zum Hauptinhalt
Maria Höfl-Riesch

© Imago

Sechs Duelle um Gold: Die deutschen Hoffnungen bei Olympia

Für die meisten Sportler ist die olympische Goldmedaille der Höhepunkt der Karriere. Hier stellen wir die größten deutschen Goldfavoriten vor – und ihre stärksten Widersacher.

Von

Ski Alpin, Frauen

Maria Höfl-Riesch (Partenkirchen) Tina Weirather (Liechtenstein)

Der erste Eindruck von Sotschi war ein guter für Maria Höfl-Riesch. „Perfektes Wetter und ein großartiger Blick auf die Abfahrtsstrecke“, twitterte die Skirennfahrerin nach ihrer Ankunft im Rosa-Chutor-Alpinzentrum. Als aktuell Führende im Gesamtweltcup und Doppel-Olympiasiegerin von Vancouver zählt Maria Höfl-Riesch zu den großen deutschen Medaillenhoffnungen in Russland. Das sieht sie auch selbst so, zumal ihr Karriereende näher rückt und sie bei den Winterspielen 2018 nur noch als TV-Expertin dabei sein will. „Olympia ohne Medaillen wäre für mich eine Enttäuschung“, sagte die 29-Jährige. Vor allem auf der Abfahrt, in der sie als Titelverteidigerin an den Start geht, ruhen ihre Hoffnungen. Aber auch im Slalom und der Super-Kombination stehen ihre Chancen gut.

Im Kampf um Gold wird sie es nicht nur in der Abfahrt mit der Liechtensteinerin Tina Weirather zu tun bekommen, die in dieser Saison so erfolgreich fährt wie nie zuvor. Zwar hat die 24-Jährige noch nie bei einem Großereignis eine Medaille gewonnen und war jahrelang von schweren Verletzungen geplagt. Doch dafür wissen ihre Eltern, wie das geht. Ihr Vater ist der österreichische Abfahrtsspezialist Hermann „Harti“ Weirather, ihre Mutter Hanni Wenzel ist die erste und bisher einzige Olympiasiegerin aus Liechtenstein. Die Tochter könnte die zweite sein. (Benedikt Voigt)

Ski Alpin, Männer

Felix Neureuther
Felix Neureuther

© Imago

Felix Neureuther (Partenkirchen) – Marcel Hirscher (Österreich)

Es dürfte in Sotschi schwer werden für den Skirennfahrer Felix Neureuther, die olympische Bilanz seiner Mutter Rosi Mittermaier zu übertrumpfen. Nach zweimal Gold und einmal Silber in Innsbruck 1976 erhielt sie den Spitznamen „Gold-Rosi“. Doch vielleicht reicht es ja, die medaillenlose Bilanz seines Vaters Christian zu toppen, allein das wäre schon ein Riesenerfolg für den fröhlichen Slalomspezialisten. Mit den Plätzen drei, eins und zwei in den letzten drei Slalom-Weltcups strahlte er eine ungewohnte Konstanz aus. Und nach seinem Sieg im Riesenslalom von Adelboden fügte er seinem olympischen Portfolio noch eine zweite Medaillenchance hinzu, allerdings nur als Außenseiter.

Auf den letzten Riesenslalom verzichtete Felix Neureuther wegen Rückenproblemen und ließ sich von einem Physiotherapeuten behandeln. „Ich will eine schmerzfreie Vorbereitung auf Olympia, damit ich zu 100 Prozent fit bin“, sagte er. Im Slalom nämlich geht der Sieg im Rosa-Chutor-Alpinzentrum nur über Felix Neureuther – und dessen Freund und Dauerrivalen Marcel Hirscher. Der Österreicher ist der beste Technikfahrer der letzten Jahre, zweimal in Folge gewann er zuletzt den Gesamtweltcup, doch eine olympische Medaille fehlt auch ihm noch. (Benedikt Voigt)

Rodeln, Frauen

Natalie Geisenberger
Natalie Geisenberger

© dpa

Natalie Geisenberger (Miesbach) – Tatjana Hüfner (Friedrichroda)

Beste Freundinnen werden sie wohl nicht mehr. Wie auch, schließlich sind sich die deutschen Rodlerinnen selbst traditionell die größten Konkurrentinnen um olympisches Gold. Das war bei Sylke Otto und Silke Kraushaar so, und das ist bei Natalie Geisenberger und Tatjana Hüfner nicht anders. Seit Hüfner vor zwei Jahren einen Fahrfehler Geisenbergers öffentlich bejubelte, herrscht Funkstille. Mit der umstrittenen Aktion konnte Hüfner allerdings nicht verhindern, dass Geisenberger die Nummer-eins-Position übernahm. Die 26-Jährige ist Weltmeisterin und hat den Gesamt-Weltcup gewonnen – bei sieben von acht Rennen in diesem Winter stand sie ganz oben auf dem Podest.

Tatjana Hüfner, vor vier Jahren noch Olympiasiegerin in Vancouver, bleibt da nur die Lauerstellung. In den letzten Weltcuprennen der Saison hat die 30-Jährige aber gezeigt, dass sie sich nicht kampflos mit Silber begnügen wird. Sie kam Geisenberger immer näher, in Oberhof schlug sie ihre Kollegin sogar. In Sotschi steht also ein spannendes Teamduell bevor. Nur übertreiben sollten es die beiden Lieblingsfeindinnen nicht. Es gibt schließlich noch Alex Gough. Die Kanadierin hat den Weltcup noch vor Hüfner als Zweite beendet. Wie man die beiden Rivalinnen hinter sich lässt, weiß sie auch schon: Sie war in den vergangenen Jahren die einzige nichtdeutsche Rodlerin, die ein Weltcup-Rennen gewinnen konnte. (Christian Hönicke)

Rodeln, Männer

Felix Loch
Felix Loch

© dpa

Felix Loch (Berchtesgaden) – Armin Zöggeler (Italien)

Dreimal in vier Läufen geht es am ersten olympischen Wochenende bergauf für den Rodler Felix Loch, was für Rodelbahnen höchst ungewöhnlich ist. Dann aber könnte der beste deutsche Rodler die erste deutsche Goldmedaille bei den Winterspielen 2014 gewonnen haben. Der 24-Jährige ist als Weltcupführender und Olympiasieger von Vancouver der große Favorit im Bob- und Rodelzentrum Sanki. „Loch könnte Sotschi mit zwei Goldmedaillen verlassen“, prognostizierte die australische Zeitung „Sydney Morning Herald“, die allerdings in der Rodelberichterstattung bislang eine untergeordnete Rolle spielte. Denn auch im erstmals ausgetragenen Teamwettbewerb kann sich Loch große Hoffnungen auf den Sieg machen.

Allerdings muss er im Einsitzer den 40 Jahre alten Modellathleten Armin Zöggeler aus Italien besiegen, der bei seinen sechsten Olympischen Spielen seine sechste Medaille holen kann. Wie gefährlich der rasende Stabsfeldwebel ist, kann Felix Loch auch bei seinem Trainer Georg Hackl erfahren. Ihm hatte Zöggeler bei den Spielen 2002 und 2006 jeweils die Goldmedaille weggenommen. Der Italiener ist zwar nicht mehr der Schnellste am Start, machte das Manko aber auf der Strecke mit Erfahrung wett. Eine der ersten beiden Trainingsfahrten in Sotschi hat übrigens Felix Loch gewonnen. Die andere Armin Zöggeler. (Benedikt Voigt)

Nordische Kombination, Männer

Eric Frenzel
Eric Frenzel

© dpa

Eric Frenzel (Oberwiesenthal) – Jason Lamy Chappuis (Frankreich)

Wenn für Eric Frenzel in Sotschi die Nationalhymne erklingen sollte, wird ihm das sehr bekannt vorkommen. Sieben Mal hat der Nordische Kombinierer diese Töne schon gehört, so oft hat er in dieser Saison ein Weltcuprennen gewonnen. Zuletzt in Oberstdorf rutschte er gleich zweimal als Erster über die Ziellinie und ist nun in den zwei Einzelwettbewerben und im Teamwettbewerb ein Medaillenkandidat. Trotzdem hat er für Sotschi noch an seiner Landung im Skispringen gearbeitet. „Ich muss am Telemark arbeiten, vor allem im höheren Weitenbereich“, sagte der 25-Jährige. Eric Frenzel hat in dieser Saison den Weltcup dominiert, doch dass dies keine Garantie auf eine Medaille ist, wissen alle Kombinierer seit Hannu Manninen. Der Finne hat gleich viermal den Gesamtweltcup gewonnen – für eine olympische Einzelmedaille hat es trotzdem nie gereicht.

Der Franzose Jason Lamy Chappuis hingegen weiß, wie man bei den Spielen nach vorne stürmt, in Vancouver konnte ihn auf der Normalschanze und nach 10 Kilometer Langlauf niemand bezwingen. Der laufstarke Franzose ist einer der größten Rivalen von Frenzel. Beim Weltcup in Oberstdorf aber konnte Eric Frenzel sogar den Franzosen im Schlussanstieg abhängen. Was das für Sotschi bedeutet? Womöglich gar nichts. (Benedikt Voigt)

Eiskunstlauf, Paarlauf

Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy
Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy

© AFP

Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy (Chemnitz) – Tatjana Wolososchar und Maxim Trankow (Russland)

Olympia ist nicht ihr Ding, bisher. Dem Paar, das die vergangene Eislauf-Dekade geprägt hat, blieb die olympische Goldmedaille bisher verwehrt. In Sotschi wagen die Chemnitzer Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy nun ihren letzten Anlauf, um ihre Karriere doch noch zu krönen. Goldfavoriten sind sie ihm Gegensatz zu Vancouver 2010, wo sie schließlich Bronze holten, diesmal nicht. Die Rolle haben Tatjana Wolososchar und Maxim Trankow inne.

Auch bei der EM vor wenigen Wochen siegten die Russen. Doch es war ein Triumph, der Fragen offen ließ. Nach dem Kurzprogramm führten die Russen zwar deutlich, doch dann zogen die Deutschen vor der Kür überraschend zurück – angeblich wegen einer Grippe Sawtschenkos. Manche vermuteten dahinter einen Psychotrick, was Trainer Ingo Steuer vehement bestritt. Dennoch verfehlte die Aktion ihre Wirkung nicht: Die Russen wirkten in der Kür verunsichert und leisteten sich ungewohnte Fehler. Ihre deutschen Widersacher werden das kleine Nervenflattern wohlwollend zur Kenntnis genommen haben. Auch bei Olympia lastet der Druck schließlich auf den Lokalhelden: Wolososchar/Trankow wollen die Stars der Spiele werden. Das ist vielleicht die größte Chance für Sawtschenko und Szolkowy. (Christian Hönicke)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false