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Sport: SEITENWECHSEL Tief über Leipzig

Skandale der Olympiabewerbung

Im Wettlauf um Olympia hat Leipzig einen meteorologischen Vorteil – meint jedenfalls Wolfgang Tiefensee. „Wir liegen in einem Raum, in dem die Hochdruckgebiete aus dem südlichen Europa verweilen“, sagt der Oberbürgermeister zur Großwetterlage. Drei ostdeutsche Autoren haben eine andere Sicht der Dinge. Sie schreiben: „Wolfgang Tiefensee wirkt wie der Schönwetterfrosch seiner Stadt, dem sie die Leiter weggezogen haben. Er sitzt, trotz eines veritablen Tiefdruckgebiets, immer noch weit oben, aber niemand weiß, worauf.“ So viel zur Unterhaltung. Doch die deutsche Kandidatur für die Spiele 2012 ist eine ernste Sache.

Die Macher des Buches „Operation 2012“ haben viel strenge Wortgewalt in ihr Werk gelegt. Ein Kapitel ist so überschrieben: „Vertragsakrobatik im Provisionspanoptikum“. Anhand von Gesprächen mit Beteiligten und internen Protokollen zeichnen unter anderem Grit Hartmann, Autorin des DDR-Doping-Buches „Goldkinder“, sowie Jens Wenreich, Ressortleiter Sport der „Berliner Zeitung“, die Skandale der Bewerbung nach: Stasi, Betrug, Wahlkampf. Manches Kapitel ist interessant, etwa das über die vielen Geschäftsverbindungen beim Neubau des Zentralstadions oder das über Aufstieg und Fall von Wolfram Köhler, der die Idee von Olympia in Sachsen entwickelt hatte. Zuweilen scheinen die Autoren aber in den Querelen die Übersicht zu verlieren. Auf Seite 56 heißt es: „Fortsetzung ab Seite 211“.

Kein leichtes, aber ein aufschlussreiches Buch. Für Politiker, Sportjournalisten – und Meteorologen.

Grit Hartmann, Cornelia Jeske, Jens Weinreich: Operation 2012 – Leipzigs deutscher Olympiatrip. Forum Verlag, Leipzig 2004. 295 Seiten, 22,90 Euro.

An dieser Stelle lesen Sie jeden Dienstag einen Buchtipp aus der Welt des Sports.

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