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Er fährt und fährt und … Die Form der Trophäe ließ es zu, dass Sebastian Vettel seiner Lieblingsbeschäftigung auch noch auf dem Siegerpodest nachgehen konnte.

© dpa

Sebastian Vettel: Perfekt – bis auf das Känguru

Der souveräne Sieg wirft schon nach dem ersten Rennen die Frage auf: Wer soll Vettel dieses Jahr stoppen?

Fast zärtlich streichelte er seiner „Kinky Kylie“ über die Nase, ehe er in Melbourne beim Saisonauftakt der Formel 1 auf das Siegerpodest stieg. Dort erlebte Sebastian Vettel die einzige kleine Enttäuschung des Tages. „Ich will endlich dieses verdammte Känguru“, hatte der 23-Jährige vorher gesagt und den speziellen Pokal für den Sieger gemeint. Leider jedoch prangte diesmal kein Abbild des dämmerungsaktiven Beuteltiers auf der Trophäe, stattdessen bekam Vettel nach dem elften Grand-Prix- Sieg ein riesiges, glänzendes Lenkrad.

Trotzdem war der Red-Bull-Pilot glücklich, schließlich hatte er die komplette Konkurrenz einschließlich seines Teamkollegen Mark Webber an diesem Wochenende geradezu deklassiert. Bei seinem Triumph vor dem McLaren-Piloten Lewis Hamilton und dem Renault-Fahrer Witali Petrow hatte der Heppenheimer die endgültige Bestätigung dafür bekommen, dass er beim Unternehmen Titelverteidigung wieder das beste Auto fahren darf. „Es hätte nicht besser laufen können – es hat alles geklappt von vorne bis hinten“, sagte Vettel nachher strahlend. „Das ist mein erster Australien-Sieg, allein schon dadurch ist das etwas Besonderes. Ich bin glücklich für das Team und für mich.“

Seinen Mitarbeitern hatte er nach seinem vierten Sieg in den letzten fünf Rennen bereits per Boxenfunk gedankt und sie auf ein Essen eingeladen: „Kompliment an die Mechaniker. Die können jetzt Pizza und Bier bekommen.“ Das Auto sei fantastisch gewesen, „einfach cool“.

Cool war es auch, wie locker Vettel das ganze Wochenende dominiert hatte. Beeindruckend war vor allem die Abgeklärtheit, mit der Vettel dem Rest davonfuhr. Nach den Testfahrten hatte sich schon abgezeichnet, dass Red Bull ganz weit vorne liegen würde. Vettel konnte also insgeheim einen solchen Start ins Jahr erwarten. „Man wünscht sich so etwas, aber erwarten ist relativ“, sagte er. „Mit den neuen Reifen wusste man nicht, was auf einen zukommt.“ Viele interessierte: Was es denn gewesen sei, was er an diesem Tag so Wichtiges dazugelernt hatte, wie er seinem Team noch per Boxenfunk erklärt hatte? Genau wollte er diese Frage allerdings nicht beantworten: „Ich habe heute sehr viel gelernt, nicht nur eine spezifische Sache, sondern mehrere. Ich muss jetzt alle meine Gedanken sammeln und mit dem Team durchsprechen. Es gibt sehr viele Sachen, die wir für das nächste Rennen bedenken müssen und mit ins Boot holen können.“

… und ward nicht mehr gesehen. Schon am Start hängte Vettel die Konkurrenz ab – obwohl er ohne das Kers-System unterwegs war.
… und ward nicht mehr gesehen. Schon am Start hängte Vettel die Konkurrenz ab – obwohl er ohne das Kers-System unterwegs war.

© dpa

Um dann der Konkurrenz womöglich noch weiter davonzufahren, die schon diesmal nicht den Hauch einer Chance hatte. Am nächsten kam Vettel noch Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes. Das war eine ziemliche Überraschung, denn die McLaren-Autos hatten bei den Testfahrten ziemlich enttäuscht. Doch der gewagte Entschluss, das gesamte Konzept in letzter Sekunde noch einmal zu ändern und vor allem die offenbar geniale Auspufflösung von Red Bull zu kopieren, die besonders viel Abtrieb bringt, zahlte sich aus. Ebenfalls eine Überraschung war Petrows dritter Platz. Der Lotus-Renault-Pilot fuhr ein fehlerfreies Rennen, konnte Fernando Alonso im Ferrari und Vettels Teamkollegen Mark Webber in Schach halten und als erster Russe überhaupt auf das Podest steigen. „Ich kann noch gar nicht glauben, jetzt hier zu sitzen. Unser Auto sieht sehr stark aus“, sagte er.

Wirklich unter Druck setzen konnte Vettel jedoch niemand. Red Bull konnte es sich sogar leisten, auf das Energierückgewinnungssystem Kers zu verzichten, das 82 zusätzliche PS für sechseinhalb Sekunden pro Runde liefert. „Wir haben analysiert, dass wir es nicht wirklich brauchen“, sagte Red-Bull-Sportkoordinator Helmut Marko. „Und dann haben wir uns entschlossen, es hier nicht zu benutzen, weil es doch ein gewisses Risiko darstellt – man hat ja auch gesehen, dass einige andere damit Probleme hatten.“ Danach stimmte Marko die Lobeshymnen auf seinen Champion an: „Sebastian war perfekt, er hat alles richtig gemacht, alles kontrolliert und das Rennen dann einfach sicher nach Hause gebracht.“ Und er bestätigte auch, was Beobachter vermutet und Konkurrenten befürchtet hatten: „Er und das Auto waren zu jedem Zeitpunkt im grünen Bereich. Wir mussten nie auch nur annähernd ans Limit gehen.“

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