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Sport: Schwimmen: Wenn es brennt, kommt Beckmann

Ein Großbrand setzte vor fünf Jahren der Verbandskarriere des Schwimmwarts Ralf Beckmann ein jähes Ende. Er gab seinen Posten beim Deutschen Schwimm-Verband auf, um fortan mitzuhelfen, das ausgebrannte Schwimmsportzentrum in Wuppertal wieder aufzubauen.

Ein Großbrand setzte vor fünf Jahren der Verbandskarriere des Schwimmwarts Ralf Beckmann ein jähes Ende. Er gab seinen Posten beim Deutschen Schwimm-Verband auf, um fortan mitzuhelfen, das ausgebrannte Schwimmsportzentrum in Wuppertal wieder aufzubauen. Seit dem schlechten Abschneiden der deutschen Schwimmer bei den Olympischen Spielen in Sydney ist nun beim Verband Feuer unter dem Dach. Und damit ist auch Ralf Beckmann wieder da. Die Aufgabenstellungen ähneln sich: Der 54-jährige Niedersachse soll sich um den Neuaufbau kümmern. Er löst den Fachspartenvorsitzenden Winfried Leopold ab und bekommt auch gleich einen neuen Titel. Beckmann ist nun der Cheftrainer des Deutschen Schwimmerbundes.

Und das ist fast noch bedeutsamer, als die Personalentscheidung, denn damit wurde eine neue Richtung vom Verband vorgegeben. Aus dem Mund von Ralf Beckmann klingt das so: "Die Kompetenzen werden gebündelt." Was das konkret für die beiden Bundestrainer im Damen- und Herrenbereich, Achim Jedamsky und Manfred Thiesmann, bedeutet, darüber wollte Beckmann noch nichts Konkretes verraten. Die kommissarische Präsidentin, Dr. Christa Thiel, deutete jedoch an, dass es der Bundesausschuss für Leistungssport gerne sähe, wenn es in Zukunft nur noch einen Trainer für beide Bereiche gäbe. Wie die Aufgaben der beiden Bundestrainer in Zukunft aussehen, wisse sie selbst noch nicht, doch ein wenig Verbitterung ist schon zu spüren, dass sie nach dem Abschneiden von Sydney als die Sündenböcke der Schwimm-Nation dastehen.

"Fünf Athletinnen haben in Sydney ihr Leistungspotenzial nicht ausgeschöpft," rechnet Achim Jedamsky vor. Ausgerechnet die hatten sich aber in ihrer Vorbereitung fast ausschließlich auf Heimtrainer verlassen, die zuvor die Bundestrainer mehr oder weniger deutlich kritisiert hatten. Auch Manfred Thiesmann denkt wohl daran, wenn er erklärt: "Da müssten einige Leute mal klare Aussagen machen." Und so denkt anscheinend auch der neue Cheftrainer, denn Ralf Beckmann sagt deutlich, dass die Trainingsarbeit nicht alleine bei den beiden Bundestrainern liege. Zahlreiche andere Übungsleiter wirkten schließlich an der Trainingsarbeit im DSV mit. Er kündigt tiefgreifende Änderungen an: "Es wird andere Aufgabenverteilungen und Schwerpunkte geben." Das alles diene dem Ziel, den deutschen Schwimmsport wieder dahin zu bringen, wo er nach Meinung des neuen Cheftrainers auch hingehört: an die Weltspitze. Deshalb, so lautet seine Zukunftsvorstellung, "werden wir mehr in olympischen Zyklen denken."

Der Nachwuchsarbeit gilt sein besonderes Augenmerk. Beckmann rechnet vor: "Die Olympiasieger von 2016 und 2020 lernen jetzt gerade das Schwimmen." Sich selbst setzt er dadurch unter Druck, dass er seine Aufgabe bis 2006 befristet. Dann wird sich zeigen, ob seine Konzepte greifen - oder auch nicht. Doch mit der Berufung von Ralf Beckmann sind noch nicht alle Wunden verheilt, die die Olympischen Spiele in Australien gerissen haben. Noch sucht der Deutsche Schwimmverband nach einem neuen Präsidenten, nachdem Rüdiger Tretow zurückgetreten ist. Ob Christa Thiel, die das Amt derzeit kommissarisch führt, beim Verbandstag in Mannheim kandidiert, ließ sie am Sonntag in Berlin jedenfalls noch offen. Zunächst müsse sie sich mit der Findungskommission unterhalten, sagte sie nur.

Dafür ist zumindest die Personalentscheidung in Sachen Cheftrainer auf breite Zustimmung gestoßen. Herren-Bundestrainer Manfred Thiesmann glaubt, dass Beckmann der Geeignete für den Job ist. Die Athleten hat der Sportlehrer, der derzeit noch bei der Stadt Wuppertal angestellt ist, auch auf seiner Seite. Der deutsche Hoffnungsträger Thomas Rupprath ist mit der Wahl Beckmanns schon allein deshalb zufrieden, weil er selbst für die SG Wuppertal/Uerdingen schwimmt. Und Chris Keller meint, dass dies eine absolut positive Entscheidung sei.

Vorschußlorbeer gibt es also reichlich für Ralf Beckmann. Und vielleicht kann er ja in fünf Jahren ähnliches sagen wie gestern über sein bisheriges Wirkungsfeld in Wuppertal: "Nach dem Brand sind die Dinge wieder gut gediehen."

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