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Sport: Schwimmen und schreiben

Antje Buschschulte kritisiert die DSV-Funktionäre per Brief – längst nicht alle Athleten unterstützen sie

Berlin - Jürgen Fornoff betrachtet das Schreiben, das da zu ihm ins Haus kam, „erst mal nicht als Alarmzeichen“. Aber, das sagt der Generalsekretär des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV), auch, „man weiß ja nicht, was noch kommt“. Es kommt auf jeden Fall Antje Buschschulte demnächst persönlich in die Verbandszentrale. Sie hat dem DSV nämlich einen Brief geschrieben, in dem sie Verband und Teamleitung kritisiert und um einen Termin für ein Krisengespräch bittet. Den Brief hat sie gleich noch ein paar Mitglieder der Nationalmannschaft unterschreiben lassen. Die waren gut greifbar, Antje Buschschulte sammelte die Unterschriften ein, als das deutsche Team auf dem Rückflug von den Schwimm-Weltmeisterschaften in Montreal war. Der DSV hat nun einen Gesprächstermin angeboten. Doch einen Auftritt empörter Topschwimmer wird es dort kaum geben.

„Die Antje führt einen Privatkrieg gegen den Verband. Sie ist nicht autorisiert, für die Mannschaft zu sprechen“, sagt Freistilschwimmer Lars Conrad. Er ist der stellvertretende DSV-Mannschaftssprecher. Buschschulte, vierfache Medaillengewinnerin von Montreal, habe die Unterschriften in einer „Hauruckaktion“ mehr oder weniger „abgegriffen“. Doch die 27-Jährige könne „nicht auf Kosten der Mannschaft ihre persönlichen Interessen durchsetzen“.

Antje Buschschulte fühlt sich offenbar gemobbt durch den Verband. Das hat sie schon des Öfteren gesagt, und das kommt auch in dem Brief heraus. Für eine Stellungnahme war sie gestern nicht zu erreichen. Der DSV hat sie nach Athen wegen „verbandsschädigenden Verhaltens“ zu einer Geldstrafe von 1800 Euro verurteilt. Außerdem musste die Magdeburgerin 5000 Euro an den Vermarkter des DSV bezahlen. Das hat sie allerdings selber zu verantworten. Buschschulte zog sich bei den Olympischen Spielen in Athen im Finale über 100 Meter Rücken den Badeanzug des größten Konkurrenten des DSV-Ausrüsters an. Der offiziell gelieferte Anzug sei kaputt gewesen, sagte Buschschulte. Doch der verärgerte DSV-Ausrüster forderte vom DSV-Vermarkter SMS eine Konventionalstrafe über 5000 Euro wegen Vertragsbruchs. SMS bezahlte, forderte aber das Geld von Buschschulte zurück. Der DSV selber hatte mit der Angelegenheit direkt gar nichts zu tun.

Lars Conrad versteht die Wut von Antje Buschschulte im Übrigen nicht. „Ich finde es vermessen, so zu reagieren. Sie hatte genau gewusst, welche Konsequenzen es hat, wenn sie diesen Badeanzug anzieht. Kein anderer aus der Mannschaft ist aus der Reihe getanzt, nur sie.“ Conrad hat den Brief nicht unterschrieben. Und er betont auch, dass „wir als Mannschaft auch nicht Chefbundestrainer Ralf Beckmann das Vertrauen entziehen“. Buschschulte hat in dem Brief Beckmann vorgeworfen, er würde Schwimmer mit zu Wettkämpfen nehmen, die keine Norm erfüllt hätten. „Es ist doch nur positiv für Sportler, wenn sie trotzdem zu einer WM dürfen“, sagt Conrad.

Der mehrfache Weltmeister Thomas Rupprath hat unterschrieben. „Aber eigentlich nur deshalb, weil andere auch unterschrieben haben und weil ich zur Mannschaft stehe“, sagt der 28-Jährige. Er habe Antje Buschschulte allerdings auch gesagt, dass er persönlich Kritik im direkten Gespräch äußere, nicht über solche Briefe. Rupprath hat sich das Schreiben allerdings offenbar gar nicht genau durchgelesen. An Details erinnert er sich jedenfalls kaum.

Auf jeden Fall wird es nun einen Gesprächstermin in der DSV-Zentrale geben. Muss nur noch festgelegt werden, wer daran überhaupt teilnimmt. Lars Conrad jedenfalls wusste nichts von diesem Treffen. „Das überrascht mich jetzt schon“, sagt der stellvertretende Mannschaftssprecher.

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