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Sport: Sein letzter Lauf

Frankie Fredericks war eine Sprint-Legende – wegen seiner Ruhe und seiner vergeblichen Jagd nach Gold. Jetzt tritt er ab

Berlin. Frankie Fredericks saß vor einem Mikrofon. Deshalb konnten ihn die Journalisten einigermaßen verstehen. Denn Fredericks redete mal wieder leise. Das war immer so bei dem Mann, der inzwischen 36 Jahre alt ist. Da müssen die Journalisten beim Leichtathletik-Meeting Istaf in Berlin eben gut zuhören. Sie hörten, dass es für Frankie Fredericks aus Namibia „verdammt schwer ist, gegen die jungen Sprinter zu gewinnen“. Eine Stunde zuvor war er beim Istaf 2003 zeitgleich mit dem jüngeren John Capel aus den USA Sieger über 100 m geworden. Er war mal nicht Zweiter.

Am Mittwoch wurde er dann wieder Zweiter, bei den Afrikaspielen, und danach trat er zurück. Vielleicht, weil er 36 ist, vielleicht aber auch, weil er zu oft Zweiter geworden war. Fredericks war viermal Olympia-Zweiter, über 100 m und 200 m, er wurde dreimal WM-Zweiter, jeweils über 200 m. Nur einmal holte er bedeutsames Gold, bei der WM 1993, über 200 m. Das ewige Scheitern auf der Jagd nach Gold erhob ihn zur Legende im Sprint. Aber seine Bedeutung für die Leichtathletik liegt im Menschen Fredericks. Er ist ruhig, bescheiden, souverän. Solche Leute sind selten im Weltklasse-Sprint.

Er hätte sich als sozialen Menschen verkaufen können. In Windhoek entwickelte er ein Projekt für Jugendliche mit dürftigen Perspektiven. Aber darüber redet er nicht gern. Auch nicht darüber, dass in seiner Heimat eine Straße nach ihm benannt wurde. Manche haben versucht, ihn als Botschafter des neuen, von der Apartheid befreiten Namibia zu verkaufen. Dagegen hat er sich immer gewehrt. Er studierte in den USA Marketing und kehrte 1996 nach Namibia zurück. Aber nicht, weil nun der Süden Afrikas vom Rassismus befreit war, „sondern weil ich meine Ausbildung beendet habe. Ich wäre auch zurückgekehrt, wenn noch das alte Regime regiert hätte“. Inzwischen ist er die Hälfte des Jahres in Berlin. Seine Frau stammt aus der Hauptstadt, Fredericks ist verheiratet mit der Schwester des 800-m-Läufers Nico Motchebon. Die beiden haben ein Kind. Es wird jetzt seinen Vater öfter sehen als früher.

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