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Sport: Seltsame Suche

Ein interner Streit zwischen deutschen Leichtathletikfunktionären um einen internationalen Top-Posten könnte das deutsche Ansehen schwächen

Berlin. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) ist auf die Suche gegangen. Gefunden werden soll der Sportfunktionär, der im August bei den Council- und Präsidiumswahlen des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) als Kandidat für den Posten des Vizepräsidenten antritt. Dabei steht einiges auf dem Spiel: Dieser Posten ist eine der einflussreichsten Positionen, die deutsche Funktionäre im internationalen Sport zurzeit besetzen. Und diesen Posten besetzt Helmut Digel, der frühere DLV-Präsident, seit gut drei Jahren.

Die Arbeit des 59-jährigen Digel wird international geschätzt, er möchte weitermachen. Seine Wiederwahl im August gilt in IAAF-Kreisen als sicher, wenn er denn vom deutschen Verband grünes Licht bekommt. Ebenso sicher ist offenbar, dass die IAAF weiter von Präsident Lamine Diack geführt wird - zumal den Senegalesen in seinem Heimatland keine Findungskommission stoppen kann. Für Diack wird es voraussichtlich aber die letzte Amtszeit werden. Perspektivisch gedacht, ist durchaus möglich, dass Digel sogar zum Nachfolger von Diack werden kann. Deutschland hätte die Perspektive, zum ersten Mal den Chef dieser olympischen Kernsportart zu stellen.

Wozu also die Suche mit einer dreiköpfigen Findungskommission, über die internationale Beobachter nur den Kopf schütteln? „Die Findungskommission ist notwendig, weil es auch noch um andere Positionen in internationalen Gremien geht, für die mehrere Kandidaten vorhanden sind. Wir wollen sachlich herangehen und mit allen Bewerbern Gespräche führen", sagt DLV-Generalsekretär Frank Hensel.

Doch einen Freifahrtschein erhält Helmut Digel nicht. Auch er musste zur Fragestunde antreten. Und am vergangenen Wochenende trat nach Informationen des Tagesspiegel noch ein weiterer potenzieller Kandidat vor das Gremium: Clemens Prokop. Ob der DLV-Chef, fast ein Intimfeind von Digel, sich tatsächlich zur Wahl stellt, ist offenbar aber noch nicht sicher. „Ob er Kandidat ist, kann ich nicht sagen", sagt Hensel.

Schon am Freitag, einen Tag vor den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig, fällt die Entscheidung. Dann soll die Findungskommission dem Verbandsrat des DLV eine Empfehlung geben. Der Rat, der sich aus dem DLV-Präsidium und den Präsidenten der Landesverbände zusammensetzt, stimmt ab, wobei nicht damit zu rechnen ist, dass er sich der Empfehlung widersetzen wird. Insider vermuten allein auf Grund der Besetzung der Findungskommission, dass Digel gegen Prokop schlechte Karten hätte. Zu der Kommission gehören auch Frank Hensel und DLV-Vizepräsident Rüdiger Nickel, die beide eher Prokop zugeneigt sein sollen. Nickel sieht die internationale Bedeutung der nationalen Entscheidung. „Für Deutschland ist es sehr wichtig, im Council der IAAF vertreten zu sein.“

Die IAAF verhält sich neutral. Man werde die Entscheidung des DLV respektieren, heißt es aus Kreisen des Verbandes. Ein anderer Kandidat als Digel könne allerdings nicht unbedingt davon ausgehen, auch international gewählt zu werden.

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