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Sport: Selbstvertrauen erkämpft

Der EHC Eisbären ist nach dem 3:2 in Hamburg seit acht Spielen ungeschlagen

Am Ende war alles nicht so schlimm. Jedenfalls versuchte Bill Stewart das zu suggerieren, als er nach dem gestrigen Heimspiel der Freezers seinen Kollegen von den Eisbären in den Katakomben der Hamburger Color-Line-Arena traf. Nett lächelnd sagte der neue Trainer der Freezers zu Pierre Pagé: „Mensch, wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Wie geht es dir?“ Sehr gut ging es Pagé, er konnte sich über das Wiedersehen mit dem kanadischen Landsmann richtig freuen. Schließlich hatten die von ihm betreuten Eisbären am Sonntag vor 12 949 Zuschauern 3:2 (0:1, 3:0, 0:1) in Hamburg gewonnen. So wie die Fans der Freezers unzufrieden waren, konnte auch Stewart nicht zufrieden sein mit seiner Mannschaft, die wohl bis zum Ende der Hauptrunde um den Einzug in die Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ringen wird. Denn die Hamburger hinterließen gestern keinen starken Eindruck.

Die Eisbären zeigten dagegen besonders im kämpferischen Bereich eine ansprechende Leistung. Ab dem zweiten Abschnitt waren die Berliner aggressiv in den Zweikämpfen, sie erhöhten das Tempo. Nur in den ersten 20 Spielminuten hatten die Freezers Vorteile, so war ihr Tor zum 1:0 durch Greg Classen nicht mal unverdient – auch wenn es nach einem Patzer von Eisbären-Torhüter Youri Ziffzer fiel. Allerdings erwischte auch Ziffzers Hamburger Kollege Boris Rousson keinen fehlerfreien Nachmittag, was wiederum den Berlinern entgegenkam. Als Rousson nicht realisiert hatte, dass der Puck frei vor seinen Beinschonern lag, stocherte Denis Pederson das Spielobjekt ins Hamburger Tor. „Einfach drauf und rein mit dem Ding“, habe er gedacht, erzählte der Schütze später. Tatsächlich war das wieder einmal sehr engagierte Auftreten des kanadischen Stürmers der „Weckruf für alle“, wie Pagé später sagte. „Denn das erste Drittel war unser schlechtestes in dieser Saison.“ Ab dem Mittelabschnitt aber war der Trainer angetan vom Spiel seiner Mannschaft: „Das war wirklich schon fast so, wie ich mir das vorstelle.“

In Führung gingen die Eisbären durch Mark Beaufait. Der Amerikaner erzielte mit einem Rückhandschuss nach einer cleveren Einzelleistung das 2:1. Auf der Hamburger Spielerbank wurde es danach unruhiger. Kotrainer Bob Leslie begann einen aufgeregten Dauerlauf, Cheftrainer Stewart diskutierte mit Schiedsrichter Roland Aumüller aus Ottobrunn. Doch das Spiel der Freezers wurde nicht lebendiger, im Gegenteil. Das Berliner Tor zum 3:1 durch Andy Roach war völlig verdient. Wenige Sekunden nach Beginn des letzten Abschnitts allerdings brachten sich die Eisbären durch einen Wechselfehler in Bedrängnis, denn Francois Fortier gelang in dieser Szene der Anschlusstreffer für Hamburg.

Mehr passierte aber nicht und so freuten sich die Eisbären nach der Schlusssirene über sechs Punkte an einem Wochenende, Freitag hatten sie ihr Heimspiel gegen Iserlohn 4:1 gewonnen. „Das war ein wichtiges Wochenende für uns“, sagte Pederson. „Wir haben uns unser altes Selbstvertrauen zurückerkämpft.“ In nunmehr acht Spielen in Folge haben die Eisbären Punkte geholt, der Meister ist im Aufwärtstrend, während es in Hamburg auch unter dem umstrittenen neuen Trainer nicht nach oben gehen will. Nach drei Siegen hat Stewart nun zwei Mal verloren – gestern in der vollen Hamburger Arena. Als sich Bill Stewart am frühen Sonntagabend von seinem Berliner Kollegen verabschiedete, zeigte er, wie es wirklich in ihm aussah. „Das Spiel war gut für dich“, sagte er zu Pierre Pagé. „Für uns war es weniger gut.“

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