foster und Therese Alshammar, ködert er 14- bis 18jährige Schwimmer für Trainingscamps.

Der Ruhm der Spitzensportler lässt sich offenbar auch für Lange prächtig versilbern, denn ambitionierte Talente müssen bis zu 1390 Mark anlegen, um bei dem Startrainer fünf Tage lang Bahnen ziehen zu können. Gut möglich allerdings, dass in der Anzeige bald nur noch der Name Sandra Völker auftauchen wird. Die prominente Trainingsgruppe droht auseinanderzubrechen. Hinter dem Briten Foster und der Schwedin Alshammar stehen Fragezeichen. Einen Abgang von Foster dementiert Lange. "Es gibt Phasen, in denen wir stärker zusammenarbeiten und Phasen, in denen wir nicht so eng zusammenarbeiten." Nach Olympia hat sich Foster nicht mehr häufig in Hamburg blicken lassen, was die Gerüchte nährte, dass er Langes Gruppe verlassen will.

Während über Foster nur leise gesprochen wird, geht es bei der möglichen Trennung der zweifachen Silbermedaillengewinnerin von Sydney alles andere als geräuschlos zu. Sie wirft ihrem deutschen Coach vor, sie zu einem Vertrag zu nötigen, der der Athletin zwar alle möglichen Pflichten aufnötigt, aber keinerlei Rechte einräumt. Für Lange ist das alles Quatsch. Er habe den Vertrag, in dem es unter anderem um eine Dopingverzichtsklausel geht, von einem Sportjuristen ausarbeiten lassen. Das bietet für ihn die Gewähr, dass es sich nicht um einen Knebelvertrag handelt. "Alles andere wäre ja unseriös," sagt er. Doch Therese Alshammar war da offensichtlich anderer Meinung. Sie verweigerte den Vertrag, der ihr unter anderem bei einem Dopingverstoß 50 000 Mark Vertragsstrafe angedroht hätte. Sie ließ von ihrem Anwalt einen eigenen Schriftsatz ausarbeiten, der allerdings ebenfalls eine Dopingsverzichtsklausel beinhaltete. Lange sieht in Alshammars Manager Glen Christiansen die treibende Kraft: "Durch ihn wurde alles immer wieder angeheizt", meint Lange. Die Anwürfe, die hauptsächlich in den schwedischen Medien erhoben werden, sind für Dirk Lange "nicht nachvollziehbar." Er glaubt, dass eher sportliche, als vertragstechnische Gründe für den Zwist verantwortlich sind. Tatsächlich könnte dahinter jedoch etwas Menschliches, all zu Menschliches stecken. In Langes Trainingsgruppe ist nach wie vor Sandra Völker die unbestrittene Nummer eins, die vom Trainer auch die größte Zuwendung erfährt. Doch die 26jährige Hamburgerin war bei den Olympischen Spielen weit an den gesteckten Erwartungen vorbeigeschwommen. Nun fordert Alshammar gleiche Bedingungen wie Völker. Und die waren bei der Kurzbahn-WM in Valencia aus Sicht der Schwedin nicht gegeben. Deutlich kritisierte Alshammar ihren deutschen Trainer und warf ihm mangelnde Betreuung vor.

Nicht nur wegen seiner schönen Hochglanz-Anzeigen muss Lange nun auf die Schwedin zuzukommen. Am Samstagmorgen verkündete er am Rande des Arene-Weltcups in Berlin: "Ich bin bereit, hier mit ihr über alles zu sprechen."

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