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Paul Biedermann

© dpa

Schwimmen: Paul Biedermann ist Europameister

Endlich mal ein deutscher Schwimmer, der nicht baden geht. Paul Biedermann holt über 400 Meter Freistil Gold bei der Kurzbahn-EM - ist aber trotzdem enttäuscht.

Paul Biedermann hat den schwächelnden deutschen Schwimmern ein erstes Erfolgserlebnis bei der Kurzbahn-EM verschafft: Der 22-Jährige aus Halle/Saale holte in Rijeka über 400 Meter Freistil die Goldmedaille, schüttelte aber im Ziel unzufrieden mit der Zeit den Kopf. In 3:37,73 Sekunden lag der Europarekordler am Donnerstag 1,6 Sekunden vor dem Italiener Massimiliano Rosolino, lag aber 2,75 Sekunden über seiner erst vor zwei Wochen aufgestellten Bestmarke.

"Ich bin sehr enttäuscht mit meiner Siegerzeit, aber das ist natürlich ein großer Erfolg", sagte Biedermann, "meine Taktik, das Rennen auf den letzten Hundert Metern zu entscheiden, hat sich ausgezahlt." Biedermann holte als erster Deutscher seit Einführung der kontinentalen Kurzbahn-Meisterschaft den Titel über die 400 Meter. Ansonsten gingen die meisten Deutschen an der kroatischen Adriaküste buchstäblich baden: 12 von 18 Startern scheiterten bereits in den Vorläufern.

Es regnet Weltrekorde - der anderen

Die Konkurrenz markierte Rekorde. Die Russin Walentina Artemjewa verbesserte über 50 Meter Brust ihren Europarekord gleich zweimal um insgesamt neun Hundertstel auf 29,83 Sekunden. Auch in den Freistil-Rennen gab es in den Vorläufen neue kontinentale Bestmarken. Amaury Leveaux (Frankreich) blieb über 50 Meter in 20,80 Sekunden im Vorlauf eine Hundertstel unter der bisherigen Bestzeit des Kroaten Duje Draganja. Im Halbfinale schwamm Leveaux in 20,48 Sekunden sogar Weltrekord.

Marleen Veldhuis (Niederlande) verbesserte über 100 Meter Freistil ihre eigene europäische Bestmarke um 23 Hundertstel auf 51,91 Sekunden. Über 4 x 50 Meter Lagen verbesserten Italien und am Ende Russland schon in den Vorläufen den Weltrekord auf 1:33,77 Minuten. Die alte Bestmarke hatten die deutschen Schwimmer vor zwei Jahren mit 1:34,06 aufgestellt.

Deutsche erfahren schmerzliche Realität

Die deutschen Schwimmer konnten die guten Resultate der nationalen Meisterschaft vor zwei Wochen international nicht bestätigen. "Das hier ist die Realität, und zwar auf eine schmerzende Art und Weise. Es liegt an grundsätzlichen Dingen, die wir nicht in zwei oder drei Wochen ändern können", sagte der neue Bundestrainer Dirk Lange. "Das ist ein enttäuschendes Ergebnis", pflichtete Sportdirektor Lutz Buschkow bei. Einzig Biedermann, der im Gegensatz zu seinen Rekordrennen diesmal mit dem Anzug des DSV-Ausrüsters (adidas) schwamm, demonstrierte sein Leistungsvermögen. Ansonsten gab es deutsche Enttäuschungen zuhauf.

Routiniers wie Daniela Samulski (Essen) über 100 Meter Rücken, aber auch Youngster wie Brustschwimmer Marco Koch (Darmstadt) und Lagen- Spezialistin Franziska Hentke (Halle/Saale) verfehlten ihre Zeiten von Essen gleich um mehrere Sekunden. In der andauernden Diskussion um die High-Tech-Schwimmanzüge forderte Lange eindeutige Regeln. "Die Anzüge müssen irgendwie reglementiert werden. Es gibt hier Leute, die tragen zwei oder drei Anzüge übereinander", sagte er.

Neben Biedermann kamen nur Titelverteidigerin Janne Schäfer (Heidelberg) über 50 Meter Brust, Lisa Vitting (Mülheim/Ruhr) über 100 Meter Freistil und die Herren-Staffel über 4 x 50 Meter Lagen weiter. Das deutsche Quartett mit Thomas Rupprath (Rostock), Marco Koch (Darmstadt), Johannes Dietrich (Wiesbaden) und Rafed El-Masri (Essen) erreichte in 1:34,99 Minuten als Gesamt-Siebte den Endlauf. Im Halbfinale scheiterten Steffen Deibler (Hamburg) über 50 Meter Freistil und Kerstin Vogel (Köln) über 50 Meter Brust.

Marc Zeilhofer[dpa]

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