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Rumbummeln verboten. Mit knapp über 70 Kilometer pro Stunde stürzen sich die Sprinter wie hier Maximilian Levy ins Oval bei den Sixdays. Das Rennen wird jedes Jahr schneller.

© imago/Sebastian Wells

Sechstagerennen im Velodrom: Die Sixdays werden schneller denn je

Das Berliner Sechstagerennen ist so hochklassig besetzt wie noch nie – das hat auch mit der Krise des Bahnradsports zu tun.

Sicher doch, das Drumherum ist wichtig. Die Show, die Trillerpfeifen, der DJ, ja, auch der Alkohol, der in der Regel reichlich ausgeschenkt wird. Aber wer Dieter Stein fragt, bekommt eine klare Antwort darauf, was den Reiz des Sechstagerennens ausmacht. „Die unglaubliche Geschwindigkeit, mit der inzwischen gefahren wird“, sagt der Sportliche Leiter des Berliner Sechstagerennens. Die 106. Auflage der Bahnradsportveranstaltung beginnt an diesem Donnerstag im Berliner Velodrom (Einlass ab 18 Uhr).

Stein ist gewissermaßen mit dem Bahnradsport verwachsen. Er wurde in den Siebziger Jahren vielfacher DDR-Meister im Bahnradfahren. Über all die Jahre hat er die Entwicklung der Sportart in verantwortlicher Position verfolgt. Er ist überzeugt, dass das bis Dienstag andauernde Sechstagerennen so schnell sein wird wie nie zuvor.

„Es wird mit immer höheren Gängen gefahren, inzwischen erreichen die Fahrer bei den Großen Jagden über 45 Minuten eine Durchschnittsgeschwindigkeit von unglaublichen 55 Kilometer pro Stunde“, sagt Stein. „Es sind nur noch die Besten hier, Fahrer mit einem extrem hohen Kraftvermögen“, wirbt er für die Veranstaltung.

Dass nur noch die Besten in Berlin sind, hat viel mit der Krise der Sechstagerennen zu tun. Gerade in Deutschland zogen die Veranstaltungen lange viele Zuschauer an, es gab Rennen in Dortmund, Köln, Stuttgart, München, Frankfurt, Bremen und Berlin. Doch überlebt haben nur die beiden Letzteren.

„Da es nur noch wenige Sechstagerennen gibt, sind die Sixdays Berlin als besonderes Traditionsrennen sehr begehrt“, sagt Stein. Der Anreiz, im Velodrom dabei zu sein, stieg sicher auch durch das Preisgeld, das in diesem Jahr erstmals ausgelobt worden ist. Die Berliner Sixdays sind nun erstmals Teil einer Rennserie mit Sechstagerennen in London, Amsterdam, Berlin, Kopenhagen und einem Abschlussrennen in Palma auf Mallorca, das mit einem Preisgeld von 300.000 Euro dotiert ist.

Favorit Kalz wurde das Rad gestohlen

Die Königsdisziplin beim Sechstagerennen ist das Madison. Und die Männer mit dem höchsten Kraftvermögen dürften dabei die Vorjahressieger Kenny de Ketele und sein Partner Moreno de Pauw aus Belgien sowie das deutsche Team Leif Lampater und Marcel Kalz sein. „Das sind die Top-Favoriten“, sagt Stein. Er hofft, dass der Berliner Kalz durch den Verlust seines Spezialrads nicht zu sehr benachteiligt sein wird. Vor wenigen Tagen war Kalz das Rad aus dem Keller gestohlen worden. „Das ist schon ein Problem, weil so ein Rad individuell auf den Fahrer zugeschnitten ist. Das Ersatzrad ist nie das gleiche“, sagt Stein, der im Sprint dem Cottbuser Maximilian Levy und Thomas Babek aus Tschechien am meisten zutraut.

Die beiden dürften auf eine Endgeschwindigkeit von mehr als 70 Kilometer pro Stunde kommen. Stürze sind bei den Geschwindigkeiten zu vermeiden. „Das passiert auch fast nie“, sagt Kalz, der erst am vergangenen Dienstag die Sixdays in Bremen mit seinem Partner Iljo Keisse gewann. „Je schneller du bist, desto konzentrierter fährst du. Beim Rumbummeln guckst du schon mal, wer im Publikum sitzt. Bei 55 Kilometer pro Stunde machst du das nicht mehr.“

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