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Sport: Sein Wort hat Gewicht

Daniel Stephan ist wieder einmal verletzt – beim Supercup in dieser Woche kann der Kapitän die deutschen Handballer nur verbal unterstützen

Berlin - Mit lockerem Jogging, Massagen und Dehnübungen war Daniel Stephan auch gestern beschäftigt. Während die deutschen Handball-Nationalspieler im westfälischen Halle beim ersten Training vor dem Supercup ins Schwitzen kamen, musste es ihr Kapitän in Lemgo ruhiger angehen lassen. „Die Zerrung im Oberschenkel ist nicht ausgeheilt, das dauert wohl noch eineinhalb Wochen“, sagte der 32 Jahre alte Rückraumspieler, „dabei juckt es mir in den Fingern“. Denn gegen die prominenten Gegner wie Olympiasieger Kroatien, Weltmeister Spanien, Russland, Frankreich oder Schweden hätte er sich von Mittwoch an zu gern den deutschen Fans präsentiert. In einem Telefonat hatte er das dem Bundestrainer Heiner Brand mitgeteilt. „Bei so einer Zerrung muss man aufpassen, dass es nicht noch schlimmer wird, aber ich ärgere mich schon sehr darüber“, sagte Stephan gestern, kurz bevor er sich wieder auf den Weg ins Reha-Zentrum des TBV Lemgo machte. Zuletzt im Oktober 2004 beim Worldcup in Schweden war der Welthandballer von 1998 im deutschen Aufgebot.

Aber Daniel Stephan hat es längst gelernt, Tiefs zu überwinden. Allein die Tatsache, dass er in den elf Jahren als Nationalspieler nie bei einer WM spielte, zeugt davon: 1995 saß er als Neuling nur auf der Wechselbank, 1997 verpasste Deutschland die Qualifikation, 1999, 2001, 2003, 2005 brach ein Daumengelenk, splitterte ein Handknochen, riss eine Kapsel im Sprunggelenk, war eine Achillessehne durch und letztlich, vor Tunesien in diesem Jahr, stoppte ihn ein schwer lädierter Ellenbogen. „Es reicht eigentlich", sagt Daniel Stephan mit Blick auf die WM 2007 in Deutschland, „aber deshalb werde ich nicht gleich bei jedem Wehwehchen zurückstecken“. Außerdem steht im Januar 2006 in der Schweiz zunächst einmal die EM bevor. Und am Gewinn der EM-Goldmedaille zuletzt in Slowenien war er ebenso maßgeblich beteiligt wie an der olympischen Silbermedaille im vorigen Jahr in Athen.

Was Stephans Ausfall für den Bundestrainer diesmal so problematisch macht, ist die kurze Zeit, die ihm noch bis zur EM bleibt. „Die Zeit des Experimentierens ist eigentlich vorbei“, urteilt Brand, während sein Kapitän Siege beim Supercup als eine Chance sieht „sich bei den Gegnern für die EM psychologisch in einen Vorteil zu bringen“. Am Samstag wird Stephan extra nach Halle reisen, um am Halbfinaltag wenigstens beim deutschen Team zu sein. „Mein Wort hat Gewicht“, sagt Stephan, „ich versuche, meinen Sachverstand und Charakter einzubringen“. Mit einigen der jungen Spieler stand er noch nie zusammen auf dem Parkett. Einige von ihnen waren bei der WM in Tunesien dabei, als Deutschland Neunter wurde. „Die dort gesammelten Erfahrungen können sie nun einbringen“, sagt Stephan, dessen Lemgoer Teamgefährte Markus Baur nach langer Verletzungspause ebenfalls noch vor dem Auswahl-Comeback steht. Doch im Gegensatz zu Baur zeigte Stephan bis zu seiner jüngsten Verletzung in der Bundesliga bereits wieder seine Klasse.

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