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Sport: Seltene Momente

Erst gewinnt Formel-1-Pilot Räikkönen in Japan durch ein brillantes Manöver, dann zeigt er Emotionen

Als es schon fast dunkel wurde in Suzuka, saß der Held des Tages immer noch in der Garage von McLaren-Mercedes, neben sich seinen Manager Dave Robertson und Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Überall wurde schon abgebaut, aber Kimi Räikkönen schaute nur gebannt auf den Fernsehschirm und betrachtete die Aufzeichnung des vielleicht besten Rennens seines Lebens. Auf Platz 17 war der Finne beim Großen Preis von Japan gestartet, aber am Ende feierte er im spektakulärsten und dramatischsten Formel-1-Rennen der vergangenen Jahre seinen siebten Saisonsieg. In der ersten Kurve auf der letzten Runde überholte er mit einem sensationellen Manöver – der Finne fuhr abseits der Ideallinie – den letzten Konkurrenten, der noch vor ihm lag: Giancarlo Fisichella im Renault. „Das war zusammen mit dem Überholmanöver von Mika Häkkinen im Jahr 2000 in Spa gegen Michael Schumacher so ziemlich das Größte, was es je gab“, sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug mit glänzenden Augen. „Kimi hat, als er an der Box vorbeifuhr, gefragt, wie viele Runden er noch habe. Wir haben ihm gesagt, eine. Dann hat er es einfach gemacht.“

Räikkönen, emotional wie selten nach einem Triumph, zeigte auf dem Siegerpodest ein paar Freudentränen und verkündete später: „Das war zwar harte Arbeit, aber ich habe sie genossen.“ Fisichella weinte ebenfalls, aber aus Enttäuschung über den verpassten Sieg. „Kimi war einfach so viel schneller, ich konnte ihn nicht halten“, sagte der Italiener. Fisichellas Teamkollege Fernando Alonso, der als Weltmeister schon fest steht, war ebenfalls unzufrieden. Er wurde zwar Dritter, aber dieser Platz entsprach nicht seiner Selbsteinschätzung. „Ich hatte hier endlich mal wieder das Gefühl, so schnell zu sein wie die McLaren“, sagte er. Dass er Räikkönen im Kampf um Platz eins nicht wirkungsvoll angreifen konnte, „lag nur an ein paar unglücklichen Situationen und an der Strategie“. Immerhin hatte auch der Weltmeister sein sportliches Highlight: In der extrem schnellen Kurve R130 überholte er den siebenmaligen Weltmeister Michael Schumacher im Ferrari. Schumacher wurde am Ende Siebter.

In der Konstrukteurs-WM liegt Renault trotz der Niederlage wieder zwei Punkte vor McLaren-Mercedes. Die Franzosen profitierten davon, dass Juan Pablo Montoya im zweiten McLaren-Mercedes schon in der ersten Runde von Jacques Villeneuve im Sauber von der Strecke gedrängt wurde. „Der ist in der Schikane geradeaus gefahren und hat mich dann auch noch rausgeschoben“, tobte der Kolumbianer. Nach seinem Crash schlug er wütend auf die Leitplanke.

Die Folge des Unfalls: fünf Runden Safety-Car – sehr zum Verdruss von Ralf Schumacher. Der Toyota-Pilot war von der Poleposition gestartet, aber am Ende wurde er nur Achter. „Die lange Safety-Car-Phase hat meine Drei-Stopp- Strategie komplett ruiniert. Nicht nur, dass ich dadurch bis zum ersten Stopp viel weniger Vorsprung herausfahren konnte als geplant, auch das Feld ist dadurch wesentlich dichter zusammen geblieben. Und dann hatte ich später auch noch ein Reifenproblem.“

So landete sogar noch Ralf Schumachers Bruder Michael, der nur vom 14. Startplatz aus losgefahren war, vor dem Toyota-Piloten: Der Ferrari-Pilot hatte sich nach dem Start erheblich verbessern können, aber fiel im Verlauf des Rennens doch wieder zurück. Seine Zweikämpfe hatten zwar die Zuschauer begeistert, doch der Rekord-Weltmeister betrachtete das nicht als Trost: „Wenn man dabei immer verliert, dann machen solche Duelle halt doch nicht so viel Spaß. Das einzig Positive ist, dass wir in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft jetzt endgültig Dritter sind. Das ist doch eine schöne Nachricht nach diesem für uns miserablen Jahr.“

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