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© dpa

Sebastian Vettel: Auf zum Mount Everest!

Während Button sich ins Ziel retten will, setzt Vettel im Kampf um den Formel-1-Titel auf volle Offensive.

16. Eine Zahl, die Sebastian Vettel nicht aus dem Kopf gehen wird, die gleichzeitig Unmögliches und Hoffnung verheißt. 16 Punkte Rückstand hat der Formel-1-Pilot noch auf den WM-Führenden Jenson Button, und bei noch zwei ausstehenden Saisonrennen in Brasilien und Abu Dhabi und noch 20 erreichbaren Punkten heißt das: Vettel kann noch Weltmeister werden. „Unsere Aufgabe ist klar: Wir müssen versuchen, beide Rennen zu gewinnen“, sagt der 22-Jährige. „Alles andere liegt nicht in unserer Hand.“

Dabei kommt ihm entgegen, dass der Brawn-Fahrer Button seit einiger Zeit gewaltig schwächelt und nur noch versucht, seinen Vorsprung aus der ersten Saisonhälfte irgendwie ins Ziel zu bringen. Und Vettel hat die Ereignisse von vor zwei Jahren vor Augen: Da verspielte Lewis Hamilton 17 Zähler Vorsprung in den letzten zwei Rennen und der krasse Außenseiter, Kimi Räikkönen im Ferrari, wurde doch noch Weltmeister. Tipps vom Finnen hat sich der Heppenheimer aber noch nicht geholt. „Wer Kimi kennt, weiß, dass er nicht viel denkt, sondern einfach Gas gibt“, erklärte Vettel. „Ich glaube, das ist genau das, was wir jetzt brauchen.“

Diese schwerelose Situation zwischen Hoffen und Hoffnungslosigkeit haben sich Vettel und sein Team Red Bull zum Großteil selbst zuzuschreiben. Vettel weiß ganz genau, wie bitter jetzt am Ende einige unnötig verschenkte Punkte fehlen könnten – unter anderem durch falsche Strategien, Motorschäden, missglückte Starts oder etwa die Kollision mit BMW-Pilot Robert Kubica beim Saisonauftakt in Melbourne. Man hätte „konstanter sein sollen“, gibt Vettel zu: „Es ging ein wenig zu sehr auf und ab. Natürlich sollte dies nicht passieren, wenn man ordentlich um die Meisterschaft kämpfen möchte.“ Einen weiteren Fehler kann sich Vettel nicht mehr erlauben, wenn er doch noch Weltmeister werden will.

Die Voraussetzungen dafür sind jedenfalls da. Red Bull war zuletzt sowohl auf der sehr schnellen Strecke von Suzuka als auch auf dem eher langsamen und unebenen Stadtkurs von Singapur schneller als Brawn. Teamchef Christian Horner hat noch einen Vorteil für Red Bull ausgemacht: Während neben Button auch noch der zweite Brawn-Pilot Rubens Barrichello um den Titel ringt, „haben wir nur einen Fahrer im WM-Kampf, hinter den wir uns stellen werden“. Tatsächlich verhalf Räikkönen vor zwei Jahren genau die gleiche Konstellation gegen die beiden McLaren-Fahrer Hamilton und Fernando Alonso zum Titel. Horner bemühte deshalb seine Lieblingsdurchhalteparole: „Vor uns liegt noch ein steiler Berg, aber schließlich wurde ja auch der Mount Everest schon bestiegen.“

Im Brawn-Lager dagegen wird man anscheinend langsam nervös. Button und Barrichello, die in Suzuka auf den Plätzen acht und sieben ins Ziel kamen, müssen sich inzwischen nicht nur vor Red Bull, sondern sogar vor McLaren, Ferrari, Toyota und BMW in Acht nehmen – die Konkurrenz hat aufgeholt. Und Jenson Button hat die Souveränität vom Saisonbeginn auf und neben der Strecke verloren. Er schottet sich ab und versucht es mit defensivem Punktesammeln: „Ich will nur Weltmeister werden, wann und wo ist mir egal.“ Wenn er in Interlagos in zwei Wochen Dritter wird, dann hat er es geschafft, selbst wenn sein Teamkollege Barrichello, der 14 Punkt zurückliegt, gewinnen sollte. Gegenüber Vettel reicht sogar Rang fünf, auch bei einem Sieg des Deutschen. Der wundert sich schon ein bisschen über Button: „Was macht der Jenson da? Will er sich zum WM-Titel zittern?“

Dass das schiefgehen kann, weiß auch Alexander Wurz, der zum engsten Umfeld Buttons gehört. „Vettel kann voll angreifen und hat nichts zu verlieren“, sagt der frühere Testfahrer und heutige Brawn-Berater. „Der Druck liegt eindeutig auf Button.“

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