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Keine Spannung in Spa: Sebastian Vettel gewinnt auch den Großen Preis von Belgien.

© dpa

Sebastian Vettel: Die Ersten gratulieren schon

Sebastian Vettels Dominanz ruft bei der Formel-1-Konkurrenz bereits Resignation hervor. Nach dem Sieg in Spa gibt es schon Gratulationen zum vierten WM-Titel in Serie

Niki Lauda hat schon eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie die Formel-1-Saison ausgehen wird. „Drei Rennen vor Schluss ist Sebastian Vettel Weltmeister“, darauf legte sich der Aufsichtsratschef von Mercedes nach dem überlegenen Sieg des dreimaligen Weltmeisters in Belgien fest. Nach dem Großen Preis von Indien Ende Oktober müsste Vettel dann 75 Punkte Vorsprung auf seine Konkurrenten haben. Derzeit sind es 46 – Laudas Prognose ist also gar nicht so abwegig. Aus den Worten des Österreichers spricht auch die Resignation eines Konkurrenten.

Die am Ende deutliche Niederlage auf der Strecke von Spa, wo viele Experten Mercedes eigentlich vor Red Bull gesehen hatten, gibt den Verantwortlichen zu denken. Zwar meinte der am Ende drittplatzierte Lewis Hamilton, „eine kleine Chance“ bestehe schon noch, Vettel irgendwie abzufangen. Sein Teamchef Ross Brawn musste aber eingestehen, dass Mercedes infolge der engen Vorgaben des Reifenlieferanten Pirelli für Reifendruck und bestimmte Abstimmungseinstellungen aus Sicherheitsgründen einiges an Leistung verloren habe. Da habe Red Bull sicher mehr gewagt, sagte Brawn, und übersetzt hieß das wohl: Red Bull konnte die Pirelli-Vorgaben trotz der vielen schnellen, reifenmordenden Kurven in Spa offenbar ohne Probleme bis zum Limit ausnutzen. Mercedes musste zu einer konservativeren Abstimmung greifen. Das sind keine optimalen Voraussetzungen für das Restprogramm, denn es kommen noch einige Strecken mit schnellen Kurven.

Zumindest nach außen hin optimistischer gibt man sich noch bei Ferrari. „Alles ist noch möglich“, betonte Teamchef Stefano Domenicali, gab aber zu, „dass dafür jetzt noch einmal ein Sprung nach vorne am Auto kommen muss“. Das gesamte Team – und auch die Fahrer – wüssten aber, worauf es ankomme. Eine etwas seltsame Formulierung. Galt sie etwa Fernando Alonso als erneute Aufforderung, sich in Zukunft mit kritischen Äußerungen zum Auto zurückzuhalten?

In Spa versuchte sich der Spanier nach seiner Aufholjagd vom neunten auf den zweiten Platz jedenfalls erst einmal als Motivator. „Es kann sich alles noch einmal umdrehen“, sagte Alonso beschwörend. „Das beste Beispiel dafür ist doch letztes Jahr, als wir nach Monza 44 Punkte vorne lagen, aber Vettel uns am Ende trotzdem noch abgefangen hat. Aber wir müssten schon einmal ein paar Rennen hintereinander gewinnen.“

Letzteres ist der Knackpunkt seiner Rechnung. Als Vettel 2012 die WM noch umdrehte, hatte er das bessere Auto, sodass Seriensiege möglich waren. Darauf kann Alonso in diesem Jahr nicht bauen. In Spa machte stattdessen Red Bull mit einem neuen Aerodynamikpaket noch einmal einen deutlichen Sprung nach vorne. Das Auto erzeugt insgesamt so viel Anpressdruck auf die Straße, dass man mit im Verhältnis sehr kleinen und flachen Flügeln fahren kann und damit an Höchstgeschwindigkeit auf den Geraden gewinnt. Dazu kommt der Pilot Vettel, der im entscheidenden Moment fast immer fehlerfrei fährt. Eine fast perfekte Kombination.

Geradezu demoralisierend wirkte auch die schnellste Rennrunde, die Vettel in Spa am Ende ganz locker fuhr. Die Botschaft war klar: Wäre der Deutsche ernsthaft gefordert worden, dann wäre noch viel mehr möglich gewesen. Trotzdem gibt man sich in Vettels Lager noch vorsichtig. Von einer Vorentscheidung in der WM will niemand etwas hören. „Jedes Rennen ist ein wichtiger Schritt, aber es ist noch ein langer Weg“, sagte Teamchef Christian Horner. Und auch Vettel selbst will sich noch nicht zum vierten Titel in Folge gratulieren lassen. „Es ist besser, nicht zu weit vorauszuschauen und sich immer nur auf die nächsten Aufgaben zu konzentrieren“, sagte er. „Der Rest ergibt sich dann.“ Vielleicht ja sogar schon in Indien.

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